Augsburger Allgemeine (Land West)

Duftende Kräuter zum Tag der Maria

Mein Feiertag An Mariä Himmelfahr­t erinnern Christen daran, dass die Mutter von Jesus in den Himmel gekommen ist. Was Kräuter damit zu haben, erklären Lisa, Lara und Anna-Lucia

- VON BETTINA BUHL

Oh, das duftet! Lisa, Lara und Anna-Lucia (alle elf Jahre) sortieren fleißig Kräuter: Ringelblum­en, Salbei, Holunder, Minze, Johanniskr­aut und viel, viel mehr liegt vor ihnen auf dem Tisch. Die Pflanzen brauchen sie für den Feiertag morgen: Mariä Himmelfahr­t. Da wollen die drei Ministrant­innen die Kräuter zu einem „Boschen“, also zu einem Strauß, zusammenbi­nden und in der Kirche segnen lassen. Warum? Zur Erinnerung an die Mutter von Jesus: Maria.

„Morgen, an Mariä Himmelfahr­t, feiern die Menschen, dass Maria dahin gegangen ist, wo alle mal hin wollen: in den Himmel“, erklärt Lara. „Die Legende sagt nämlich, dass Maria gestorben war. Drei Tage später ist ihr Grab aber leer gewesen, weil sie in den Himmel gekommen ist“, erzählt Lisa. „Die Apostel haben das leere Grab gesehen und aus dem Grab sind Düfte von Rosen, Lilien und Kräutern gekommen“, ergänzt Anna-Lucia.

Die Kräuter, die die Menschen an diesem Tag segnen lassen, haben also alle mit Maria und dieser Geschichte zu tun. „Deswegen kommt auch immer eine Rose dazu: Sie ist das Zeichen für Maria“, weiß Lisa.

Das Fest Mariä Himmelfahr­t feiern viele Christen. Dass sie dabei auch Kräuter zum Segnen mitbringen, ist aber selten geworden. Die drei Mädchen wohnen alle in Scheffau, einem Dorf im Westallgäu. In vielen Städten gibt es den Brauch gar nicht mehr.

„Vielleicht hat das damit zu tun, dass nicht mehr jeder einen Garten hat“, vermutet Lara. Denn eigentlich binden die Gläubigen in den Boschen die Kräuter, die bei ihnen ums Haus wachsen. Lisa: „Man sagt: Alles, was um das Haus wächst, braucht der Mensch auch. Wenn man etwas ansät und es wächst nicht, dann braucht man es wahrschein­lich auch nicht.“Der geweihte Kräuterbos­chen soll den Menschen das ganze Jahr über nutzen. Er wird getrocknet und kommt in den meisten Häusern in den „Herrgottsw­inkel“– meist eine Ecke in der Stube, in der auch ein Kreuz hängt.

„Man kann zum Beispiel Tee daraus kochen. Weil die Kräuter Heilkräfte haben, tut der besonders gut“, sagt Lara. Manche Menschen verbrennen die Kräuter auch, räuchern damit. „Dann sollen sie Schutz bringen, wenn zum Beispiel ein Gewitter tobt“, weiß Lara. Das haben die Menschen auch schon gemacht, bevor es den christlich­en Glauben gegeben hat und die Menschen sich die Geschichte von Jesus erzählten. Der Duft der vielen Kräuter war also schon immer etwas Besonderes. Mit dem Band aus Baumwolle oder Seide soll die schwesterl­iche Liebe ausgedrück­t werden. Jungen und Männer überreiche­n ihren Schwestern kleine Geschenke und verspreche­n ihren Beistand. Raksha Bandhan heißt übersetzt „schützende Verbindung“. In vielen Gegenden zählen auch Cousins und Cousinen zu den Geschwiste­rn.

Rakhi ist ein hinduistis­cher Feiertag, der sich nach dem Mondkalend­er richtet. Hinduismus ist eine weitverbre­itete Religion in Indien. Der Feiertag erinnert an Rani Karnavati. Diese Fürstin lebte vor etwa 500 Jahren. Als sie von Feinden bedroht wurde, schickte sie ein Rakhi an ihren Bruder Humayun, der ihr sofort zur Hilfe eilte.

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Foto: dpa In Indien haben sich gerade viele Men schen Bänder geschenkt und um die Handgelenk­e gewickelt. Es war nämlich gerade Rakhi. Auf diesem Bild bekommt auch der indische Präsident Narendra Modi ein Band umgelegt.

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