Augsburger Allgemeine (Land West)
Kritik an der „Monstertrasse“
Verkehr Für die Adelsrieder Umfahrung werden fast sieben Fußballfelder Wald gerodet. Einige Bürger sind empört
Ehgatten/Streitheim
Zwischen Ehgatten und Streitheim ist seit einiger Zeit sichtbar, wo die Umfahrung Adelsried in ein paar Jahren verlaufen wird. Im Wald wurden große Flächen gerodet. In Zuschriften und Leserbriefen reagieren Bewohner aus der Umgebung teils empört: Sie kritisieren die Flächenversiegelung und die „massiven Einschnitte“in die Natur.
Was wurde dort getan? Zwischen Ehgatten und Streitheim wurden etwa 4,8 Hektar Wald gerodet, erklärt Stefan Heiß vom Staatlichen Bauamt. Das entspricht einer Fläche von nicht ganz sieben Fußballfeldern. Auch wenn es noch einige Zeit dauern wird, bis auf dieser Strecke die neue Straße gebaut wird, so wurden die Bäume trotzdem jetzt schon gefällt. Das hat einen Grund, erklärt Heiß: Der Bodenaushub aus diesem Bereich werde für den Straßenabschnitt zwischen Welden und Ehgatten benötigt, für den die Arbeiten im Mai 2018 beginnen.
So breit wie die Schneise durch den Streitheimer Forst wird die neue Straße natürlich nicht. Heiß erklärt: „Der Rodungsbereich schließt auch die Mulden, Böschungsflächen, Flächen für die angrenzenden neuen Wirtschaftswege, sowie auch Flächen, die zum Beispiel für Leitpflanzungen für Fledermäuse benötigt werden, ein.“
Die Straßenplaner haben nämlich nicht nur Schutzvorkehrungen für Ameisen getroffen (»Seite 1), auch Fledermäuse sollen besonders vor dem Verkehr geschützt werden. Dafür gibt es sogenannte Leitpflanzungen. „Durch die Bepflanzung werden die Fledermäuse davon abgehalten, die Straße in zu geringer Höhe zu queren“, sagt Heiß: Durch die Pflanzen würden die Tiere nach oben geleitet und querten die Straße in sicherer Höhe. Die „Belange von Biber und Laubfrosch“seien bei der Planung der Durchlassbauwerke, einer Art Tunnel für Tiere, berücksichtig worden.
Und was passiert mit dem gefällten Holz? Heiß sagt, nach Auskunft der Bayerischen Staatsforsten seien in den älteren Waldflächen etwa 650 Festmeter Stamm- und Industrieholz angefallen. Dieses werde in Sägewerken und Papierfabriken weiterverarbeitet. Das Holz aus den jüngeren Beständen, die vorwiegend aus dünnen Eichen und Buchen bestanden, werde zu Hackschnitzeln. Etwa 2000 Kubikmeter Hackschnitzel seien angefallen, das sind ungefähr 9000 Badewannen voll.
Die Rodungen zwischen Ehgatten und Streitheim sind aber nicht die einzigen, die für die neue Umgehungsstraße nötig sind. Auch in dem Abschnitt, auf dem die Straße parallel zur Autobahn verläuft, müssen noch Bäume gefällt werden. Denn zwischen Streitheim und Adelsried führt die Strecke durch zwei weitere Waldgebiete. Wann dort gerodet werden wird, kann Heiß noch nicht sagen. Die Straße dort soll zwischen Ende 2019 und Ende 2020 gebaut werden.
Die kritischen Stimmen sind auch nach dem Baubeginn nicht verhallt. Stefan Vogg aus Streitheim, Dritter Bürgermeister des Markts Zusmarshausen, betont: „Die Kritiker des Projekts waren nicht gegen eine Umfahrung Adelsried, sondern eine Umfahrung auf Streitheimer Grund und Boden.“Die Bürgerinitiative habe versucht, mit Alternativtrassen einen Kompromiss zu erreichen – „leider ohne Erfolg“. Vogg spricht von einer „Monstertrasse“und „massiven Einschnitten“in Landschaft und Natur. „Leider kann sich diese nicht wehren, und wir haben nur eine Erde. Solche Sünden holen uns immer wieder ein, aber dann könnte es auch zu spät sein.“
Er befürchtet, dass die gerade Straße zu einer „Rennstrecke“wird und im Wald Gefahren durch Wild und Glatteis entstehen. Die Streitheimer befürchten außerdem, dass der Verkehr zunimmt, unter anderem durch Stau-Umleitungen von der Autobahn und Mautflüchtende. Dafür seien die engen und steilen Straßen im Ort aber nicht ausgelegt. Durch die Umgehungsstraße werde Streitheim „eingekesselt“, sagt Vogg – die sechsspurige Autobahn mit den zugehörigen Parkplätzen ist ja schon da. Die Folge: „Keine Wander- und Erholungsmöglichkeit mehr ohne Verkehrslärm und andere Emissionen.“
Nach dem Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Schwaben vom 1. Dezember 2015 waren gegen die Umgehung keine Klagen eingegangen, weder von der Bürgerinitiative noch vom Markt Zusmarshausen. So gibt es seit Februar 2016 Baurecht. Vor gut zwei Wochen war Spatenstich. Zunächst wird die Brücke bei Ehgatten erneuert. Ende 2020 soll die komplette Umfahrung fertig sein.