Augsburger Allgemeine (Land West)

Blankes Entsetzen

Fußball Nachlese Warum der TSV Meitingen nach 2:0-Führung noch mit 2:3 verliert und warum der SV Cosmos Aystetten seinen Sieg mit drei Verletzten bezahlen muss

- VON OLIVER REISER

Landkreis Immer wieder ist im Fußball davon die Rede, dass ein Sieg hart erkämpft wurde. Auch der SV Cosmos Aystetten hat für den 3:1-Erfolg beim FC Stätzling einen hohen Preis bezahlt. „Es war ein sehr intensives Spiel“, sagt Cosmos-Trainer Mar

co Löring. Drei Spieler mussten hinterher im Krankenhau­s behandelt werden. Zunächst erwischte es Robert Mar

kovic Mandic, der den Ellenbogen seines Gegenspiel­ers ins Gesicht bekam. Schiedsric­hter Gürkan Güneba

kan (Alemannia München) zog erst Gelb, dann Rot, als er den blutenden Cut sah. „Eine eher unbewusste, unglücklic­he Aktion“, so Löring. So auch die nächste: Nach einem Laufduell mit Markus Rolle landete Paul

Zeller in der Bande, der bullige Stätzlinge­r Angreifer auf ihm. Pech für Zeller, bei dem neben einer Schürfwund­e gestern auch noch ein Außenband- und Syndesmose­bandRiss diagnostiz­iert wurde. Bei Samet

Kurt, dem ein Gegner im Fallen auf den Fuß getreten war, steht die Diagnose noch aus.

Abgesehen von den vielen Verletzung­en – vergangene­n Woche hatte sich Florian Linder das Nasenbein gebrochen – ist Marco Löring mit dem Start natürlich zufrieden. „13 Punkte aus sieben Spielen – das habe ich mir gewünscht, aber nicht damit gerechnet“, sagt der Coach, für den diese Ausbeute allerdings nicht wirklich überrasche­nd kommt. „Wir haben eine gute Mannschaft“, gibt sich Löring selbstbewu­sst: „Wenn man die Spiele sieht, die wir nicht gewonnen haben, wäre sogar noch mehr drin gewesen.“Mit zum guten Abschneide­n beigetrage­n hat auch Neuzugang Kaan Dogan, der in den letzten beiden Spielen von Anfang an zum Einsatz kam. Löring hält viel von dem 19-Jährigen, der aus der Jugend des FC Stätzling stammt und sich gut integriert hat: „Er hat ein gutes Auge vor dem Tor und nur mit viel Pech ist ihm bisher ein Treffer versagt geblieben.“

Wer die Spiele des TSV Meitingen besucht, muss unbedingt bis zum Abpfiff bleiben. Beim 1:1 in Ecknach kassierten die Lechtaler den Ausgleich in der Nachspielz­eit, beim 2:1-Sieg gegen Hollenbach traf

Johannes Nießner in der vierten Minute der Overtime. Am Sonntag war es wieder der Gegner, der auf den letzten Drücker die drei Punkte aus der Neue Post Arena entführte. In der 89. Minute traf Matthias Rut kowski zum 3:2 für den FC Ehekir chen. Der TSV Meitingen, der schon 2:0 geführt hatte, stand mit leeren Händen da. Die Urlaubsbrä­une von Abteilungs­leiter Torsten

Vrazic war in schreckens­bleich umgewechse­lt.

„Wir wollten dem TSV Gersthofen die Spitze nicht wegnehmen“, flüchtete sich der Meitinger Fußballche­f in Sarkasmus. (Das Spiel des Tabellenfü­hrers gegen den TSV

Hollenbach wurde am Freitagabe­nd beim Stand von 1:1 wegen eines Gewitters abgebroche­n und wird am 13. September nachgeholt.) Innerlich brodelt es. „Viele Leute fragen sich schon, wer immer den Stecker zieht“, ärgert er sich, dass der Strom, der Hochspannu­ng erzeugt, nicht für 90 Minuten reicht. „Im letzten Dritte wird alles verspielt, an dem sich vorher 60 Minuten lang ergötzt hat“, setzt Vrazic voraus, „dass ein qualitativ­er Kader wie unserer damit umgehen können müsste“und kündigt eine Analyse an. „Vielleicht war es aber auch ja ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit? Ehekirchen ist schließlic­h keine Laufkundsc­haft.“Die Bäume wachsen jedenfalls auch in Meitingen nicht in den Himmel.

Über 400 Zuschauer beim Derby auf dem Kaiserberg

Da sieht man, was ein richtiges Derby ist. Während zum Ortsduell FC

Langweid gegen VfR Foret nur 70 Zuschauer gezählt wurden, entrichtet­en über 400 Zuschauer ihren Obolus auf dem Kaiserberg, um die Partie der Ex-Bezirkslig­isten TSV Din

kelscherbe­n gegen TSV Zusmarshau sen zu sehen. „Eine perfekte Kulisse, ein gutes Spiel“, schwärmte

Christoph Kehrle noch am Tag danach. Kein Wunder, sein TSV Zusmarshau­sen hatte mit einem 2:1-Sieg alle drei Punkte mitgenomme­n. „Nach dem Rückstand haben wir nie aufgegeben und in der letzten Viertelstu­nde gut verteidigt.

Deshalb war der Sieg nicht unverdient“, so der kickende Coach der Zusser. „Wir hätten uns auch nicht beschweren können, wenn es unentschie­den ausgegange­n wäre.“Dass es nicht so kam, dafür sorgte Valen

tin Jaumann. „Das war individuel­le Klasse und hat den Unterschie­d ausgemacht“, schwärmt Kehrle von dessen traumhafte­n Freistoß zum 1:2-Siegtreffe­r. Trotz drei Siegen bleibt Kehrle am Boden: „Letztes Jahr sind wir auch mit drei Siegen gestartet. In dieser ausgeglich­enen Liga kann man keine Prognosen abgeben.“

Manuel Degendorfe­r gönnte sich gestern hingegen ein Frust-Eis. „Wir haben gut angefangen, sind 1:0 in Führung gegangen. Nach einem blöden Gegentor, dem ein Fehler von mir vorausgega­ngenen ist und der auch keiner war, weil Simon

Motzet ein astreines Tackling hingelegt hat, sind wir aus dem Konzept gekommen“, hat der Spielertra­iner des TSV Dinkelsche­rben die Schlüssels­zene ausgemacht. Auch weitere Entscheidu­ngen von Schiedsric­hter

Franklin Kratzer (Langenmose­n), der unter anderem zwei Treffer wegen Abseits nicht anerkannte, konnte er nicht nachvollzi­ehen. Nach einem Punkt aus den ersten drei Spielen könne man durchaus von einem Fehlstart sprechen. Degendorfe­r: „Wir betreiben viel Aufwand. Es tut mir leid für die Mannschaft. Wir müssen jetzt ruhig bleiben und dürfen nicht alles schlechtre­den.“

Nach fünf Spieltagen noch keinen einzigen Punkt auf dem Konto

Die Bezirkslig­a Süd scheint für Mannschaft­en aus dem Augsburger Land kein gutes Pflaster. Nach 17 Jahren im Norden ist der TSV Dinkelsche­rben nach der Umgruppier­ung prompt abgestiege­n. Nicht viel besser sieht es für den TSV Neusäß aus, der vor dieser Saison den Weg in den Süden gehen musste. Nach fünf Spieltagen haben die Lohwaldkic­ker noch keinen einzigen Punkt auf dem Konto. Doch was macht der Truppe von Trainer Bobby Riedl überhaupt noch Hoffnung, den Weg aus dem Tabellenke­ller zu finden? In erster Linie wohl, dass die Moral der neu formierten Truppe immer noch stimmt und sich die Konkurrenz in der unteren Region noch in Sichtweite befindet. Personell sieht es dagegen zappendust­er aus. Phi

lipp Scherer kehrt zwar kommende Woche aus dem Urlaub zurück und sein Bruder Daniel sowie Tim Hof

bauer nehmen am Dienstag das Training wieder auf, doch mit den restlichen fehlenden Spielern kann Riedl so schnell nicht rechnen. Ermi

as Gebisso, Benni Schmoll (beide Kreuzbandr­iss) und Vahidin Vojic (Knorpelsch­aden) stehen sicher erst im Frühjahr wieder zur Verfügung, ob Christian Luichtl, Tino Pohlmann (beide Handbruch), Christoph Eberle (Muskelverl­etzung) und der ebenfalls angeschlag­ene Valentin Walter in absehbarer Zeit wieder einsatzfäh­ig sind, ist ebenfalls ungewiss.

 ?? Foto: Karin Tautz ?? Der Anfang vom Ende. Florian Bauer (rechts) verursacht­e einen Elfmeter und musste mit Gelb Rot vom Platz. Der Strafstoß führte zum 2:2 Ausgleich und in der 89. Minute erzielte Ehekirchen sogar noch den Siegtreffe­r.
Foto: Karin Tautz Der Anfang vom Ende. Florian Bauer (rechts) verursacht­e einen Elfmeter und musste mit Gelb Rot vom Platz. Der Strafstoß führte zum 2:2 Ausgleich und in der 89. Minute erzielte Ehekirchen sogar noch den Siegtreffe­r.
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