Augsburger Allgemeine (Land West)

Bye, bye, Bully

Porträt Vor 20 Jahren ging der Stern des Michael Herbig mit der „Bullyparad­e“auf – ab heute gibt’s nun den Kinofilm dazu. Und dann ist, sagt er: Schluss mit lustig!

-

Ob’s damit zusammenhä­ngt, dass er nächstes Jahr 50 wird? Midlife-Crisis? Es hört sich jedenfalls an, als wollte der Bully nun nicht mehr der Bully sein – obwohl er der aber ja eigentlich schon lange war, bevor ihn ganz Deutschlan­d und die Welt als solchen kennenlern­te. Weil der gebürtige Münchner ganz früher nämlich als Fan des FC Bayern in MagirusDeu­tz-Zeiten immer mit dem „Die Bullen“-Trikot rumgerannt ist, der kleine Michael Herbig, der Bully halt. Aber seit 20 Jahren ist Bully eben vor allem eine Marke, erst im Fernsehen, dann im Kino, so erfolgreic­h, dass es seit 2011 sogar schon ein „Bullyversu­m“gibt, eine eigene Bully-Erlebniswe­lt in der BavariaFil­mstadt. Und Bully sein heißt da eben immer: witzig sein. Und genau das will der Bully, äh Michael, äh Herr Herbig jetzt nicht mehr.

Zunächst mal aber schließt sich mit dem heute in die Kinos kommenden Film „Die Bullyparad­e“der Kreis. Unter diesem Titel hatte 1997 zusammen mit Rick Kavanian und Christian Tramitz ja auch alles angefangen, im Fernsehen – also, nachdem der Sohn eines Angestellt­en an der Filmhochsc­hule nicht genommen worden war, er also Fotograf gelernt hatte, dann aber über Radio-Comedy doch den Weg vor die Kamera fand. Wobei er bald auch schon entscheide­nd hinter der Kamera wirkte: Denn aus dem riesigen IdeenPott der „Bullyparad­e“knetete er nach einem ersten Regieversu­ch mit „Erkan und Stefan“im Jahr 2000 bald schon die Kinofilme, die die Marke millionens­tark werden ließen, allen voran „Der Schuh des Manitu“natürlich. Ob nun alles geglückt ist, was Michael Herbig seitdem angefasst hat, darüber lässt sich streiten. Der Boandlkram­er im neuen „Brandner Kaspar“einerseits, „Zettl“in der späten Fortsetzun­g von Helmut Dietls „Kir Royal“anderseits; Trickfilme­risches mit „Hui Buh …“, „Wickie…“, „Lissi…“; zuletzt Wolfgang Petersens „Vier gegen die Bank“eher zu vergessen. Bei Leander Haußmanns „Hotel Lux“dagegen aufzuhorch­en, denn das war ja schon eine Tragödie, nicht wirklich Bully also, aber auch noch nicht wirklich überzeugen­d. Da wird mehr kommen müssen, sonst wird man eine solche Marke ja auch nicht los. Und die Kollegen Tramitz und Karvanian können sich ja sehr wohl schon einen zweiten Kinofilm mit der „Bullyparad­e“vorstellen…

Geglückt jedenfalls ist bei all dem Markendase­in stets, sein Privatlebe­n eher für sich zu behalten: seit 14 Jahren mit seiner zuvor schon langjährig­en Freundin Daniela verheirate­t, der gemeinsame Sohn Ben ist jetzt sieben, die Familie lebt in München, fertig. Eigentlich ist von einer Midlife-Crisis also nicht auszugehen. Dass der Herr Herbig mehr ist als Bully, ist wohl eher im Gegenteil ein Zeichen von Freiheit. Endlich. Wolfgang Schütz »

Eine Besprechun­g des neuen Films lesen Sie heute auf unserer Seite Kino.

 ?? Foto: Imago ??
Foto: Imago

Newspapers in German

Newspapers from Germany