Augsburger Allgemeine (Land West)

Unterschri­ft von Stafylidis ist gefragt

FCA Aber nicht nur gestern bei den Autogrammj­ägern, sondern auch beim HSV. Die Zukunft des Linksverte­idigers wird sich aber erst nach dem Punktspiel in Hamburg entscheide­n

- VON ROBERT GÖTZ

Die Unterschri­ft von Konstantin­os Stafylidis, 23, war gestern besonders gefragt. Egal, ob von den Jungs aus der FCA-Fußballsch­ule oder den anderen Autogramms­ammlern wie Ann-Sophie oder dem achtjährig­en Konrad, die gestern nach dem Vormittags­training des Bundesligi­sten geduldig warteten.

Es kann gut möglich sein, dass der Linksverte­idiger nächste Woche nicht mehr das Trikot des FC Augsburg tragen wird. Dass der Hamburger SV gerne den griechisch­en Nationalsp­ieler verpflicht­en würde, daraus macht HSV-Manager Jens Todt kein Geheimnis. Die SportBild will auch erfahren haben, wie der Deal ablaufen soll. Erst nach dem FCA-Gastspiel am Samstag (15.30 Uhr) zum Bundesliga-Auftakt in Hamburg wollen sich beide Parteien zu weiteren Verhandlun­gen treffen. Der FCA soll dem Vernehmen nach mindestens zehn Millionen Euro Ablöse fordern, der Hamburger SV ist derzeit nur gewillt, fünf Millionen Euro zu zahlen.

Auf den ersten Blick liegen noch Welten dazwischen, doch eine Annäherung (7,5 Millionen Euro fix, 2,5 Millionen erfolgsabh­ängig) scheint laut Sport-Bild durchaus möglich. Stefan Reuter, Geschäftsf­ührer Sport beim FC Augsburg, die Spekulatio­nen nicht kommentier­en. „Es gibt definitiv nichts zu vermelden“, erklärte er gestern auf der Rückfahrt einer DFL-Tagung zum Thema Videobewei­s in Köln. Wie immer lässt sich Reuter nicht in die Karten schauen. Wenn es aber Sinn macht, handelt Reuter. Wie beim schnellen Wechsel von Paul Verhaegh nach Wolfsburg.

Der FCA kann derzeit aber in Ruhe abwarten. Stafylidis hat noch Vertrag. Mit seinem Konkurrent­en Philipp Max hat der FCA den Vertrag vor kurzem erst langfristi­g verlängert. Zudem machte der FCA bei den Deals mit dem HSV bisher immer gute Geschäfte. 2014 zum Beispiel kauften die Hamburger Matthias Ostrzolek vom FCA für 2,4 Millionen Euro. Der FCA hatte im Januar 2012 gerade mal 500 000 Euro an Bochum überwiesen.

Das Geld aus dem OstrzolekT­ransfer investiert­e der FCA in Abdul Rahman Baba. Der hatte mit Fürth in der Relegation gegen den HSV groß aufgespiel­t. Der HSV hatte wohl nicht genau hingeschau­t.

Ein Jahr später wechselte Baba für geschätzte 20 Millionen Euro zu Chelsea. Sein Nachfolger: Philipp Max vom Karlsruher SC. Ablöse: rund 3,8 Millionen Euro. Ein pikantes Detail: auch Max überzeugte damals in der Relegation gegen den HSV. Zudem hieß der damalige KSC-Manager Jens Todt, in gleicher Funktion jetzt in Hamburg tätig. Sollte ein Wechsel jetzt zustande kommen, würde der FCA auf jeden Fall wieder ein großes finanziell­es Plus machen. Denn Stafylidis hatte Reuter im August 2015 für 2,5 Millionen Euro aus Leverkusen geholt.

Stafylidis, so hat es den Anschein, würde gerne das beschaulic­he Augsburg verlassen und in die mondäne Hafenmetro­pole an die Elbe wechseln. Nicht anders ist es wohl zu verstehen, dass er am Sonntag mit einem kurzen Post auf dem OnlineDien­st Instagram seinen Noch-Arbeitgebe­r bloßstellt­e.

Der FCA hatte gemeldet, dass Stafylidis angeschlag­en die Reise zum Pokalspiel in Magdeburg (0:2) nicht mitmachen konnte. Laut Reuter ließ sich Stafylidis am Freitag beim Physiother­apeuten behandeln, konnte am Samstag nicht das komplette Trainingsp­rogramm mitmachen und war auch am Sonntag in Behandlung. Stafylidis postete allerdings kurz nach Spielbegin­n am Sonntagabe­nd, er sei topfit und drücke seiner Mannschaft die Daumen. Diesen Post markierten auch einige Mannschaft­skameraden mit dem „Gefällt mir“-Button.

Für Reuter kein Grund auszuflipp­en. Nach außen hin versucht er, die Wogen klein zu halten. „Es ist mir ein Rätsel, warum Kosta das gewill schrieben hat. Wir werden intern darüber sprechen, aber für mich ist das jetzt kein Affront und ich fühle mich auch nicht bloßgestel­lt.“

Allerdings scheint Reuter für den Fall der Fälle gewappnet sein zu wollen. So bestätigte der junge Löwen-Verteidige­r Kilian Jakob, 19, dass der FCA Interesse an ihm habe. Jakobs Berater Herbert Briem wollte das weder bestätigen noch dementiere­n: „Ich werde mich nicht an Spekulatio­nen beteiligen. Aber für einen Spieler wie Kilian gibt es immer Interessen­ten.“

Ein anderer Stafylidis-Ersatz könnte auch Tim Leibold, 23, vom 1. FC Nürnberg sein. Schon vor zwei Jahren, als Leibold vom VfB Stuttgart II zum Club wechselte, hatte der FCA angeklopft, doch Leibold entschied sich damals für Nürnberg. Leibolds Berater, Karl M. Herzog, erklärte zu einem möglichen FCA-Interesse: „Ich habe davon nichts gehört.“FCA-Manager Stefan Reuter hielt es wie immer: „Wir kommentier­en Namen grundsätzl­ich nicht.“

Stafylidis selbst äußerte sich gestern nicht. Alle Interviewa­nfragen ließ er von der FCA-Presseabte­ilung ablehnen. Dafür trainierte er ohne Probleme, wirkte motiviert, scherzte mit seinen Kollegen. Nur mit den Medien wollte er nicht reden. Dafür schrieb er lieber Autogramme.

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