Augsburger Allgemeine (Land West)
Kämmerer soll fast 200 000 Euro abgezweigt haben
Gericht Der Fischacher buchte laut Anklage immer wieder Beträge auf ein Konto, zu dem er Zugriff hatte. Seine Frau soll das Geld teilweise ausgegeben haben, weshalb sie jetzt wegen Geldwäsche angeklagt ist
Fischach
Fast 200000 Euro soll ein früherer Kämmerer der Marktgemeinde Fischach auf ein eigenes Konto umgeleitet haben: Das wirft ihm die ermittelnde Staatsanwaltschaft Augsburg vor. Der Mann, der nicht mehr im Amt ist, wurde jetzt wegen gewerbsmäßiger Untreue in 57 Fällen angeklagt. Aus der Kasse der Marktgemeinde soll er außerdem laut Anklage rund 30 000 Euro entnommen haben. Auch die Frau des ehemaligen Kassenleiters muss sich vor Gericht verantworten.
Sie hatte einen Zugriff auf das Konto, auf das die Gelder geflossen waren. Ihr wird vorgeworfen, einen Teil der veruntreuten Gelder ausgegeben zu haben. Teilweise wurden Rechnungen über das Konto bezahlt, teilweise gab es auch Barabhebungen. Insgesamt soll die Frau rund 60 000 Euro ausgegeben haben. Festgestellt wurden 424 Einzelzahlungen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr gewerbsmäßige Geldwäsche vor. Wann die beiden vor Gericht stehen, ist noch unklar. Ein Termin steht noch nicht fest.
Wie berichtet, wurden Anfang des Jahres bei einer internen Überprüfung der Marktkasse Unregelmäßigkeiten entdeckt. Als der Kämmerer zur Rede gestellt wurde, gab er die Vorwürfe zu. Der Mann wurde danach fristlos gekündigt. Die Marktgemeinde gibt mit Verweis auf das laufende Verfahren keine Auskünfte zu dem Fall.
Einen ähnlich gravierenden Fall gab es vor zehn Jahren in Welden. Dort hatte eine Angestellte über Jahre hinweg 80000 Euro in die eigene Tasche gesteckt. Sie hatte einerseits Gebühren, die die Bürger in bar bezahlt hatten, nicht weitergegeben, andererseits aber auch Geld vom Konto der Verwaltungsgemeinschaft umgebucht. Dem Kämmerer war schließlich ein Fehlbetrag im Tresor des Weldener Rathauses aufgefallen.
Noch viel größer war das Loch, das vor zwei Jahren im Stadtsäckel von Beilngries aufging: Der Kämmerer hatte rund 600 000 Euro veruntreut. In der Verhandlung am Landgericht kam heraus, dass der Mann damals ein luxuriöses Doppelleben geführt hatte. Seine Familie wusste nichts davon, dass der Mann mit seinem Freund in Saus und Braus lebte: Teure Eigentumswohnung in Nürnberg, zwei Autos, Luxusreisen, Kreuzfahrten – alles verpulvert. Das Geld hatte er sich von Konten der Stadt geholt. Dafür musste der zwischenzeitlich schwer erkrankte Mann fast vier Jahre ins Gefängnis. Der Mann musste für seine kriminellen Machenschaften nicht einmal besonders raffiniert vorgehen: Denn die Leiterin der Stadtkasse Beilngries befand sich damals immer wieder im Krankenstand, und der Kämmerer war ganz neu im Geschäft. Er konnte also schalten und walten, wie er wollte. Das nutzte er kräftig aus: 39 Überweisungen – die kräftigste selbst verordnete Geldspritze belief sich auf 95000 Euro – konnten ihm später nachgewiesen werden.
Für gewerbsmäßige Untreue sieht der Gesetzgeber eine Mindestfreiheitsstrafe von sechs Monaten vor. Je nach Schwere des Falls kann das Strafmaß bis zu zehn Jahre betragen.