Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein ungerechtes System
Fälle wie die der beiden jungen Frauen aus Äthiopien zeigen: Unser ganzes Asylsystem ist in seiner Handhabung nicht nur ineffizient. Nein, es ist auch ungerecht und mitunter grausam. Auf der eine Seite scheint es nicht zu gelingen, Kriminelle und gewaltbereite Islamisten loszuwerden, auf der anderen werden Menschen abgeschoben, die sich um ihre Integration bemühen, schon Arbeits- oder Ausbildungsplätze haben.
Das Asylrecht fragt zunächst nach der Schutzbedürftigkeit des Menschen und nicht nach dem Grad seiner Integration in die deutsche Gesellschaft. Dieser Grundsatz führt aber in Zeiten, wo mangels Alternative über das Grundrecht auf Asyl eine massenhafte Einwanderung stattfindet, immer wieder in die Irre. In diesem Fall werden zwei Schicksalsgefährtinnen auf einmal unterschiedlich behandelt. Einer wurde ihre Geschichte geglaubt, der anderen nicht. So einfach stellt sich die Sachlage letztlich dar, wenn man die Bescheide des Bundesamtes für Migration liest. Im vorliegenden Fall könnten Gerichte korrigierend eingreifen. Ob sie es tun, ist aber offen. Genauso wie die Frage, ob es den Parteien nach der Wahl gelingt, sich auf neue Gesetze zu einigen, die den heutigen Herausforderungen besser genügen.