Augsburger Allgemeine (Land West)
Kaum ein Baumstamm ist noch frei
Wahlkampf Die Parteien plakatieren in den Kommunen. Wer den Politikern dabei hilft
Landkreis Augsburg
Im Bundestagswahlkampf gibt es nicht nur Konkurrenz, sondern auch ein Stück weit Solidarität. Dann rückt schon mal Herbert Woerlein, Kandidat der SPD, ein schiefes Wahlplakat eines anderen Politikers gerade. Nun, in der heißen Phase wenige Wochen vor der Wahl buhlen alle Parteien um die Gunst jeder Stimme. Und besonders für die Helfer im Landkreis Augsburg heißt es derzeit vor allem eins: Plakatieren.
Die Unterstützer von Woerlein aus den Ortsverbänden seien bereits „fleißig unterwegs gewesen“, sagt er. Einige Plakate habe er selbst aufgehängt. „Das motiviert mich natürlich“, fügt er hinzu. Allein in Stadtbergen hängen bis zu 50 Exemplare, im Landkreis sind es seinen Schätzungen nach knapp 1500 Stück. „Als Herausforderer will man sich möglichst viel zeigen“, sagt Woerlein. Zwischen 4000 und 5000 Euro investiert der 59-Jährige in die Plakatierung.
Mittendrin sind auch die Freien Wähler. Bundestagskandidat Markus Brem erklärt, dass nach und nach weiter plakatiert werden soll. Rund 100 Helfer aus diversen Ortsgruppen ziehen derzeit für ihn durch die Straßen. Ein Plakat pro 1000 Einwohner, rechnet er vor, hänge im Landkreis Augsburg. Große Versionen, im Politikjargon Wesselmänner genannt, seien noch nicht aufgestellt worden. „Wo diese hinkommen, weiß ich noch gar nicht. Das passiert dann in einer nächtlichen Aktion“, sagt er. Brem investiert 7500 bis 8000 Euro in die Werbung.
Dass diese Art der Wahlwerbung „einen Zusatzsprung an Stimmen ausmacht“, glaubt er nicht. Vielmehr sei sie lediglich eine Komponente des Wahlkampfs. Wichtiger werden seiner Ansicht nach zunehmend digitale Medien, etwa die eigene Internetseite.
Noch etliche Plakate möchte Hansjörg Durz von der CSU mit sei- nem Team in den kommenden Tagen anbringen. „Im Moment hängen noch nicht alle“, sagt er. Insgesamt 1500 Stück sollen dann am Ende von ihm im Landkreis zu sehen sein.
Plakate seien nach wie vor wichtig, wenn es darum gehe, die Aufmerksamkeit und Wahrnehmung der potenziellen Wähler vor der Wahl zu bekommen. Helfen sollen ihm auch die zehn große Wesselmänner, die bereits in der Region verteilt stehen. 4000 Euro kostet ihn das am Ende.
Insgesamt 2700 Plakate hat die AfD im Landkreis Augsburg und Aichach-Friedberg verteilt, wie Kandidat Rainer Kraft berichtet. Rund 20 Prozent davon zeigen ihn, der Rest seien parteipolitische Botschaften. Wegen der Sorge vor mutwilligen Zerstörungen habe der Kreisverband noch einige Plakate in der Reserve, sagt Kraft.
Nicht für eine Auskunft zu erreichen war bis Redaktionsschluss Franz Bossek, Kandidat der Grünen. »Aufgefallen