Augsburger Allgemeine (Land West)
SOS am Beckenrand
Freizeit Bademeister werden teilweise händeringend gesucht. Die Lehrstellen sind schwer zu besetzen. Dabei ist die Arbeit viel abwechslungsreicher, als man denkt
Landkreis Augsburg
Braun gebrannt, durchtrainiert, umringt von schönen Frauen – so kennen wir das Leben eines Bademeisters aus Filmen wie „Baywatch“. So etwas müsste also ein begehrter Beruf sein. Doch die Betreiber von Bädern tun sich schwer, Nachwuchs für die in der Realität breit gefächerte und verantwortungsvolle Aufgabe zu finden.
Das Retten von ertrinkenden Schwimmgästen ist der wichtigste Teil ihrer Arbeit. Bademeisterin Elfriede Mayer vom Waldfreibad Dinkelscherben kann über andere Klischees rund um ihren Beruf nur den Kopf schütteln: „Unsere Arbeit ist sehr vielfältig.“Dazu gehören unter anderem die Beckenreinigung, kleinere Reparaturen und der Schwimmunterricht für die Kinder. Aber auch für die Pflege der Grünanlage sei sie verantwortlich. „Bis hin, dass sich die Badegäste bei mir informieren, was für Blumen das sind.“Im Sommer habe sie kaum einen freien Tag, erklärt Mayer. Im Winter baue sie dann ihre Überstunden ab und nehme Urlaub.
Trotz der vielen Arbeit liebt Elfriede Mayer ihren Job, den sie seit 23 Jahren in Dinkelscherben ausübt. Sie sagt: „Es macht große Freude. Ich habe einen sehr abwechslungsreichen Beruf.“Das Verhältnis zu den Badegästen sei sehr gut, auch mit Jugendlichen gäbe es kaum Probleme. Und falls doch jemand Ärger mache, verordne sie ihm eine kleine Auszeit, damit er sich wieder beruhigen kann.
Auch den Bademeister Bernhard Kraus von der Gerfriedswelle in Gersthofen scheint sein Beruf zu erfüllen. Er arbeitet dort seit 25 Jahren. „Ich konnte mir nie vorstellen, den ganzen Tag im Büro zu sitzen“, sagt er. Bei schönem Wetter sei er draußen an der frischen Luft und sehe den spielenden Kindern zu. „Das macht mir Spaß.“
Die Aufgabenbereiche der Bademeister und Fachangestellten sind in den Freibädern ähnlich, in der Gerfriedswelle kommt jedoch noch das An- und Ausschalten des Wellenbades hinzu. Auch auf unvorhersehbare Situationen muss schnell reagiert werden. So zerbrach beispielsweise im Rutschenbereich eine Taucherbrille, und die Glassplitter verteilten Daraufhin mussten dieses Becken gesperrt und die Splitter beseitigt werden. Erst dann konnte der Bereich um die Rutsche wieder geöffnet werden.
Kraus hat schon häufiger erlebt, dass Jugendliche die Rutsche blockieren oder andere Schwimmer stören. Der Bademeister ermahnt sie zunächst, im äußersten Fall kann er ein Hausverbot aussprechen. „Unser Aufgaben sind so vielfältig, wir stehen nicht nur am Beckenrand und schauen durch die Gegend“, betont er.
Wie hoch die Anforderungen an einen Bademeister sind, weiß auch Petra Voßiek, Sprecherin der Neusässer Therme Titania. Vor allem sportlich müssten die Bewerber für die Ausbildungsstellen sein. Dazu komme aber auch Interesse für Chemie und Technik und nicht zu vergessen ein guter Draht zu Menschen. Drei Jahre dauere die Ausbil- dung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe. „Vielen Bewerbern ist nicht klar, was auf sie zukommt“, so Voßieks Eindruck. Der Beruf sei eben mehr, als „am Beckenrand mit der Trillerpfeife zu stehen“. Bewerbungen für die Ausbildung gehen beim Titania laut Voßiek nur sporadisch ein. Eine Stelle ab September sei besetzt, eine andere noch frei. Im Titania lernen zurzeit drei Frauen und zwei Männer den Beruf. Sie kommen alle aus der Region.
Auch in Meitingen kennt man das Problem, dass Fachpersonal für das Freibad fehlt. Im vergangenen Jahr durfte keiner der Fachangestellten ausfallen, ansonsten hätte das Bad die Öffnungszeiten reduzieren müssen. Doch heuer können die Verantwortlichen durchschnaufen, da alle Stellen besetzt sind. Doch der Blick geht bereits in Richtung nächste Sommersaison, und da kann es wieder eng werden. Laut Hauptamtssich. leiter Bruno Höfer werden eine Fachkraft für Bäderbetriebe und eine Rettungsschwimmerin ausscheiden. Höfer hofft, dass der Azubi, der dann ausgelernt haben wird, bleibt und eine der beiden vakanten Stellen besetzt. Auch wenn im Freibad nur im Sommer Betrieb herrscht, bildet die Gemeinde Lehrlinge aus. Das ist möglich, weil die Kommune dafür eine Kooperation mit den städtischen Bädern in Augsburg geschlossen hat.
In Meitingen sei es gar nicht so einfach, Interessenten für die Lehrstellen zu finden, so Höfer. „Die Ausbildung stellt die Absolventen vor einige Herausforderungen.“So müssten die Lehrlinge nicht nur sportlich fit sein, um die geforderten Zeiten zu schwimmen, sondern sich auch im Bereich Wasserreinigung auskennen und beste Erste-HilfeKenntnisse haben.
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