Augsburger Allgemeine (Land West)

Ferne Länder, fremde Sitten

Urlaubserl­ebnisse Heute geht es um Erfahrunge­n, die unsere Leser an nicht alltäglich­en Reiseziele­n gemacht haben

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Landkreis Augsburg

Der Heiratsant­rag am weißen Sandstrand, der Hai-Alarm im azurblauen Wasser oder die Autopanne auf weiter Flur und in der größten Hitze: Es gibt Urlaubserl­ebnisse, die sich ins Gedächtnis eingebrann­t haben. Wir suchen genau diese besonderen Erinnerung­en: Alle Leser der AZ Augsburger Land können jetzt ihre unvergessl­ichen Eindrücke schildern. Ob es sich dabei um einen aktuellen Urlaub handelt oder um eine Begebenhei­t, die bereits mehrere Jahre zurücklieg­t, ist egal. Mitmachen lohnt sich: Unter allen Teilnehmer­n werden zehn AZ-Liegestühl­e verlost. Hier eine kleine Auswahl der Erinnerung­en, die uns bislang erreicht haben. ● Mit den Tuareg durch die Wüste Von seinem unvergessl­ichen Abenteuer aus dem Jahr 1998 erzählt Heinz Elsässer aus Neusäß.

„In unserem Bekanntenk­reis gab es ein Ehepaar, das immer wieder Wüstenurla­ub machte mit gleichblei­bender Begeisteru­ng. Ein Jahr später bekamen wir eine Einladung zu einer zweiwöchig­en Karawanenr­eise in Niger. Meine Frau hat vehement abgelehnt, umso begeistert­er war ich ...

Nach einer abenteuerl­ichen Anreise brachen fünf Schweizer und fünf Deutsche von Kogo aus zu ihrer 14-tägigen Wüstentour auf, fünf Tuareg mit 14 Kamelen waren ihre Begleiter. Elsässer erzählt: „Kaum zu beschreibe­n, weil man es erlebt haben muss, sind die Geräusche der ziehenden Karawane; das leise Klappern der hölzernen Sattelgest­elle und das Traben im Sand. Deshalb wurde tagsüber kaum geredet – umso mehr am Abend am Lagerfeuer bei gutem Essen und ausreichen­d Whisky. Unglaublic­h schöne und teilweise dreihunder­t Meter hohe Dünen gab es zu bestaunen und zu besteigen. Fata Morgana waren tägliche Erscheinun­gsbilder.

Fast täglich hatten wir beim Mittagesse­n auch Gäste, die als Nomaden des Weges waren (einmal auch vier Kinder). Die obligatori­sche Gastfreund­schaft des Tuareg-Volkes gebietet das. In den Himmel loben musste man den Koch Ibrahim. Er hat uns hervorrage­nd verköstigt am offenen Feuer. Immer wieder konnte man uraltes Akazienhol­z finden, das ein Feuer überhaupt erst ermöglicht­e. In einem verdeckten Gluthaufen im Sand vergraben backte er auch Brot und als einmalige Überraschu­ng auch mal einen Kuchen. Und nicht zu vergessen: der berühmte Tee der Tuareg. Drei Aufgüsse: Der erste stellt einen auf, der zweite ist normal und der dritte gegen den Durst.

Wir hatten Ibrahim immer wieder in den Himmel gelobt und ihn auch abschließe­nd fürstlich beschenkt. Er hatte daheim acht Kinder. Während der Karawane angetroffe­ne Kinder haben wir beschenkt mit z.B. Schulhefte­n oder Kugelschre­iber. Selbst leere Whiskyflas­chen waren willkommen­e Geschenke. Am letzten Abend haben wir gefeiert und haben die Tuareg reichlich hochleben lassen. Ein eindrucksv­olles Feuerwerk haben wir mittels Wunderkerz­en abgebrannt, die Tuareg hatten so etwas noch nie gesehen. Ich empfand bei diesem Urlaub nur einen einzigen negativen Aspekt: Zwei Wochen lang keinen Tisch und keinen Stuhl.“● Argentinis­cher Sonnenbran­d Diese Zeilen hat uns Tobias Karrer aus Die

dorf geschickt. „Der Norden Argentinie­ns hat viele verschiede­ne Gesichter. Eines davon: eine bergige, trockene Wüstenland­schaft mit Gipfeln über 4000 Meter und Kakteen, die sogar einen erwachsene­n Mann um das Doppelte überragen. Ich war mit ein paar Freunden in der Region unterwegs, und wir wohnten bei einer einheimisc­hen Familie: Wunderbare Leute, die sich rührend um uns gekümmert haben.

Als begeistert­er Bergsteige­r wollte ich unbedingt irgendwo hochsteige­n. Deshalb war ich mehr als begeistert, als ich von einem Wallfahrts­ort Namens Punta Corral erfuhr. Mitten in der Bergwüste, auf über 3500 Meter und einigermaß­en problemlos zu Fuß zu erreichen. Früh am nächsten Tag startete ich also. Bewaffnet mit Wasser, etwas zu essen, einer Kappe und, wie ich dachte, auch Sonnencrem­e fuhr ich mit dem Bus zum Startpunkt. Letztere hatte ich leider doch vergessen. In brütender Hitze, ohne ein Fleckchen Schatten stieg ich 1500 Höhenmeter auf, nur um diese anschließe­nd auf einer Strecke von 20 Kilometern wieder hinunterzu­gehen. Auf den letzten Kilometern kam glückliche­rweise ein zahnloser Hochlandba­uer auf seinem Quad vorbei und nahm mich bis zur Straße mit. Komplett verbrannt und halb im Delirium schaffte ich es zurück. Ich werde mich immer daran erinnern, wie nach meiner Rückkunft drei Argentinie­r um mich herumstand­en und mich mit dem Saft aus aufgeschni­ttenen Aloe-veraBlätte­rn einrieben. Eine Wohltat.“● Tanken auf Russisch Auf dem Motorrad durch Russlands Weiten: Davon erzählt Petra Härle aus Kühlen thal.

„Vor unserer Reise mit den Motorräder­n die Ostsee entlang bis nach St. Petersburg und über Helsinki und Malmö zurück nach Deutschlan­d fragten meinen Mann und mich viele Bekannte, ob wir denn keine Bedenken hätten, Russland zu durchfahre­n. Aber auf der ganzen Tour begegneten uns nur freundlich­e Menschen. Je näher wir St. Petersburg kamen, desto interessie­rter waren die Menschen an uns und unseren Erlebnisse­n.

Grenzwerti­g – im wahrsten Sinne des Wortes – ging es nur an der Grenze nach Russland zu. Von exakt auszufülle­nden Formularen (Sprachschw­ierigkeite­n, hier wird kein Englisch oder Deutsch gesprochen) über die Durchsuchu­ng unserer Bikes, der Suche nach der Fahrgestel­l-Nummer, bis zur angedrohte­n Abnahme des Mobiltelef­ons wegen unerlaubte­r Fotos, die wir sofort löschen sollten, war alles dabei. Auf der Weiterfahr­t über Land fiel uns aber schon als Erstes die rasante Fahrweise der Russen auf. Aber auch, wie viel Rücksicht aufeinande­r genommen wird! Ein Erlebnis hat sich bis heute eingeprägt.

Das erste Mal Tanken in Russland: Wir fahren zur Zapfsäule, Zapfhahn raus, in den Tank, warten …? Nichts tut sich. Nächste Zapfsäule – wieder kein Benzin! Ganz entnervt fährt mein Mann weg und will zur nächsten Tankstelle.

Während ich gerade losfahren will, sehe ich mehr oder weniger aus dem Augenwinke­l, dass ein junger Mann hinter mir winkt, ich solle zurückkomm­en. Der denkt wohl, wir haben getankt und nicht bezahlt, fuhr mir durch den Kopf. Also umdrehen. Er lachte mich an, was mich schon beruhigte. Denn leider konnten wir uns nur mit „Händen und Füßen“verständig­en. Und so zeigte er mir, dass man zuerst in die Tankstelle geht, einen Betrag bezahlt, und dann wird die Zapfsäule freigescha­ltet. Mein Mann war inzwischen auch zurück, und unserer Weiterfahr­t stand nichts im Weg! Dieser hilfsberei­te junge Mann war nur der Erste von vielen, vor allem jungen Menschen in Russland, die uns immer wieder weitergeho­lfen haben.“

 ?? Symbolfoto: majonit, Fotolia ?? Ein Wüstenurla­ub bietet so einiges an Abenteuer. Davon weiß auch Heinz Elsässer aus Neusäß zu erzählen. Gerade so außergewöh­nliche Ziele verspreche­n spannende und net te Geschichte­n.
Symbolfoto: majonit, Fotolia Ein Wüstenurla­ub bietet so einiges an Abenteuer. Davon weiß auch Heinz Elsässer aus Neusäß zu erzählen. Gerade so außergewöh­nliche Ziele verspreche­n spannende und net te Geschichte­n.

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