Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein besonderes Finale in Maria Vesperbild
Der Himmelfahrtstag ist für Wallfahrtsdirektor Imkamp mit einer Lebenswende verbunden. Wieder kommt ein hochkarätiger Geistlicher
„Am 15. August, dem Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel, feiert der schwäbische Wallfahrtsort Maria Vesperbild seinen Höhepunkt im Wallfahrtsjahr.“Dieser Satz steht Jahr für Jahr am Anfang der Pressemitteilung der Maria Vesperbilder Wallfahrtsdirektion, in der Pontifikalamt und Lichterprozession am 15. August angekündigt werden. Das ist heuer nicht anders. Beim Blick auf diesen Satz ahnt man nicht, dass in diesem Jahr einiges anders ist als sonst.
Es ist der letzte Himmelfahrtstag, den Dr. Wilhelm Imkamp als Wallfahrtsdirektor in Maria Vesperbild gestaltet. Am 15. August ist der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch zu Gast im Wallfahrtsort. Aber es ist nicht zuletzt Imkamps persönliches „Vesperbilder-Finale“, das diesen Tag zu etwas Besonderem macht. Wehmut? „Nein, Wehmut kommt derzeit noch nicht auf“, sagt der 65-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Dies liege maßgeblich daran, dass die Vorbereitung des Himmelfahrtstags mit Lichterprozession sehr viel Zeit und Energie in Anspruch nehme. Aber Imkamp geht davon aus, dass sich Wehmut noch einstellen wird, wenn er auf seine lange Zeit in Vesperbild zurückblickt. Der Prälat und Apostolische Protonotar ist seit 1988 Wallfahrtsdirektor.
Ende September will Imkamp klarer sehen
Imkamp hat vor Kurzem angekündigt, dass er künftig keine hauptamtliche Funktion mehr übernehmen werde. Vesperbild verlässt er, wie das Bistum Augsburg mitteilte, aus „gesundheitlichen Gründen“. Imkamp machte dazu keine näheren Angaben. Gerne würde er intensiver wissenschaftlich arbeiten, sich auch gerne längere Zeit in Rom aufhalten, wo er lange studiert hat. Er selbst denkt, dass er Ende September „klarer sieht“, wie seine Zu- kunft konkret aussieht. Der Wechsel in der Wallfahrtsdirektion ist zur Jahreswende 2017/2018 geplant.
Imkamps Nachfolger ist der 63-jährige Erwin Reichart, zuletzt Dekan des Dekanates Kaufbeuren und seit 1988 Pfarrer in Ebersbach. Imkamp kann es sich vorstellen, dass er nach dem offiziellen Wechsel noch für eine Übergangszeit als „Gast der Direktion“in Maria Vesperbild bleibt, um für seinen weiteren Weg die Dinge zu regeln.
Nicht zuletzt durch seine guten Verbindungen nach Rom ist es Imkamp immer wieder gelungen, hochkarätige Geistliche für einen Abstecher nach Maria Vesperbild zu gewinnen wie beispielsweise Georg Gänswein.
In diesem Jahr ist Kurienkardinal Kurt Koch zu Gast. Der 1950 im Kanton Luzern geborene Koch war seit 1995 Bischof von Basel. 2010 wurde er von Papst Benedikt XVI. zum Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen ernannt. Von Papst Franziskus wurde die Ernennung bestätigt. Koch nahm nach dem Rücktritt Benedikts XVI. 2013 auch am Konklave teil.
Bei allen Veränderungen im Wallfahrtsort begegnen wir am 15. August aber auch viel gewohnter Tradition. Die Kräuterbuschen werden laut Mitteilung der Direktion vormittags in den heiligen Messen um 7.30 Uhr, 8.30 Uhr und 10.15 Uhr geweiht. Alle Gottesdienste werden in den Eltern-KindRaum auf einen Monitor übertragen, das Pilgeramt um 10.15 Uhr zusätzlich auf die Außenbildschirme der Kirchenvorplätze.
Das Pontifikalamt mit Kurt Koch an der Mariengrotte beginnt um 19 Uhr. Die Lichterprozession findet im Anschluss an das Pontifikalamt statt und führt über den Schlossberg zurück zur Mariengrotte. Die Erteilung des bischöflichen Segens und die Papsthymne beschließen den Abend, der für Maria Vesperbild und die Region zweifellos ein außergewöhnliches Ereignis ist.
Der Wallfahrtsort Maria Vesperbild liegt etwa ein Kilometer südöstlich von Ziemetshausen an der B 300. Jährlich pilgern 400 000 bis 500000 Menschen nach Vesperbild zum Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes. 1650 wurde auf dem Weg von Ziemetshausen nach Langenneufnach als Dank für das Ende des Dreißigjährigen Krieges die Feld-Kapelle errichtet. 1673 wurde die Kapelle vergrößert und 1725 wurde die erste Wallfahrtskirche gebaut. 1754 entstand eine neue Wallfahrtskirche, die 1756 geweiht wurde. 1960 wurde der Gnadenaltar und 1965 wurden die Seitenaltäre errichtet.