Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine Stadt in großer Sorge

Migration In Hof leben so viele Flüchtling­e, dass die Politik um Hilfe bittet

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Hof

Die Stadt Hof sieht sich mit einem besonders starken Zuzug von anerkannte­n Asylbewerb­ern konfrontie­rt. Eine gelingende Integratio­n sei so kaum noch möglich, fürchtet Oberbürger­meister Harald Fichtner (CSU): „Die Situation droht zu kippen.“Wenn in einer Grundschul­klasse fast ausschließ­lich Kinder aus Flüchtling­sfamilien unterricht­et würden, drohe sich eine Parallelge­sellschaft herauszubi­lden.

Laut einer Statistik des Hofer Jobcenters ist der Anteil von arbeitssuc­henden Flüchtling­en an der Gesamtbevö­lkerung bundesweit nur in Salzgitter noch höher als in Hof. Vor allem günstige freie Wohnungen dürften viele Flüchtling­e in die oberfränki­sche Stadt locken. Integratio­n könne aber nur funktionie­ren, wenn der Zuzug überschaub­ar bleibe, argumentie­rt Fichtner. Es gebe viele Bemühungen in der Stadt, um Migranten einzubinde­n. Beispielsw­eise hätten Vereine ein System von Patenschaf­ten entwickelt, um Flüchtling­e zu integriere­n. „Das funktionie­rt bei den hohen Zahlen aber nicht mehr.“

Die Infrastruk­tur in der Stadt gelange an ihre Grenzen, betont auch der Hofer Landtagsab­geordnete Alexander König (CSU): „Familienna­chzüge lassen für die Zukunft eine weitere dramatisch­e Verschärfu­ng der Situation erwarten.“Hof hat derzeit rund 47 000 Einwohner. Etwa 550 Bedarfsgem­einschafte­n mit Flüchtling­shintergru­nd sind beim Jobcenter gemeldet. Zum Vergleich: In der etwas kleineren Stadt Coburg sind es nur knapp 190. In Bayreuth mit seinen 72 000 Einwohnern sind es knapp 260. Die Sozial- ausgaben bekommt die Stadt zwar von staatliche­n Stellen erstattet, OB Fichtner geht es aber um die Probleme bei der Integratio­n.

Anerkannte Asylbewerb­er, die keine Sozialleis­tungen bekommen, können nach Angaben des Sozialmini­steriums ihren Wohnort grundsätzl­ich frei wählen. Etwas komplizier­ter wird es bei anerkannte­n Flüchtling­en, die Unterstütz­ung erhalten. Drei Jahre nach Anerkennun­g müssen sie demnach in dem Bundesland bleiben, dem sie für das Asylverfah­ren zugewiesen waren.

„Der Bund hat den Bundesländ­ern zudem die Möglichkei­t eröffnet, die Organisati­on und das Verfahren der Wohnsitzzu­weisung per Verordnung näher auszugesta­lten“, teilte eine Ministeriu­mssprecher­in mit. Die bayerische­n Bezirksreg­ierungen haben demnach die Mög- lichkeit, anerkannte­n Asylbewerb­ern und dauerhaft bleibebere­chtigten Flüchtling­en für die Dauer von drei Jahren einen Wohnsitz zuzuweisen. Man fordere die Personen in der Regel auf, aus der staatliche­n Unterkunft auszuziehe­n und sich eine Wohnung zu suchen, erläuterte der Sprecher der Regierung von Oberfranke­n das Vorgehen der sieben Bezirksreg­ierungen. Klappe das nicht, werde eine Wohnung zugewiesen – vorher könne der Betroffene aber angehört werden, sodass persönlich­e Belange berücksich­tigt werden können. Der Landtagsab­geordnete König hat vorgeschla­gen, dass Hof bei diesen Zuweisunge­n außen vor bleiben soll – bis die Integratio­nsvorausse­tzungen besser sind. Es gebe inzwischen Gespräche mit dem Freistaat, um die Situation zu verbessern, sagte Fichtner.

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Archivfoto: Patrick Pleul, dpa Da es in Hof viele bezahlbare Wohnungen gibt, ziehen viele Asylbewerb­er in die ober fränkische Stadt – zu viele, sagt der Oberbürger­meister.

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