Augsburger Allgemeine (Land West)
Plackerei auf dem Wattenmeer
Urlaubserlebnisse Diesmal geht’s um ein unvergessliches Abenteuer. Schildern Sie ein Erlebnis, gewinnen Sie einen Liegestuhl
Landkreis Augsburg
Der Heiratsantrag am weißen Sandstrand, der Hai-Alarm im azurblauen Wasser oder die Autopanne auf weiter Flur und in der größten Hitze: Es gibt Urlaubserlebnisse, die sich ins Gedächtnis eingebrannt haben. Wir suchen genau diese besonderen Erinnerungen: Alle Leser der AZ Augsburger Land können jetzt ihre unvergesslichen Eindrücke schildern. Ob es sich um einen aktuellen Urlaub handelt oder um eine Begebenheit, die Jahre zurückliegt, ist egal. Mitmachen lohnt sich: Unter allen Teilnehmern werden zehn AZ-Liegestühle verlost. Und hier die Urlaubserinnerung von Jessica Socher: ● Alles schief auf dem Schiff Das Bild im Aufenthaltsraum hängt schief und droht hinunterzufallen. Der Kühlschrank öffnet sich, und der Inhalt kullert durch den Raum. Zwei von uns fünfzehn Jugendlichen stehen auf, um die Sachen wieder einzuräumen, schwanken und fallen auf den Boden. Die Luke zum Deck wird aufgeschoben, und unser Maat schaut hinunter. „Stephan! Jessica! Die Sturmfock muss gesetzt werden!“Schon wieder wir. Immer die Älteren, die so viel mithelfen müssen.
Denn mein Urlaub ist mehr Abenteuer als Erholung. Mit dem Kreisjugendring Augsburg und dem Kreisjugendring Unterallgäu fahren jährlich 30 Jugendliche im August nach Harlingen in den Niederlanden. Dort wird gesegelt, was das Zeug hält, viele verschiedene Inseln besucht und Freundschaften geschlossen. Jedes Jahr macht es aufs Neue viel Spaß. Ich war zweimal dabei und habe fest mitangepackt.
Genervt klettern wir an Bord des Segelbootes. Es ist stockfinster, stürmt und schüttet wie aus Eimern. Hier oben wird erst das Ausmaß des Unwetters klar. Das Wattenmeer tobt, und meterhohe Wellen schlagen auf das Deck auf. Wir sind nach nicht mal einer Minute pitschnass. Unser Segelboot ist so schief im Wasser, dass wir Angst haben, mit dem gesamten Schiff umzukippen.
Auf den Weg zum Bug, dem Vorderteil des Bootes, retten wir uns vor „dem Baum“, einem Teil des Großsegels, der bei unruhigem Wind wild umherschlägt und einen vom Schiff werfen kann, wenn man nicht aufpasst. Noch dazu ist der Boden so rutschig, dass es kaum möglich ist, aufrecht zu gehen. Es ist also Vorsicht geraten, denn die Situation ist lebensgefährlich.
Wir wanken weiter und versuchen uns an allem Möglichen festzuhalten und fallen um, bis wir endlich an den Tauen und Seilen ankommen, die wir nun brauchen, um die Sturmfock, das Segel, das bei schweren Wetterbedingungen notwendig ist, zu setzen. Teamarbeit ist gefragt. Schnell packen wir zu dritt das Segel aus, setzen es und flüchten wieder ins Trockene.
Am nächsten Morgen hat sich das Meer wieder beruhigt. Die Sonne scheint, und leichter Wind weht. Stolz darüber, dass wir letzte Nacht die Situation unter Kontrolle gebracht haben, liegen wir zu zweit im Klüvernetz, das mitten über dem Meer hängt. Unter uns ist nur das Wasser. Und Robben, die versuchen, uns anzustupsen.