Augsburger Allgemeine (Land West)
Wege zur Ruhe und Ausstrahlung
Schnuppertag In Steppach lernen Männer und Frauen fernöstliche Techniken kennen. Warum nach einer Runde Qigong das Sudoku-Lösen viel besser klappt
Neusäß Steppach
Vollendete Kampfkünste, entspannende Meditationstechniken, Klangreisen in das Innere der Seele – das Steppacher Haus Radegundis stand einen ganzen Tag lang im Zeichen fernöstlicher Techniken, welche Körper, Seele und Geist zu einer Einheit verschmelzen lassen sollen.
Mittels eines breit gefächerten Schnupperkurses wurden dabei unterschiedliche Disziplinen vorgestellt, die bei Jung und Alt auf ein reges Interesse stießen. Nach einer kurzen Einführung in die verschiedensten Stilrichtungen dieser uralten Künste konnten die Besucher bereits die ersten Übungen in einer umfassenden Disziplin namens Qigong mitmachen oder sich unter professioneller Anleitung der drei anwesenden Lehrerinnen auf meditative Entspannungsreisen begeben. Leiterin Irene Marquart erklärte, was diese Fertigkeiten seit Tausenden von Jahren für das Wohlbefinden bewirken: „Qigong dient der Entspannung, der Beruhigung des Geistes und der Bündelung von Energie und Aufmerksamkeit.“Im Körper selbst führe hierbei das Fließenlassen der lebensspendenden Kraft „Ki“zu großartigen Erfolgen. Laut Marquart ist diese Bewegungskunst selbst für Menschen mit Handicap erlernbar: „Alles, was man körperlich nicht machen kann, macht man mittels der Vorstellungskraft.“
Dass die fernöstlichen Trainingsmethoden zu sichtbaren Ergebnis- führen, weiß auch Yogalehrerin Eveline Wiedemann zu berichten: „Man bekommt eine ganz andere Ausstrahlung und bringt die neue innere Ruhe dann auch direkt in die Familie mit ein.“Ihre Kollegin Tagmar Renk ergänzte: „Qigong ist eine uralte Kunst aus der chinesischen Medizin, doch in China wird der Mensch als eine Ganzheit betrachtet. Körper, Geist und Seele werden dort nicht getrennt.“
Bevor am Nachmittag weitere Kurse in Yoga und Tai-Chi auf dem Zeitplan standen, wurde schließlich spontan noch eine Ergänzung ins Programm mit eingeschoben: Angelika Karsten aus Adelsried war zwar an diesem Aktionstag selbst eine Teilnehmerin, hatte jedoch ein Dutzend güldene Klangschalen dabei, mittels deren Tempelklängen sie die Gruppe dann unverhofft auf eine meditative Entspannungsreise entführte. Was die Besucher selbst von den Lehren des Qigong und den asiatischen Körperkünsten hielten, war unter anderem an Teilnehmerin Elisabeth Rennig zu sehen, einer Dame im gehobenen Alter, aber mit einem ungebremsten Engagement. Sie ist bereits seit drei Jahren mit dabei, nimmt aber kein Blatt vor den Mund: „Ich bin eigentlich ein sehr nüchterner Mensch und kann mit irgendwelchem Esoterik-Zeug nichts anfangen. Aber Qigong ist für solch ungeduldige und schnelle Menschen wie mich einfach sehr gut.“Rennig berichtete, wie sie durch diese asiatische Stilrichtung ihre körperliche Beweglichkeit bewahrt und zudem auch noch ihre beiden Gehirnhälften gleichzeitig trainiert. Den Beweis für die Wirksamkeit der Techniken lieferte sie sich letzten Endes selbst: „Nach den Übungen bin ich hoch konzentriert und kann mühelos Sudoku-Zahlenrätsel lösen. Und zwar absolut fehlerfrei!“
Ein anderer junger Herr bestätigte: „Ich mache das eine Stunde in der Woche. Eine Stunde, in der man endlich einmal völlig abschalten kann. Hier geht es einfach ums Mentale.“Wie vielen anderen Teilnehmern dieses Steppacher Schnupsen pertags gefiel auch ihm besonders gut, dass dort eine Vielzahl unterschiedlicher Stilrichtungen vorgestellt wurden. Das Veranstaltungstrio um Tagmar Renk, Eveline Wiedemann und Irene Marquart sieht sich als Team, in welchem man sich gegenseitig unterstützt, aushilft oder mitunter sogar zu den anderen in die Kurse geht. Und langweilig wird es dort sicherlich nicht so schnell, wie Leiterin Tagmar Renk schmunzelnd andeutete: „Allein im Qigong gibt es 3500 Übungen.“