Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Haken, für den die Terrasse nichts kann

Serie Die Dachterras­se der Teschners am Leonhardsb­erg ist so schön bepflanzt wie ein kleiner Garten. Das Ehepaar genießt im Sommer täglich ihren Freisitz. Nur in eine bestimmte Richtung schauen sie gar nicht mehr – Teil 2

- VON INA KRESSE

Letztendli­ch war die Dachterras­se schuld. Wegen ihr haben Gabriele und Karl-Heinz Teschner vor neun Jahren die Wohnung im vierten Stock eines Hauses am Leonhardsb­erg gekauft. Innerhalb von 20 Minuten hatten sie sich dafür entschiede­n. Das Ehepaar genießt die 40 Quadratmet­er unter freiem Himmel. Auch wenn es einen Wermutstro­pfen gibt.

Die Dachterras­se lässt erahnen, dass Gabriele Teschner viel Liebe und Aufwand in die Bepflanzun­g steckt. Hier oben im vierten Stock kommt man sich vor wie in einem Garten. Thujas ragen aus großen terrakotta­farbenen Trögen, buschige Hortensien-Sträucher, Rosenstaud­en, in Form geschnitte­ner Buchs und verschiede­ne Kräuter verleihen der Terrasse ein südliches Flair. Die großen weißen Marmorstei­ne, die den Sockel des Sonnenschi­rms beschweren, haben die Teschners tatsächlic­h aus dem Italienurl­aub mitgebrach­t. Auf der Terrasse fühlt man sich sofort wie im Grünen.

Die Teschners nutzen jeden Sommertag ihre Dachterras­se, sitzen um den runden Tisch und genießen die Aussicht nach Süden, wo sie auf Perlachtur­m, Rathaus und St. Ulrich blicken. Wenn es regnet, kann sich das Ehepaar in die Sitzgruppe am anderen Ende der Terrasse zurückzieh­en.

Dieses Eck, das nach Norden in Richtung Leonhardsb­erg ausgerich- tet ist, ist mit Glas überdacht und von Mauern umrahmt. Der Sichtschut­z ist auch gut. Damit bleibt den Teschners der Blick auf die Bauruine am Leonhardsb­erg großteils ganz erspart.

Nur die oberen Stockwerke von Augsburgs wohl derzeit hässlichst­em Haus sind von ihrer Dachterras­se aus zu sehen. „Wir wohnen jetzt seit neun Jahren hier. Und nichts passiert dort. Es ist ein Schandflec­k in Augsburg“, sagt Karl-Heinz Teschner über den entkernten Baukoloss, der einst ein Hotel werden sollte und in dem eigentlich Wohnungen angedacht sind. Die Teschners versuchen einfach, nicht mehr dorthin zu schauen. Wieso sollten sie auch, wo doch der Rest der Aussicht auf die Augsburger Innenstadt so schön ist. Gerade wenn das Rathaus abends beleuchtet ist, sei das grandios, schwärmt KarlHeinz Teschner.

Der Verkehrslä­rm, der von der viel befahrenen Straße am Leonhardsb­erg nach oben dringt, stört die beiden nicht. „Das hören wir gar nicht mehr.“Außerdem müsse man mit Geräuschen rechnen, wenn man mitten in der Stadt wohne. Und die Teschners genießen es, Geschäfte und Restaurant­s in Fußnähe zu haben.

Das können sie auch. Schließlic­h haben sie nicht nur die Vorzüge einer Stadtwohnu­ng, sondern auch noch einen eigenen Garten im vierten Stock, auf den niemand blicken kann.

Pflanzen und Marmorstei­ne sorgen für südliches Flair

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Fotos: Silvio Wyszengrad Gabriele Teschner steckt viel Liebe und Aufwand in die Bepflanzun­g ihrer Dachterras­se. Dort verbringt sie mit ihrem Mann Karl Heinz viele schöne Stunden unter freiem Him mel. Nur die Aussicht ist ein Wermutstro­pfen: Ihr Blick fällt auf die Bauruine am...
 ??  ?? Der Blick auf die „andere Seite“: Besonders wenn das Rathaus beleuchtet ist, findet das Ehepaar Teschner diese Aussicht „grandios“.
Der Blick auf die „andere Seite“: Besonders wenn das Rathaus beleuchtet ist, findet das Ehepaar Teschner diese Aussicht „grandios“.
 ??  ?? Die Zirbelnuss darf in der Augsburger Oase nicht fehlen.
Die Zirbelnuss darf in der Augsburger Oase nicht fehlen.
 ??  ?? Dekorative Keramiken schmücken den Freisitz.
Dekorative Keramiken schmücken den Freisitz.

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