Augsburger Allgemeine (Land West)
Blankes Entsetzen
Fußball Nachlese Warum der TSV Meitingen nach 2:0-Führung noch mit 2:3 verliert und warum der SV Cosmos Aystetten seinen Sieg mit drei Verletzten bezahlen muss
Landkreis Immer wieder ist im Fußball davon die Rede, dass ein Sieg hart erkämpft wurde. Auch der SV Cosmos Aystetten hat für den 3:1-Erfolg beim FC Stätzling einen hohen Preis bezahlt. „Es war ein sehr intensives Spiel“, sagt Cosmos-Trainer Mar
co Löring. Drei Spieler mussten hinterher im Krankenhaus behandelt werden. Zunächst erwischte es Robert Mar
kovic Mandic, der den Ellenbogen seines Gegenspielers ins Gesicht bekam. Schiedsrichter Gürkan Güneba
kan (Alemannia München) zog erst Gelb, dann Rot, als er den blutenden Cut sah. „Eine eher unbewusste, unglückliche Aktion“, so Löring. So auch die nächste: Nach einem Laufduell mit Markus Rolle landete Paul
Zeller in der Bande, der bullige Stätzlinger Angreifer auf ihm. Pech für Zeller, bei dem neben einer Schürfwunde gestern auch noch ein Außenband- und SyndesmosebandRiss diagnostiziert wurde. Bei Samet
Kurt, dem ein Gegner im Fallen auf den Fuß getreten war, steht die Diagnose noch aus.
Abgesehen von den vielen Verletzungen – vergangenen Woche hatte sich Florian Linder das Nasenbein gebrochen – ist Marco Löring mit dem Start natürlich zufrieden. „13 Punkte aus sieben Spielen – das habe ich mir gewünscht, aber nicht damit gerechnet“, sagt der Coach, für den diese Ausbeute allerdings nicht wirklich überraschend kommt. „Wir haben eine gute Mannschaft“, gibt sich Löring selbstbewusst: „Wenn man die Spiele sieht, die wir nicht gewonnen haben, wäre sogar noch mehr drin gewesen.“Mit zum guten Abschneiden beigetragen hat auch Neuzugang Kaan Dogan, der in den letzten beiden Spielen von Anfang an zum Einsatz kam. Löring hält viel von dem 19-Jährigen, der aus der Jugend des FC Stätzling stammt und sich gut integriert hat: „Er hat ein gutes Auge vor dem Tor und nur mit viel Pech ist ihm bisher ein Treffer versagt geblieben.“
Wer die Spiele des TSV Meitingen besucht, muss unbedingt bis zum Abpfiff bleiben. Beim 1:1 in Ecknach kassierten die Lechtaler den Ausgleich in der Nachspielzeit, beim 2:1-Sieg gegen Hollenbach traf
Johannes Nießner in der vierten Minute der Overtime. Am Sonntag war es wieder der Gegner, der auf den letzten Drücker die drei Punkte aus der Neue Post Arena entführte. In der 89. Minute traf Matthias Rut kowski zum 3:2 für den FC Ehekir chen. Der TSV Meitingen, der schon 2:0 geführt hatte, stand mit leeren Händen da. Die Urlaubsbräune von Abteilungsleiter Torsten
Vrazic war in schreckensbleich umgewechselt.
„Wir wollten dem TSV Gersthofen die Spitze nicht wegnehmen“, flüchtete sich der Meitinger Fußballchef in Sarkasmus. (Das Spiel des Tabellenführers gegen den TSV
Hollenbach wurde am Freitagabend beim Stand von 1:1 wegen eines Gewitters abgebrochen und wird am 13. September nachgeholt.) Innerlich brodelt es. „Viele Leute fragen sich schon, wer immer den Stecker zieht“, ärgert er sich, dass der Strom, der Hochspannung erzeugt, nicht für 90 Minuten reicht. „Im letzten Dritte wird alles verspielt, an dem sich vorher 60 Minuten lang ergötzt hat“, setzt Vrazic voraus, „dass ein qualitativer Kader wie unserer damit umgehen können müsste“und kündigt eine Analyse an. „Vielleicht war es aber auch ja ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit? Ehekirchen ist schließlich keine Laufkundschaft.“Die Bäume wachsen jedenfalls auch in Meitingen nicht in den Himmel.
Über 400 Zuschauer beim Derby auf dem Kaiserberg
Da sieht man, was ein richtiges Derby ist. Während zum Ortsduell FC
Langweid gegen VfR Foret nur 70 Zuschauer gezählt wurden, entrichteten über 400 Zuschauer ihren Obolus auf dem Kaiserberg, um die Partie der Ex-Bezirksligisten TSV Din
kelscherben gegen TSV Zusmarshau sen zu sehen. „Eine perfekte Kulisse, ein gutes Spiel“, schwärmte
Christoph Kehrle noch am Tag danach. Kein Wunder, sein TSV Zusmarshausen hatte mit einem 2:1-Sieg alle drei Punkte mitgenommen. „Nach dem Rückstand haben wir nie aufgegeben und in der letzten Viertelstunde gut verteidigt.
Deshalb war der Sieg nicht unverdient“, so der kickende Coach der Zusser. „Wir hätten uns auch nicht beschweren können, wenn es unentschieden ausgegangen wäre.“Dass es nicht so kam, dafür sorgte Valen
tin Jaumann. „Das war individuelle Klasse und hat den Unterschied ausgemacht“, schwärmt Kehrle von dessen traumhaften Freistoß zum 1:2-Siegtreffer. Trotz drei Siegen bleibt Kehrle am Boden: „Letztes Jahr sind wir auch mit drei Siegen gestartet. In dieser ausgeglichenen Liga kann man keine Prognosen abgeben.“
Manuel Degendorfer gönnte sich gestern hingegen ein Frust-Eis. „Wir haben gut angefangen, sind 1:0 in Führung gegangen. Nach einem blöden Gegentor, dem ein Fehler von mir vorausgegangenen ist und der auch keiner war, weil Simon
Motzet ein astreines Tackling hingelegt hat, sind wir aus dem Konzept gekommen“, hat der Spielertrainer des TSV Dinkelscherben die Schlüsselszene ausgemacht. Auch weitere Entscheidungen von Schiedsrichter
Franklin Kratzer (Langenmosen), der unter anderem zwei Treffer wegen Abseits nicht anerkannte, konnte er nicht nachvollziehen. Nach einem Punkt aus den ersten drei Spielen könne man durchaus von einem Fehlstart sprechen. Degendorfer: „Wir betreiben viel Aufwand. Es tut mir leid für die Mannschaft. Wir müssen jetzt ruhig bleiben und dürfen nicht alles schlechtreden.“
Nach fünf Spieltagen noch keinen einzigen Punkt auf dem Konto
Die Bezirksliga Süd scheint für Mannschaften aus dem Augsburger Land kein gutes Pflaster. Nach 17 Jahren im Norden ist der TSV Dinkelscherben nach der Umgruppierung prompt abgestiegen. Nicht viel besser sieht es für den TSV Neusäß aus, der vor dieser Saison den Weg in den Süden gehen musste. Nach fünf Spieltagen haben die Lohwaldkicker noch keinen einzigen Punkt auf dem Konto. Doch was macht der Truppe von Trainer Bobby Riedl überhaupt noch Hoffnung, den Weg aus dem Tabellenkeller zu finden? In erster Linie wohl, dass die Moral der neu formierten Truppe immer noch stimmt und sich die Konkurrenz in der unteren Region noch in Sichtweite befindet. Personell sieht es dagegen zappenduster aus. Phi
lipp Scherer kehrt zwar kommende Woche aus dem Urlaub zurück und sein Bruder Daniel sowie Tim Hof
bauer nehmen am Dienstag das Training wieder auf, doch mit den restlichen fehlenden Spielern kann Riedl so schnell nicht rechnen. Ermi
as Gebisso, Benni Schmoll (beide Kreuzbandriss) und Vahidin Vojic (Knorpelschaden) stehen sicher erst im Frühjahr wieder zur Verfügung, ob Christian Luichtl, Tino Pohlmann (beide Handbruch), Christoph Eberle (Muskelverletzung) und der ebenfalls angeschlagene Valentin Walter in absehbarer Zeit wieder einsatzfähig sind, ist ebenfalls ungewiss.