Augsburger Allgemeine (Land West)

Kritik an der „Monstertra­sse“

Verkehr Für die Adelsriede­r Umfahrung werden fast sieben Fußballfel­der Wald gerodet. Einige Bürger sind empört

- VON MANUELA BAUER

Ehgatten/Streitheim

Zwischen Ehgatten und Streitheim ist seit einiger Zeit sichtbar, wo die Umfahrung Adelsried in ein paar Jahren verlaufen wird. Im Wald wurden große Flächen gerodet. In Zuschrifte­n und Leserbrief­en reagieren Bewohner aus der Umgebung teils empört: Sie kritisiere­n die Flächenver­siegelung und die „massiven Einschnitt­e“in die Natur.

Was wurde dort getan? Zwischen Ehgatten und Streitheim wurden etwa 4,8 Hektar Wald gerodet, erklärt Stefan Heiß vom Staatliche­n Bauamt. Das entspricht einer Fläche von nicht ganz sieben Fußballfel­dern. Auch wenn es noch einige Zeit dauern wird, bis auf dieser Strecke die neue Straße gebaut wird, so wurden die Bäume trotzdem jetzt schon gefällt. Das hat einen Grund, erklärt Heiß: Der Bodenaushu­b aus diesem Bereich werde für den Straßenabs­chnitt zwischen Welden und Ehgatten benötigt, für den die Arbeiten im Mai 2018 beginnen.

So breit wie die Schneise durch den Streitheim­er Forst wird die neue Straße natürlich nicht. Heiß erklärt: „Der Rodungsber­eich schließt auch die Mulden, Böschungsf­lächen, Flächen für die angrenzend­en neuen Wirtschaft­swege, sowie auch Flächen, die zum Beispiel für Leitpflanz­ungen für Fledermäus­e benötigt werden, ein.“

Die Straßenpla­ner haben nämlich nicht nur Schutzvork­ehrungen für Ameisen getroffen (»Seite 1), auch Fledermäus­e sollen besonders vor dem Verkehr geschützt werden. Dafür gibt es sogenannte Leitpflanz­ungen. „Durch die Bepflanzun­g werden die Fledermäus­e davon abgehalten, die Straße in zu geringer Höhe zu queren“, sagt Heiß: Durch die Pflanzen würden die Tiere nach oben geleitet und querten die Straße in sicherer Höhe. Die „Belange von Biber und Laubfrosch“seien bei der Planung der Durchlassb­auwerke, einer Art Tunnel für Tiere, berücksich­tig worden.

Und was passiert mit dem gefällten Holz? Heiß sagt, nach Auskunft der Bayerische­n Staatsfors­ten seien in den älteren Waldfläche­n etwa 650 Festmeter Stamm- und Industrieh­olz angefallen. Dieses werde in Sägewerken und Papierfabr­iken weitervera­rbeitet. Das Holz aus den jüngeren Beständen, die vorwiegend aus dünnen Eichen und Buchen bestanden, werde zu Hackschnit­zeln. Etwa 2000 Kubikmeter Hackschnit­zel seien angefallen, das sind ungefähr 9000 Badewannen voll.

Die Rodungen zwischen Ehgatten und Streitheim sind aber nicht die einzigen, die für die neue Umgehungss­traße nötig sind. Auch in dem Abschnitt, auf dem die Straße parallel zur Autobahn verläuft, müssen noch Bäume gefällt werden. Denn zwischen Streitheim und Adelsried führt die Strecke durch zwei weitere Waldgebiet­e. Wann dort gerodet werden wird, kann Heiß noch nicht sagen. Die Straße dort soll zwischen Ende 2019 und Ende 2020 gebaut werden.

Die kritischen Stimmen sind auch nach dem Baubeginn nicht verhallt. Stefan Vogg aus Streitheim, Dritter Bürgermeis­ter des Markts Zusmarshau­sen, betont: „Die Kritiker des Projekts waren nicht gegen eine Umfahrung Adelsried, sondern eine Umfahrung auf Streitheim­er Grund und Boden.“Die Bürgerinit­iative habe versucht, mit Alternativ­trassen einen Kompromiss zu erreichen – „leider ohne Erfolg“. Vogg spricht von einer „Monstertra­sse“und „massiven Einschnitt­en“in Landschaft und Natur. „Leider kann sich diese nicht wehren, und wir haben nur eine Erde. Solche Sünden holen uns immer wieder ein, aber dann könnte es auch zu spät sein.“

Er befürchtet, dass die gerade Straße zu einer „Rennstreck­e“wird und im Wald Gefahren durch Wild und Glatteis entstehen. Die Streitheim­er befürchten außerdem, dass der Verkehr zunimmt, unter anderem durch Stau-Umleitunge­n von der Autobahn und Mautflücht­ende. Dafür seien die engen und steilen Straßen im Ort aber nicht ausgelegt. Durch die Umgehungss­traße werde Streitheim „eingekesse­lt“, sagt Vogg – die sechsspuri­ge Autobahn mit den zugehörige­n Parkplätze­n ist ja schon da. Die Folge: „Keine Wander- und Erholungsm­öglichkeit mehr ohne Verkehrslä­rm und andere Emissionen.“

Nach dem Planfestst­ellungsbes­chluss der Regierung von Schwaben vom 1. Dezember 2015 waren gegen die Umgehung keine Klagen eingegange­n, weder von der Bürgerinit­iative noch vom Markt Zusmarshau­sen. So gibt es seit Februar 2016 Baurecht. Vor gut zwei Wochen war Spatenstic­h. Zunächst wird die Brücke bei Ehgatten erneuert. Ende 2020 soll die komplette Umfahrung fertig sein.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Auf diesem Luftbild wird sichtbar, wie die Umfahrung einmal verlaufen wird. Im Streitheim­er Forst (links unten) wurden bereits etwa 4,8 Hektar Wald gerodet. Die Straße wird dann vor der Autobahn links abbiegen und parallel zur A 8 Richtung Adelsried...
Foto: Marcus Merk Auf diesem Luftbild wird sichtbar, wie die Umfahrung einmal verlaufen wird. Im Streitheim­er Forst (links unten) wurden bereits etwa 4,8 Hektar Wald gerodet. Die Straße wird dann vor der Autobahn links abbiegen und parallel zur A 8 Richtung Adelsried...
 ??  ?? Ewald Schwendema­nn aus Streitheim hat den Wald nach den Rodungen von oben fotografie­rt.
Ewald Schwendema­nn aus Streitheim hat den Wald nach den Rodungen von oben fotografie­rt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany