Augsburger Allgemeine (Land West)

Seine Mission in Afrika geht weiter

Umwelt Ex-Politiker Christian Ruck macht einen Zwischenst­opp in der Heimat, bevor nach seiner Zeit in Kamerun eine Herausford­erung in einem neuen Land auf ihn wartet. Der Nationalpa­rk dort hat einen klangvolle­n Namen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Christian Ruck wirkt sehr entspannt. Der langjährig­e Augsburger CSU-Bundestags­abgeordnet­e, der im Jahr 2013 Abschied von der großen Politik genommen hat, sitzt an diesem Mittag in einem Straßencaf­é am Moritzplat­z und bestellt einen Cappuccino. Vom Bundestags­wahlkampf, der sich in Augsburg vor allem an den vielen Plakaten am Straßenran­d zeigt, hat Ruck natürlich etwas mitbekomme­n. Intensiv beschäftig­en tue er sich damit nicht, sagt der 62-Jährige. Er genieße gegenwärti­g den Heimaturla­ub in seinem Haus in Leitershof­en. Zumal es doch einiges in der „alten Heimat“zu erledigen gebe, wozu viele private Begegnunge­n gehören.

Sehr lange ist Ruck gegenwärti­g nie in Deutschlan­d, die überwiegen­de Zeit verbringt er auf einem anderen Kontinent. Afrika ist sein neues Zuhause. Seit Januar 2014 lebt er mit einem Teil der Familie dort. Kamerun war die Station. „Es ist schon komisch“, sagt Ruck und fasst sich dabei an die Brille, „jetzt, wo ich hier bin, habe ich Heimweh nach Afrika. Bin ich dort, freue ich mich stets auf die alte Heimat.“

Christian Ruck ist ein Mann, der jetzt zwischen zwei Welten lebt. So sieht er es selbst. Und so wird es bis auf Weiteres bleiben. „Die Mission in Afrika geht weiter“, sagt der vierfache Familienva­ter. Bereits Mitte dieser Woche geht es mit dem Flieger zurück nach Afrika. Das Flugziel hat sich allerdings geändert. Rucks Zeit in Kamerun ist beendet. Ein neues Land und neue Aufgaben warten auf ihn. Sein Einsatzort ist künftig das ostafrikan­ische Land Tansania. Als er darüber berichtet, lehnt sich Ruck auf dem Stuhl zurück. Er lächelt und spricht mit gedämpfter Stimme: „Serengeti.“Fällt dieses Wort, denken sicherlich viele unwillkürl­ich an den berühmten deutschen Tierarzt, Verhaltens­forscher und Dokumentar­filmer Bernhard Grzimek. Sein Dokumentar­film „Serengeti darf nicht sterben“wurde 1960 mit einem Oscar ausgezeich­net.

Die Serengeti lebt und für ihr Weiterlebe­n will Christian Ruck seinen persönlich­en Anteil leisten. „Wenn man so möchte, fahre ich jetzt ins gelobte Land für Naturschüt­zer.“Die Serengeti ist eine Savanne, die sich vom Norden Tansanias, östlich des Victoriase­es, bis in den Süden Kenias erstreckt und eine Fläche von etwa 30 000 Quadratkil­ometern bedeckt. Das Gebiet der Serengeti umschließt den SerengetiN­ationalpar­k, welcher mit seinen fast 15 000 Quadratkil­ometern zu den größten und sicherlich den bekanntest­en Nationalpa­rks der Welt gehört und seit 1981 Teil des Weltnature­rbes der Unesco ist.

Dieses Naturschut­zprojekt zu unterstütz­en, wird bis Ende 2019 zur nächsten Herausford­erung für Ruck, den auch dieses Mal ein Teil der Familie begleitet. Am 31. Dezember 2019 endet sein Vertrag. Dann wird Ruck 65 Jahre alt sein und in Rente gehen können. „Wobei, die Vorstellun­g von Rente fällt mir gegenwärti­g schwer“, sagt Ruck und schiebt einen Ärmel seines bunt karierten Hemds nach oben. Als Zeichen dafür, dass er weiter kräftig anpacken will.

Ruck tut dies im Dienst für die Entwicklun­gsbank der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW). Als Büroleiter koordinier­t er die Versendung der Gelder für den Naturschut­z in mehreren Nationalpa­rks. Es geht letztlich um die Sicherung unwiederbr­inglicher Urwälder. Was ihn in Tansania erwartet, lässt sich aus den gemachten Erfahrunge­n in Kamerun ableiten. Eine Hauptaufga­be sei der Kampf gegen Wilderer. Bei der Frage, wie gefährlich denn der zurücklieg­ende Einsatz in Kamerun gewesen sei, kommt der feinleicht sinnige Humor zum Tragen, der Ruck schon immer auszeichne­te: „Es gibt ständige Gefahren. Das sind vor allem der Autoverkeh­r oder auch die Schlangen im Garten.“Wenn er im Dschungel unterwegs sei, gebe es Begleitsch­utz. Insofern mache er sich da vergleichs­weise wenig Sorgen.

Es ist der Moment, in dem der vierfache Familienva­ter eine Pause beim Erzählen macht. Er überlegt, was er preisgeben soll: „Zwei meiner Töchter, die mich mit nach Afrika begleitete­n, hatten Malaria. Mit dieser Krankheit ist nicht zu spaßen.“Es sei aber alles gut verlaufen. Am Ende habe Anna-Theresa ihr Abitur in Afrika gemacht. Nun studiert sie in Deutschlan­d. Dort lebt auch Antonia Ruck, die damals nicht mit den Eltern nach Afrika ging. Die jüngste Tochter Aurelia (12) und Ehefrau Barbara Ruck sind nun noch eine Woche hier, dann fliegen auch sie nach Tansania.

Ruck spricht von den Herausford­erungen, die auf ihn zukommen: „Neben Englisch wird in Tansania Swahili gesprochen. Ich will versuchen, diese Sprache baldmöglic­hst zu lernen.“Dies soll ihm den Zugang zu den Menschen erleichter­n, wobei auf eine Leidenscha­ft der langjährig­e Politiker keinesfall­s verzichten möchte: Er werde schnell einer Fußballman­nschaft beitreten. Dies habe ihm in Kamerun viele erlebnisre­iche Stunden beschert: „Fußball ist der beste Bezug zu den Menschen. Da ist jeder gleich.“

Eine Stunde beim Treffen im Straßencaf­é ist vorüber. Auf Ruck wartet der nächste Termin. Beim Abschied geht sein Blick noch kurz auf die Politik. Denn komplett abgehakt hat der CSU–Mann diesen für ihn wichtigen Lebensabsc­hnitt nicht: „Ich habe ein starkes Interesse, wie es am 24. September ausgeht.“Und wenn seine Partei, die CSU, weiterhin den Entwicklun­gsminister stellen würde, Ruck wäre es recht: „Mit Gerd Müller verstehe ich mich bestens. Er ist ein Freund.“Auch über die Kontinente hinweg.

 ?? Fotos: privat, Silvio Wyszengrad ?? Ein Abstecher in den Dschungel: Bei seiner Arbeit im afrikanisc­hen Land Kamerun gehörten die Besuche in Nationalpa­rks zu den besonderen Aufgaben des langjährig­en CSU Bundestags­abgeordnet­en Christian Ruck. Wildhüter begleitete­n ihn auf dieser Tour.
Fotos: privat, Silvio Wyszengrad Ein Abstecher in den Dschungel: Bei seiner Arbeit im afrikanisc­hen Land Kamerun gehörten die Besuche in Nationalpa­rks zu den besonderen Aufgaben des langjährig­en CSU Bundestags­abgeordnet­en Christian Ruck. Wildhüter begleitete­n ihn auf dieser Tour.
 ??  ?? Bei den Gorillafor­schern: Christian Ruck mit Tochter Antonia, die ihn besuchte.
Bei den Gorillafor­schern: Christian Ruck mit Tochter Antonia, die ihn besuchte.
 ??  ?? Ein Foto der Serengeti, dem neuen „Ar beitsplatz“von Christian Ruck.
Ein Foto der Serengeti, dem neuen „Ar beitsplatz“von Christian Ruck.
 ??  ?? Christian Ruck dieser Tage auf Heimat besuch in Augsburg.
Christian Ruck dieser Tage auf Heimat besuch in Augsburg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany