Augsburger Allgemeine (Land West)

Nach drei Tagen steht die Blumenpyra­mide

Kräuterbus­chen Seit 30 Jahren treffen sich in Dinkelsche­rben Frauen zum Binden. Die verschiede­nen Pflanzen haben sie zuvor selbst gepflückt. Was ihnen der Brauch bedeutet

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Dinkelsche­rben

Der Vortag des Feiertags Mariä Himmelfahr­t ist für die Frauen des Katholisch­en Frauenbund­s Dinkelsche­rben jedes Jahr ein besonderer Tag: Seit 30 Jahren binden sie gemeinsam zahlreiche Büschel aus verschiede­nen Pflanzen, die sie zuvor gepflückt haben. Es werden jährlich an die 200 Kräuterbüs­chel von den Frauen gebunden, die beim Gottesdien­st vom Pfarrer geweiht und anschließe­nd für einen karitative­n Zweck verkauft werden.

„Die Büschel werden bis zur Sonnwendfe­ier im nächsten Jahr kopfüber im Haus aufgehängt und im Feuer verbrannt“, erklärt Maria Mittermeie­r die Einzelheit­en des Brauchs. Er soll, so die Überliefer­ung, vor Krankheite­n schützen und für Eheglück und Kindersege­n sorgen.

Bei den gut 20 Frauen, die sich an diesem sonnigen Vormittag am Dinkelhof der Familie Müller eingefunde­n haben, steht somit einerseits der Spaß am Tun im Mittelpunk­t: Während dem Binden wird viel gelacht und geredet und vor allem etwas über die regionalen Pflanzen gelernt. Anderersei­ts geht es aber auch um den eigenen Glauben.

Diesen weiterzuge­ben, das sei ihnen wohl das wichtigste Anliegen, meint Maria Mittermeie­r. Angesichts der Enkelgener­ation, die nun mittlerwei­le auch schon fleißig mithilft, ist sie da optimistis­ch. Wichtig ist in diesem Zusammenha­ng auch das Ferienprog­ramm, während dem der Frauenbund eine extra Veranstalt­ung zum Thema der Kräuterbüs­chel anbot.

Neben dem Brauch an sich erfuhren die Kinder dort auch etwas über die verschiede­nen Pflanzen, die verarbeite­t werden. Grundsätzl­ich sind alle regionalen Pflanzen potenziell­e Kandidaten für den bunten Strauß. Allerdings wird darauf geachtet, dass in jedem Büschel verschiede­ne Kräuter, Getreide und die Königsansc­hließend kerze enthalten sind. Wichtig ist daneben die Anzahl der verwendete­n Pflanzen: Es sollten möglichst immer sieben verschiede­ne Kräuter einen Strauß zieren. Ursprüngli­ch bestand dieser auch noch aus 77 Pflanzen, doch außer der großen Blumenpyra­mide, die die Frauen für die Kirche basteln, sind die anderen Büschel mittlerwei­le weitaus kleiner.

Um die Unmengen an Grün zu erhalten, die schließlic­h die Tische und Kübel in der Garage des Dinkelhofs säumen, verbrachte­n die Frauen den Abend zuvor damit auf sämtlichen Feldern und Wiesen nach passenden Pflanzen zu suchen. Das Getreide wiederum Bäuerinnen zur Verfügung.

Es ist ein bunter Anblick, der sich bietet. Es finden sich auf den Tischen unter anderem Salbei, Thymian und Lavendel, neben Dahlien, Holunder und Weizen. Ebenso bunt ist auch das Geruchserl­ebnis, das die vielen unterschie­dlichen Kräuter und Gräser erzeugen.

Eine letzte Hürde ist schließlic­h der Transport der Büschel in die Kirche. Mit einem großen Anhänger werden die Pflanzenbe­rge zu ihrem Weihort gefahren. Die knapp dreitägige Arbeit neigt sich damit für Maria Mittermeie­r und die anderen Frauen dem zufriedene­n Ende zu. stellten

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Rund 20 Frauen haben sich am Dinkelhof der Familie Müller in Dinkelsche­rben getroffen, um Kräuterbus­chen zu binden. Dabei haben sie jede Menge Spaß (von links) Anneliese Egger, Theresia Stark und Hermine Kut schenreite­r sowie Christel Mayr und Maria...
Fotos: Marcus Merk Rund 20 Frauen haben sich am Dinkelhof der Familie Müller in Dinkelsche­rben getroffen, um Kräuterbus­chen zu binden. Dabei haben sie jede Menge Spaß (von links) Anneliese Egger, Theresia Stark und Hermine Kut schenreite­r sowie Christel Mayr und Maria...

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