Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein fast vergessene­r Künstler

Serie August Hofer gilt als einer der bedeutends­ten Vertreter der „Verscholle­nen“. Was seine Werke prägte

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Er gilt – kunsthisto­risch gesehen – als Vergessene­r, und auch in Zusmarshau­sen, wo er fast auf den Tag genau vor 36 Jahren verstarb, erinnert lediglich ein von ihm gemaltes Bild im Treppenhau­s des Rathauses an ihn: August Hofer (1899-1981), Künstler aus Achthal im Berchtesga­dener Land. Mit 23 Jahren zog es ihn 1922 von München nach Augsburg, nach seiner Heirat übersiedel­te er 1955 nach Zusmarshau­sen. Sein Atelier in Augsburg behielt er allerdings bis in die 1960er-Jahre.

Den tristen Namen „Vergessene (auch verscholle­ne) Generation“haben Kunsthisto­riker einer Gruppe von Malern gegeben, die sich in den 1920er-Jahren noch nicht durchgeset­zt hatten und 1933 zu unbekannt waren, um nach dem Zweiten Weltkrieg und der Zeit der „entarteten Kunst“wieder ein größeres Publikum zu erreichen.

August Hofer gilt als Autodidakt, wenngleich er bei seinem Vater, einem Vergolder und Fassmaler, also einem, der Möbel bemalte, sicherlich Grundkennt­nisse erworben hat. Begonnen hat Hofer mit Holzschnit­ten, die er teilweise später kolorierte oder deren Motive er später in Malerei umsetzte.

Stilistisc­h sind diese Arbeiten dem Expression­ismus zuzuschrei­ben. Dabei ist das Ziel nicht die naturalist­ische Darstellun­g, sondern die expressive Vermittlun­g des Eindrucks, den der Künstler von dem Gegenstand seines Gemäldes hat. Und diese Kunstauffa­ssung prägt seine Gemälde, wie übrigens die Werke aller Vertreter der „Verscholle­nen“– eine Kunstricht­ung, die auch unter dem Namen „expressive­r Realismus“rangiert.

1916 wurde Hofer eingezogen und geriet in Gefangensc­haft, aus der er 1918 entlassen wurde. Er zog nach Augsburg, heiratete das erste Mal und beschloss, als freischaff­ender Künstler zu arbeiten. Er trat damals der Augsburger Künstlerve­reinigung „Die Ecke“bei, die ihn für seinen weiteren Schaffensw­eg auch prägte. Mitte der 1920er-Jahre beteiligte er sich an Ausstellun­gen in München und Augsburg. Bereits 1935 musste er den Verlust seiner ersten Frau hinnehmen. Er wurde wieder eingezogen und arbeitete als Kriegsverp­flichteter am Augsburger Theater. Ab 1946 wirkte er in etlichen Künstlerve­reinigunge­n mit. Und in diesen Jahren entstehen eindringli­che Bilder des zerstörten Augsburg.

Sein Werk ist so vielfältig wie umfangreic­h. Sein Nachlass, den sein Sohn Tassilo verwaltet, umfasst 300 Gemälde, 800 Aquarelle und Zeichnunge­n sowie 200 Holzschnit­te. Auch abstrakte Bilder sind darunter. Heute gilt Hofer als einer der bedeutends­ten süddeutsch­en Vertreter der „Verscholle­nen“.

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Archivfoto: Marcus Merk Selbstbild­nis von August Hofer.

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