Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Darstellung Mariens und ihr böhmisches Vorbild
Wallfahrt Was ein Heiratsvertrag mit der Frömmigkeit in Emersacker zu tun hat. Noch heute kommen viele Pilger
Emersacker
Das Fest „Mariä Himmelfahrt“am 15. August hat in der Pfarrei Emersacker eine ganz besondere Bedeutung wegen eines Gnadenbildes. Das Werk hängt in der Emersackerer Pfarrkirche in einem eigens erbauten Seitenaltar, es ist schon 300 Jahre alt. Es ist eine Kopie des Gnadenbildes in Klattau in Böhmen.
Als die Herrschaft Emersacker 1658 an die Fugger‘sche Stiftung kam und 1872 durch Heiratsvertrag an den Grafen Heinrich von und zu Schaumburg überging, ließ Graf Heinrich umgehend aus seiner Heimat Klattau eine Kopie des dortigen Gnadenbildes kommen, das er in seinem Emersackerer Schloss aufstellte. Er wollte damit die Marianische Verehrung selbst fortsetzen aber auch der hiesigen Bevölkerung nahe bringen und diese Wallfahrt auch hier verbreiten. Darum trägt auch nur dieses Bild die Unterschrift „B. Maria Clattonensis“.
Als dann die Witwe dieses Grafen, Maximina Konstantia Fugger im Jahre 1688 die Herrschaft Emersacker an den protestantischen Augsburger Patrizier Matthais Koch von Gailenbach verkaufte, ließ dieser das Emersackerer Gnadenbild aus dem Schloss entfernen und am Ortsrand Richtung Lauterbrunn an einem Baum befestigen. Bald kamen immer mehr Menschen zu diesem Bild am Baum, um davor kniend zu beten.
Untervogt Adam Schropp ließ kurz vor 1700 eine kleine Kapelle für das Bild bauen. Im Jahre 1730 gründete Pfarrer Friedrich Thoma (1729 bis 1734) in Emersacker die Bruderschaft der Sieben Schmerzen unserer heiligen Jungfrau Maria, um die Verehrung des Gnadenbildes besonders zu beleben und wachzuhalten. Im Jahre 1731 genehmigte Papst Clemens XII. diese Bruderschaft, die bis zum heutigen Tag noch besteht. Die Wallfahrt belebte sich nach 1725 so, dass lange Zeit drei bis vier Wallfahrtspriester anwesend waren, für die Pfarrer Johann Georg Ried von Osterbuch ein Frühmessbenefizium mit Frühmesshaus stiftete. Doch kamen oft so viele Pilger, dass außerdem noch auswärtige Priester aus der Umgebung beim Beichthören und Lesen der Votivmessen aushelfen mussten.
Dass es auch von diesem Gnadenbild Gebetserhörungen und besondere Heilungen gab, berichtet nicht nur das Wallfahrtsbüchlein von Pfarrer Thoma im Jahre 1731, sondern sagen heute noch Aufzeichnungen der Pfarrchronik, aber vor allem immer wieder gespendete Votivtafeln, auf denen der Gottesmutter der Dank für Hilfe ausgedrückt wird.
Besonderes Gebetsziel ist die Gotttesmutter Maria vor allem auch immer wieder in Kriegszeiten, wie im vorigen Jahrhundert im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Dann bitten die Menschen immer wieder um Schonung und Heimkehr der Soldaten. Während die Marianische Bruderschaft ihr Hochfest an Mariä Himmelfahrt begeht, kommen Wallfahrergruppen aus Modelshausen, Lauterbrunn und Heretsried, sowie die seit über 20 Jahren bestehende Soldatenwallfahrt aber auch Einzelbittsteller, denn dieses Gnadenbild lebt heute noch in vielen Herzen gläubiger Menschen. O
Gottesdienst Am Dienstag, 15. Au gust, findet in Emersacker der Wall fahrtsgottesdienst anlässlich des 300 jäh rigen Bestehens der Pfarrkirche Emers acker statt. Um 10 Uhr ist Wallfahrtsgot tesdienst mit Zelebrant Pfarrer Peter Twrdy. Musikalisch wird die Wallfahrts messe vom Bockberger Viergesang ausgestaltet. Vor dem Gottesdienst wer den Kräuterbüschel angeboten. Nach der heiligen Messe gibt es Weißwürste im Klostergarten.