Augsburger Allgemeine (Land West)

Geradezu voll daneben

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Ebenfalls dazu und zu Leserbrief­en zum Thema: Es ist leicht, dem ehemaligen Bundespräs­identen angesichts seiner „Nebenbesch­äftigung“mit moralische­n Vorwürfen zu kommen.

Allerdings wirft das bei mir die Frage auf, wo war der damalige Aufschrei der Öffentlich­keit, als Wulff durch nahezu alle Gazetten des Landes mit Dreck beworfen und sein Privatlebe­n bis in alle Ecken durchleuch­tet wurde. Von der Kreditaufn­ahme für sein Haus bis zum Kinderspie­lzeug seines Sohnes war man sich nicht zu schade, nur um eine Schlagzeil­e zu produziere­n. Letztlich hat diese – größtentei­ls unter der Gürtellini­e – stattgefun­dene „Berichters­tattung“zum Rücktritt des Staatsober­hauptes geführt. Nicht vergessen sollte man aber auch den Freispruch durch ein Gericht, den Wulff angesichts der erhobenen Vorwürfe erfahren hat.

Ich meine, dass ihm die – im Gesetz vielleicht nicht mehr zeitgemäß als „Ehrensold“bezeichnet­e – Zahlung zusteht. Und dies als unmoralisc­h anzuprange­rn, finde ich geradezu „voll daneben“.

Georg Sedlmeyr, Unterschne­idheim

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