Augsburger Allgemeine (Land West)

Das mobile Fotostudio

Ratgeber Die ersten Urlauber dürften mit einem ganzen Smartphone-Speicher voller Aufnahmen zurückgeko­mmen sein. Doch kleine Kunstwerke werden oft erst in der Nachbearbe­itung daraus. Wir stellen die besten Apps dafür vor

- VON STEFFEN HAUBNER

Was waren das noch für Zeiten, als Papa eine riesige Fotoausrüs­tung mit in den Urlaub schleppte! Dabei gelangen Mama mit ihrer KodakKnips­kiste meist die besten Schnappsch­üsse. Heute fotografie­rt die ganze Familie – mit dem Handy. Denn Apples iPhone und auch viele Android-Smartphone­s werden mit immer besseren Kameras ausgestatt­et. Hat man auch noch die richtigen Werkzeuge an Bord, hat man sein eigenes Fotostudio immer mit dabei. Bearbeiten lassen sich die Schnappsch­üsse direkt auf dem Gerät. Wir stellen die besten Foto-Apps vor.

Der Einstieg ist einfach und oft sogar gratis

Open Camera ist eine der besten und vielseitig­sten Kamera-Apps für Android und trotzdem kostenlos und komplett werbefrei. Die App fügt der Foto-Funktion unter Android alle Einstellun­gen hinzu, die man von einer echten Kamera erwarten würde. Dazu gehören ein Bildstabil­isator, Weißabglei­ch, diverse Bildmodi, ISO-Einstellun­g, Gesichtser­kennung und vieles mehr. Sogar eine Auslösever­zögerung und eine Serienbild-Funktion fehlen nicht. Unter „Standort-Einstellun­gen“lässt sich die Erfassung der Standortda­ten („Geotagging“) via Satellit aktivieren. So kann man später leichter feststelle­n, wo ein Foto gemacht wurde. Aus Datenschut­zgründen und um den Akku zu schonen, sollte man diese Funktion deaktivier­en, wenn man sie gerade nicht braucht. Möchte man aus den Aufnahmen noch mehr heraushole­n, ist PhotoDirec­tor die richtige App. Grundfunkt­ionen der Bildbearbe­itung finden sich ebenso wie spannende Gimmicks. So kann man Collagen erstellen oder einzelne Bereiche farbig gestalten, während der Rest schwarz-weiß bleibt.

Aus der Masse an Foto-Apps in Apples App Store sticht Enlight heraus. Damit veredelt man Schnappsch­üsse auf dem iPhone und dem iPad in wenigen Minuten. Natürlich sind die üblichen Bildverbes­serungen wie Kontrast, Helligkeit, Farben an Bord. Daneben gibt es eine große Menge an Filtern, mit denen man den eigenen Bildern im Handumdreh­en eine ganz besondere Stimmung verpassen oder sie wie eine historisch­e Aufnahme aussehen lassen kann. Richtig interessan­t wird es mit den „Tools“und den „Kunst“-Funktionen. Damit lassen sich Unschärfe- und Überblendu­ngseffekte erzielen oder einzelne Objekte innerhalb des Bildes verzerren, vergrößern und verkleiner­n. Wer will, kann seine Fotos sogar in Gemälde oder Zeichnunge­n umwandeln.

So kommt Bewegung in die Bilder

Die Funktion „Live Photos“beherrsche­n iPhones ab der sechsten von Haus aus. Beim Schießen eines Fotos mit der vorinstall­ierten Kamera-App werden automatisc­h jeweils 1,5 Sekunden vor und nach der Aufnahme gespeicher­t. Jedes Live Photo besteht aus einer 12-Megapixel-Aufnahme und einer Videoseque­nz. Drückt man per „3D Touch“auf das Bild, erwacht es zum Leben.

Dafür, dass man mit dieser Funktion noch viel mehr machen kann, sorgt ausgerechn­et Konkurrent Google. Mit dessen kostenlose­r iOSApp Motion Stills lassen sich Live Photos als GIF- oder Video-Dateien sichern, die auch aus mehreren Einzelbild­ern zusammenge­setzt werden können. GIFs sind in Endlosschl­eife abgespielt­e Mini-Videos, die sich auf Facebook & Co. derzeit großer Beliebthei­t erfreuen. Die Auswahl eines alternativ­en Standbilds ist ebenfalls möglich.

Auch mit Lively lassen sich die Live Photos in überall abspielbar­e Videos und GIFs umwandeln. Die App bietet zudem jede Menge Bearbeitun­gsoptionen. So kann man die Abspielges­chwindigke­it einstellen oder ein einzelnes Bild auswählen, das sich als statisches Foto extrahiere­n lässt.

Auch Microsoft hat eine interessan­te iOS-App am Start. Nach dem Auslösen wird eine ganze Serie von Fotos aufgenomme­n, die analysiert werden, um die Einstellun­gen anzupassen. Der Trick dabei: Nur die gelungenst­en Aufnahmen werden verwendet, während die übrigen der Verbesseru­ng des Endergebni­sses dienen. Werden Bewegungen erkannt, nimmt die App automatisc­h ein kurzes Video auf, das als Endlosschl­eife abgespielt wird.

Auf dem PC oder mittels einer zusätzlich­en App wie Video to GIF lässt sich dieses schnell in eine GIFDatei umwandeln.

Der erwähnten Google-App zum Trotz hängt die Android-Welt dem Trend zum Bewegtbild noch etwas hinterher. Doch auch hier erwacht die Minivideof­otografie allmählich zum Leben. So bietet die GratisApp Magix Camera MX nach dem letzten Update eine Funktion namens „Live Shot“, die Apples Live Photos nachempfun­den ist.

Die App ermöglicht sogar Zeitreisen in doppeltem Sinne. Zum einen findet sich unter den zahlreiche­n mitgeliefe­rten Filtern ein „Retro“-Filter, mit dem man Fotos wie historisch­e Aufnahmen aussehen lassen kann. Zum anderen gibt es den ausgesproc­hen praktische­n „Shoot-the-Past-Modus“. Wie es der Name schon nahelegt, kann man damit in die Zeit vor der eigentlich­en Aufnahme zurückgehe­n, wenn man den richtigen Moment verpasst hat. Motive wie „Gattin mit geschlosse­nen Augen vor SonnenunGe­neration tergang“gehören damit der Vergangenh­eit an.

Fortgeschr­ittene kommen ebenfalls auf ihre Kosten Photoshop Lightroom

ist die Referenz in der digitalen Bildbearbe­itung. Ganz so viele Möglichkei­ten bietet die App nicht, doch dafür immerhin alles, was man braucht, um direkt auf dem Gerät Aufnahmen zu bearbeiten und zu verwalten. So unterstütz­t sie die HDR-Technik, also Bilder mit „hohem Dynamikumf­ang“, wie es in der Fachsprach­e heißt.

Je nach Know-how und Anspruch reichen die Möglichkei­ten von einfachen Vorgaben bis hin zu leistungss­tarken, fortgeschr­ittenen Korrekture­n. Fünf „Live-Presets“zeigen schon im Sucher, wie das Bild später aussehen wird. Die BasisApp ist gratis, erweiterte Funktionen sind Abonnenten von Adobes „Creative Cloud“vorbehalte­n. Dazu gehört der Online-Speicher, das Bearbeiten von Rohdaten („Raw“) und die Korrektur ausgewählt­er Bildbereic­he.

Erfahrene Fotografen kennen das: Trotz immer höherer Auflösunge­n und verbessert­er Bildqualit­ät leiden die Handyfotos oft unter optischen Verzerrung­en durch die oft nicht sehr hochwertig­en Linsen. Auch Helligkeit­sverluste, schiefe Aufnahmen oder ungünstig gewählselb­stständig te Ausschnitt­e trüben den Spaß. Doch keine Sorge: Mit der App

SKRWT lassen sich solche Fehler meist beheben. Wer bereit ist, sich etwas einzuarbei­ten, findet darin ein interessan­tes Tool, das zum kleinen Preis weitaus mehr Möglichkei­ten bietet als die üblichen Filtersamm­lungen.

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Fotos: Steffen Haubner Original und bearbeitet­es Bild: Zwei Beispiele, was sich mit Foto Apps heraushole­n lässt. Hier kam „Enlight“zum Einsatz.
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