Augsburger Allgemeine (Land West)
Mit dem netten Chauffeur zum Bäcker oder Arzt
Mobilität In Gessertshausen gibt es seit einigen Wochen einen Bürgerbus. Wir sind an einem Vormittag mal mitgefahren und haben uns bei den Fahrgästen umgehört
Gessertshausen
Seit einigen Wochen tourt der Bürgerbus von Montag bis Freitag nach einem festen Fahrplan, der auf den Fahrplan der AVV, ja sogar teilweise auf den Fahrplan des Fuggerexpress abgestimmt ist, jeweils zweimal vormittags und zweimal nachmittags durch Gessertshausen und verbindet die einzelnen Ortsteile für Einkäufe, Arztbesuche, Erledigungen oder Besuche bei Freunden und Verwandten.
„Der 200. Fahrgast kam aus Döpshofen und hat den Bürgerbus als Zubringer zur Bahn genutzt und eine Großmutter stellte auf einer Rundfahrt durch alle Ortsteile ihrem Enkel Gessertshausen vor“, erzählt der ehrenamtliche Busfahrer Georg Eppler von verschiedenen Möglichkeiten, für die der Bus bereits genutzt wird. Die Haltestellen sind klar erkennbar für alle Fahrgäste mit einem rot-weißen Haltestellenschild beschildert. An diesem Morgen ist im Ortsteil Döpshofen keine Menschenseele auf der Straße, wer etwas zu besorgen hat, oder zum Arzt muss, hatte bisher schlechte Papiere ohne Auto.
Pünktlich trifft Fahrer Eppler mit dem weißen Bürgerbus vor der Haltestelle an der Kirche ein. Der Bus mit acht Sitzen ist mit einer Rollstuhlrampe ausgestattet, sodass auch Menschen mit Behinderungen problemlos befördert werden können, auch Mütter mit Kinderwägen können bequem mitfahren. So kommen für 50 Cent pro Fahrt alle Gessertshauser Bürger problemlos innerhalb der verschiedenen Ortsteile an ihr Ziel. „Die Fahrgäste sind sehr froh über den Bürgerbus“, erzählt der freundliche Fahrer.
Nach einer Anlaufzeit von nur zwei Monaten und einer bisher durchaus guten Akzeptanz soll, so der Wunsch der Initiatoren, der große Vorteil dieser neuen Mobilität im Ort noch besser ins Bewusstsein der Bürger dringen. Ständig wird bei Fahrerbesprechungen sowie anhand von Rückmeldungen der Fahrgäste nachjustiert und der Fahrplan sowie Haltestellen optimiert. Der Seniorenclub hat inzwischen großes Interesse an dem Angebot gezeigt und sich die Möglichkeiten bequem von A nach B zu kommen, vorstellen lassen. Verschiedene Haltestellen wurden nach einer Bedarfsabfrage bereits gezielt eingerichtet wie etwa beim Ärztehaus, dem Supermarkt und der Bank. Auch Sonderfahrten sind mit dem Bürgerbus möglich, so fährt er regelmäßig einmal im Monat die evangelische Kirche in Diedorf an. Möglicherweise werden auch Fahrten ins Naturfreibad nach Fischach für Ferienkinder angeboten. Sicher ist, dass der Bürgerbus speziell am Wochenende von den ortsansässigen Vereinen ausgeliehen werden kann, um die Jugendlichen zu Veranstaltungen, zu bringen.
An der Haltestelle Bäckerei Schnell in Margertshausen steigt Josef Mayer zu. Er war bereits mit dem Bürgerbus von Wollishausen zur Bäckerei in Margertshausen gefahren, um sich mit frischen Backwaren zu versorgen. Die Zeit von 20 Minuten bis zur Rückfahrt des Bürgerbusses reicht dort gerade für einen Einkauf und einen gemütlichen Ratsch, hat er an diesem Vormittag festgestellt, denn er hat den Bürgerbus zum ersten Mal getestet. „Das ist eben auch ein Vorteil des Bürgerbusses. Man kann sich absprechen und wird dann im Rückweg wieder eingesammelt“, erklärt der Busfahrer.
Schon an der nächsten Haltestelle „An der Linde“steigt Karl Kränzle zu. Auch er nutzt den Bürgerbus an diesem Tag zum ersten Mal, statt wie an schöneren Tagen mit dem Fahrrad zu fahren. Sein Ziel ist der Einkaufsmarkt in Gessertshausen. Für seinen Wochenendeinkauf wird er allerdings länger brauchen und erst mit der nächsten Tour wieder zurückfahren. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass der Bürgerbus in den Herbstwochen erst richtig Fahrt aufnehmen wird und umso besser angenommen wird, je schlechter das Wetter wird. Karl Mayer jedenfalls findet das neue Beförderungsangebot optimal und ist sich sicher, dass er diese Möglichkeit nicht nur zukünftig öfter nutzen wird, sondern auch weiter empfehlen. Fahrer Georg Eppler sieht in dem Angebot eine feine Sache. Insgesamt 12 Fahrer stehen inzwischen ehrenamtlich zur Verfügung, darunter eine Studentin. Er selbst hat seit Juni zwei halbe Tage in der Woche übernommen. Für den Pensionisten aus Ustersbach eine willkommene Gelegenheit, nicht nur stets neue Leute, sondern auch Gessertshausen kennenzulernen.