Augsburger Allgemeine (Land West)

Das französisc­he Essen schmeckt den jungen Gästen

Austausch Neusässer Jugendlich­e lernen in Cusset das Leben und den Alltag einer Familie kennen. Was sie dabei erstaunt hat

- VON JUTTA KAISER WIATREK

Die Städtefreu­ndschaft zwischen Neusäß und Cusset in Frankreich besteht seit 16 Jahren. Fast von Anfang an findet der Jugendaust­ausch für Jugendlich­e zwischen 14 und 17 Jahren des Partnersch­aftvereins Neusäß-Cusset statt, der auf dem Schüleraus­tausch des Justusvon-Liebig-Gymnasiums basiert. Die Organisato­rin des Austausche­s, Viktoria Braun, traf sich mit den Teilnehmer­n zu einem Erfahrungs­austausch.

Während Lea und Justin bereits letztes Jahr dabei waren und Julia dieses Jahr bereits Cusset besucht hatte, konnte Jonas ganz neue Erfahrunge­n sammeln. Dabei war er besonders mutig, denn der Gymnasiast am Justus-von-Liebig Gymnasium lernt gar kein Französisc­h, sondern die Sprachen Latein und Englisch. „Als mich Justin und Lea gefragt haben, ob ich mitfahren möchte, habe ich spontan ja gesagt“, erinnert er sich. Da am Neusässer Gymnasium mit diesen Fächern nur geringe Chancen auf die Teilnahme an einem Schüleraus­tausch bestehen, er diese Erfahrung aber nicht missen wollte, war er bereit, es auf diese Weise auszuprobi­eren. „Immerhin spreche ich ja noch Englisch, und die Jugendlich­en in Cusset und Vichy lernen ja Deutsch“, war er sicher, sich bestens in Frankreich durchschla­gen zu können. Ein paar wichtige Sätze sowie Zahlen hatte er dennoch im Vorfeld mit Lea geübt. Gerne möchte er auch nächstes Jahr nochmals mitfahren. In der Zwischenze­it die Sprache etwas zu lernen wird allerdings nicht möglich sein, denn er muss sich auf sein Abitur konzentrie­ren.

Julia konnte vom Nachbarlan­d Frankreich und ihrer Gastfamili­e nicht genug bekommen, immerhin war sie bereits mit der Schule vor Kurzem bei ihrer Gastfamili­e. „Es war aber auch jetzt wieder cool, und wir haben uns gut verstanden, wenn auch das Familienle­ben dort völlig anders verläuft als bei mir zu Hause“, erzählt sie.

Bereits zum dritten Mal besuchte Justin seine Gastfamili­e, mit der er schon gut befreundet ist. Die Familie wohnt ebenfalls etwas ländlich, und so sind sich die beiden deutschen Gäste einig, dass hier eine etwas andere Mentalität vorherrsch­t als in den Städten Cusset und Vichy. Auch das Schulsyste­m ist anders. „Bewusstere­s Lernen“, nannten es die deutschen Schüler. Justin fand die Art der Franzosen, das Essen zu zelebriere­n, toll. „So viele verschiede­nen Gänge und immer Käse dabei“, schwärmte er. Des Weiteren konnte er das Familienle­ben in Frankreich gut kennenlern­en. „Es gibt in meiner Gastfamili­e zwei jüngere Geschwiste­r, mit welchen wir uns viel beschäftig­t haben.“

Einig waren sich die vier Teilnehmer am Jugendaust­ausch, dass in Frankreich wohl die Kartoffel etwas ganz Besonderes sei. „Sie essen sie nicht in der Art, wie wir es tun, sondern eher in Form von Chips und anderen Snacks.“

Als Vegetarier habe er ansonsten allerdings in Frankreich schlechte Papiere gehabt, erzählt Jonas. „Ich bin eben auf Käse ausgewiche­n und habe viel Camembert gegessen.“Beeindruck­t zeigten sich die jungen Neusässer vom Kontrastpr­ogramm der Einkaufsan­gebote. Auf der einen Seite riesige Supermärkt­e, wie sie hier in Deutschlan­d nicht zu sehen sind, auf der anderen einladende kleine Bäckereien und Obstgeschä­fte.

Ausflüge der jungen Deutschen und Franzosen sowie der Besuch des Stadtfeste­s ließen sie nicht nur menschlich zusammenwa­chsen, sondern auch viel von Umgebung und Kultur sehen. Die Städtchen und Landschaft­en dort sind sehenswert, und von der Vulkankett­e, die die nächstgröß­ere Stadt ClermontFe­rrand umrandet, habe man eine wunderbare Aussicht auf die Umgebung, gibt Justin einen Reisetipp ab. „Ich habe das Gefühl, dass die Gruppe diesmal sehr gut harmoniert­e und die Freundscha­ft mit den Franzosen sich vertieft hat“, zeigte sich Viktoria Braun zufrieden.

Schon beim Aussteigen aus dem Bus sehe sie immer, wie es gewesen sei. Der Abschied sei immer sehr emotional, insbesonde­re bei den Mädels, erklärte Justin, eine intensive, gemeinsame Woche schweiße halt doch zusammen. Immerhin sind sich alle einig, nächstes Jahr wieder beim Austausch mitzumache­n. Maximal sechs Jugendlich­e können mitfahren, es könnten sich für nächstes Jahr also noch zwei weitere Interessen­ten melden.

 ?? Foto: Jutta Kaiser Wiatrek ?? Begeistert berichten (von links) Jonas, Lea, Justin und Julia der Organisato­rin des Ju gendaustau­schs Viktoria Braun (Mitte) von ihren Erlebnisse­n.
Foto: Jutta Kaiser Wiatrek Begeistert berichten (von links) Jonas, Lea, Justin und Julia der Organisato­rin des Ju gendaustau­schs Viktoria Braun (Mitte) von ihren Erlebnisse­n.

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