Augsburger Allgemeine (Land West)
Das mobile Fotostudio
Ratgeber Die ersten Urlauber dürften mit einem ganzen Smartphone-Speicher voller Aufnahmen zurückgekommen sein. Doch kleine Kunstwerke werden oft erst in der Nachbearbeitung daraus. Wir stellen die besten Apps dafür vor
Was waren das noch für Zeiten, als Papa eine riesige Fotoausrüstung mit in den Urlaub schleppte! Dabei gelangen Mama mit ihrer KodakKnipskiste meist die besten Schnappschüsse. Heute fotografiert die ganze Familie – mit dem Handy. Denn Apples iPhone und auch viele Android-Smartphones werden mit immer besseren Kameras ausgestattet. Hat man auch noch die richtigen Werkzeuge an Bord, hat man sein eigenes Fotostudio immer mit dabei. Bearbeiten lassen sich die Schnappschüsse direkt auf dem Gerät. Wir stellen die besten Foto-Apps vor.
Der Einstieg ist einfach und oft sogar gratis
Open Camera ist eine der besten und vielseitigsten Kamera-Apps für Android und trotzdem kostenlos und komplett werbefrei. Die App fügt der Foto-Funktion unter Android alle Einstellungen hinzu, die man von einer echten Kamera erwarten würde. Dazu gehören ein Bildstabilisator, Weißabgleich, diverse Bildmodi, ISO-Einstellung, Gesichtserkennung und vieles mehr. Sogar eine Auslöseverzögerung und eine Serienbild-Funktion fehlen nicht. Unter „Standort-Einstellungen“lässt sich die Erfassung der Standortdaten („Geotagging“) via Satellit aktivieren. So kann man später leichter feststellen, wo ein Foto gemacht wurde. Aus Datenschutzgründen und um den Akku zu schonen, sollte man diese Funktion deaktivieren, wenn man sie gerade nicht braucht. Möchte man aus den Aufnahmen noch mehr herausholen, ist PhotoDirector die richtige App. Grundfunktionen der Bildbearbeitung finden sich ebenso wie spannende Gimmicks. So kann man Collagen erstellen oder einzelne Bereiche farbig gestalten, während der Rest schwarz-weiß bleibt.
Aus der Masse an Foto-Apps in Apples App Store sticht Enlight heraus. Damit veredelt man Schnappschüsse auf dem iPhone und dem iPad in wenigen Minuten. Natürlich sind die üblichen Bildverbesserungen wie Kontrast, Helligkeit, Farben an Bord. Daneben gibt es eine große Menge an Filtern, mit denen man den eigenen Bildern im Handumdrehen eine ganz besondere Stimmung verpassen oder sie wie eine historische Aufnahme aussehen lassen kann. Richtig interessant wird es mit den „Tools“und den „Kunst“-Funktionen. Damit lassen sich Unschärfe- und Überblendungseffekte erzielen oder einzelne Objekte innerhalb des Bildes verzerren, vergrößern und verkleinern. Wer will, kann seine Fotos sogar in Gemälde oder Zeichnungen umwandeln.
So kommt Bewegung in die Bilder
Die Funktion „Live Photos“beherrschen iPhones ab der sechsten von Haus aus. Beim Schießen eines Fotos mit der vorinstallierten Kamera-App werden automatisch jeweils 1,5 Sekunden vor und nach der Aufnahme gespeichert. Jedes Live Photo besteht aus einer 12-Megapixel-Aufnahme und einer Videosequenz. Drückt man per „3D Touch“auf das Bild, erwacht es zum Leben.
Dafür, dass man mit dieser Funktion noch viel mehr machen kann, sorgt ausgerechnet Konkurrent Google. Mit dessen kostenloser iOSApp Motion Stills lassen sich Live Photos als GIF- oder Video-Dateien sichern, die auch aus mehreren Einzelbildern zusammengesetzt werden können. GIFs sind in Endlosschleife abgespielte Mini-Videos, die sich auf Facebook & Co. derzeit großer Beliebtheit erfreuen. Die Auswahl eines alternativen Standbilds ist ebenfalls möglich.
Auch mit Lively lassen sich die Live Photos in überall abspielbare Videos und GIFs umwandeln. Die App bietet zudem jede Menge Bearbeitungsoptionen. So kann man die Abspielgeschwindigkeit einstellen oder ein einzelnes Bild auswählen, das sich als statisches Foto extrahieren lässt.
Auch Microsoft hat eine interessante iOS-App am Start. Nach dem Auslösen wird eine ganze Serie von Fotos aufgenommen, die analysiert werden, um die Einstellungen anzupassen. Der Trick dabei: Nur die gelungensten Aufnahmen werden verwendet, während die übrigen der Verbesserung des Endergebnisses dienen. Werden Bewegungen erkannt, nimmt die App automatisch ein kurzes Video auf, das als Endlosschleife abgespielt wird.
Auf dem PC oder mittels einer zusätzlichen App wie Video to GIF lässt sich dieses schnell in eine GIFDatei umwandeln.
Der erwähnten Google-App zum Trotz hängt die Android-Welt dem Trend zum Bewegtbild noch etwas hinterher. Doch auch hier erwacht die Minivideofotografie allmählich zum Leben. So bietet die GratisApp Magix Camera MX nach dem letzten Update eine Funktion namens „Live Shot“, die Apples Live Photos nachempfunden ist.
Die App ermöglicht sogar Zeitreisen in doppeltem Sinne. Zum einen findet sich unter den zahlreichen mitgelieferten Filtern ein „Retro“-Filter, mit dem man Fotos wie historische Aufnahmen aussehen lassen kann. Zum anderen gibt es den ausgesprochen praktischen „Shoot-the-Past-Modus“. Wie es der Name schon nahelegt, kann man damit in die Zeit vor der eigentlichen Aufnahme zurückgehen, wenn man den richtigen Moment verpasst hat. Motive wie „Gattin mit geschlossenen Augen vor SonnenunGeneration tergang“gehören damit der Vergangenheit an.
Fortgeschrittene kommen ebenfalls auf ihre Kosten Photoshop Lightroom
ist die Referenz in der digitalen Bildbearbeitung. Ganz so viele Möglichkeiten bietet die App nicht, doch dafür immerhin alles, was man braucht, um direkt auf dem Gerät Aufnahmen zu bearbeiten und zu verwalten. So unterstützt sie die HDR-Technik, also Bilder mit „hohem Dynamikumfang“, wie es in der Fachsprache heißt.
Je nach Know-how und Anspruch reichen die Möglichkeiten von einfachen Vorgaben bis hin zu leistungsstarken, fortgeschrittenen Korrekturen. Fünf „Live-Presets“zeigen schon im Sucher, wie das Bild später aussehen wird. Die BasisApp ist gratis, erweiterte Funktionen sind Abonnenten von Adobes „Creative Cloud“vorbehalten. Dazu gehört der Online-Speicher, das Bearbeiten von Rohdaten („Raw“) und die Korrektur ausgewählter Bildbereiche.
Erfahrene Fotografen kennen das: Trotz immer höherer Auflösungen und verbesserter Bildqualität leiden die Handyfotos oft unter optischen Verzerrungen durch die oft nicht sehr hochwertigen Linsen. Auch Helligkeitsverluste, schiefe Aufnahmen oder ungünstig gewählselbstständig te Ausschnitte trüben den Spaß. Doch keine Sorge: Mit der App
SKRWT lassen sich solche Fehler meist beheben. Wer bereit ist, sich etwas einzuarbeiten, findet darin ein interessantes Tool, das zum kleinen Preis weitaus mehr Möglichkeiten bietet als die üblichen Filtersammlungen.