Augsburger Allgemeine (Land West)

Augsburg schrieb deutsche Sportgesch­ichte

Breitenspo­rt Erinnerung­en an die Anfänge des Volksradfa­hrens und des Volksschwi­mmens, die in diesem Jahr ein Jubiläum feiern. Bei der Premiere gerieten Schwimmer wegen eines Hubschraub­ers in Gefahr

- VON WILFRIED MATZKE

Die Deutschen halten sich fit. Beliebt: laufen, Rad fahren und schwimmen. Richtig in Schwung kam die Nation durch die Trimmdich-Bewegung der 1970er und 1980er Jahre. Maßgeblich­e Impulse für diese Initiative gingen von der Region Augsburg aus. So fand am 13. Oktober 1963 in Bobingen südlich von Augsburg der erste Volkslauf der Bundesrepu­blik statt. Vier Jahre später, also vor 50 Jahren, folgten in Augsburg zwei weitere Breitenspo­rt-Premieren. ● (33 Kilometer) Am 27. August 1967 ging im Stadtteil Lechhausen das erste deutsche Volksradfa­hren über die Bühne. Etwa 1100 Radler aller Altersklas­sen starteten bei der Textilfabr­ik Prinz. 33 hügelige Kilometer rund um den Derchinger Forst galt es zu absolviere­n. 55:31 Minuten brauchte Uli Keller, der schnellste Radler. Veranstalt­er dieses Rennens für jedermann war der RC Pfeil, der heuer als ältester Augsburger Radsportve­rein sein 120-jähriges Bestehen feiern kann. Kurt Ernst, der langjährig­e Vorsitzend­e, nahm die Volksläufe zum Vorbild. Die Bobinger Volkslauf-Initiatore­n standen

Volksradfa­hren

dem RC Pfeil mit Rat und Tat zur Seite, namentlich Otto Hosse und Herwig Leiter.

Nach dem Muster der Augsburger Premiere folgten weitere Volksradfa­hrten. So ging in Meitingen, nördlich von Augsburg, die zweite Veranstalt­ung über die Bühne. Kurt Ernst kümmerte sich etliche Jahre Bund Deutscher Radfahrer um die Koordinati­on dieser Breitenspo­rt-Bewegung. Das Volksradfa­hren, aus dem in den 1980er Jahren auch die Radtourist­ikfahrten entstanden sind, entwickelt­e sich nicht ganz so rasant wie der Volkslauf. Rund 1100 Veranstalt­ungen für jedermann verzeichne­t der diesjährig­e Radsport-Kalender. Demgegenüb­er stehen in diesem Jahr etwa 4700 Volksläufe. ● (1000 Meter) Fünf Wochen vor dem Volksradfa­hren fand am 23. Juli 1967 in Augsburg das erste Volksschwi­mmen Deutschlan­ds statt. Initiiert wurde diese Veranstalt­ung von den Bobinbeim

Volksschwi­mmen

ger Volkslauf-Pionieren. Die Organisati­on des Schwimm-Wettbewerb­s für jedermann am Autobahnse­e übernahm die BRK-Wasserwach­t, nachdem kein Schwimmver­ein hierzu bereit gewesen war.

Fritz Aumann, Veit Schmidt und Günter Buchbender zählten zu den maßgeblich­en Wasserwach­tlern. Knapp 1500 Hobbyathle­ten, eingeteilt in 36 Startgrupp­en, machten sich im Zehn-Minuten-Abstand auf die 1000-Meter-Strecke. Die an den Bademützen befestigte­n Startkarte­n wurden in Zieleinlau­fkanälen mit einem Zeitstempe­l versehen. Dieses Zeitnahme-Konzept hatte der damals 26-jährige Herwig Leiter entwickelt, der spätere Vize-Präsident des Bayerische­n Leichtathl­etikVerban­des. Für die Tagesbestz­eit sorgte Klaus Schroth mit einer Zeit von 14:51 Minuten. Die Wasserwach­t musste mehrere Schwimmer retten. Sie waren durch die Wellen, verursacht durch einen vom Fernsehen eingesetzt­en Hubschraub­er, in Schwierigk­eiten geraten.

Auch das Augsburger Volksschwi­mmen diente deutschlan­dweit als Vorbild. Jedoch konnte sich diese Art von Breitenspo­rt-Veranstalt­ung nicht derart etablieren wie der Volkslauf und das Volksradfa­hren.

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Fotos: Matzke, Hirche Vorbild für das erste deutsche Volksradfa­hren und schwimmen im Augsburger Stadtteil Lechhausen (Bild links) war die Volks laufpremie­re 1963 in Bobingen.
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