Augsburger Allgemeine (Land West)
Erlebnisgastronom verkauft den blauen Zug
Wirtschaft Das stationäre Restaurant hat ausgedient. An den beliebten Dampflok-Dinnern hält Jürgen Drexler fest. Die ungewisse Zukunft des Bahnparks belastet ihn. Wie es jetzt weitergehen soll
Der blaue Zug, der im Eingangsbereich des Bahnparks auf einem Abstellgleis steht, ist ein Hingucker. Für viele Eisenbahnfreunde ist der Blue Star Train ein beliebtes Fotomotiv. Womöglich gibt es bald an dieser Stelle aber keinen Zug mehr zu fotografieren. Das Gefährt steht zum Verkauf. Wenn sich ein Käufer findet, wird der Blue Star Train, der zuletzt als Speiserestaurant genutzt wurde, an einem anderen Ort die Liebhaber alter Eisenbahnfahrzeuge anziehen.
Noch gehört der blaue Zug dem Augsburger Jürgen Drexler. Er ist Küchenchef und Geschäftsführer der Eisenbahn- und Sonderwagenbetriebsgesellschaft, kurz ESG. Den Zug hatte Drexler im Jahr 2005 erworben. Er ist eine Rarität: Der Trans-Europa-Express (TEE) war in den 1950er Jahren das Aushängeschild der Deutschen Bundesbahn und eines der Symbole des deutschen Wirtschaftswunders. Drexler hatte den Zug, der zu diesem Zeitpunkt heruntergekommen war, im Tessin entdeckt. Er baute ihn danach mit Mitstreitern zu einem Gas- trozug um. Aus dem TEE wurde der Blue Star Train (BST).
Auf dem Gelände des Bahnparks ist Drexler ist auch deshalb ein bekanntes Gesicht, weil er die Dampflok-Dinner seit mehreren Jahren veranstaltet. Die Ungewissheit über die Zukunft des Bahnparks hat den Geschäftsmann zum Handeln veranlasst: „Es gibt gute Gründe, den blauen Zug zu verkaufen.“Denn wirtschaftlich betrachtet sehe die Ausgangslage unter den jetzigen Bedingungen nicht erfreulich für ihn aus. „Es gibt Interesse an den Gleisen hinter dem Blue Star Train, sodass wir hier nicht stehenbleiben können.“Erschwerend sei zu sehen, dass das Genehmigungsverfahren, das gegenwärtig den Bahnpark betreffe, auch für das gastronomische Angebot im Zug gelten würde. Unter geänderten Bedingungen müsste von behördlicher Seite das stationäre Restaurant genehmigt werden. Nicht zuletzt sei es für ihn aufgrund der Turbulenzen in diesem Jahr rund um den Bahnpark finanziell sehr schwierig, dieses Angebot überhaupt aufrechtzuerhalten. Zahlen, wie viel Geld der Zug beim Verkauf kostet, will Drexler nicht nennen. Er sagt: „Bei einem ernsthaften Angebot sage ich dem Interessenten meine Vorstellungen.“
Drexler ist in einer schwierigen Situation mit seinem Erlebnisgastronomiekonzept auf dem Bahnparkgelände. Dieser Aussage will er nicht widersprechen. Der blaue Zug fällt weg. Die Dampflok-Dinner in diesem Jahr mussten wegen ausstehender Genehmigungen reduziert werden. Geplante Firmenveranstaltungen und Geburtstagsfeiern mussten während der Sommermonate teils kurzfristig abgesagt werden. Drexler spricht von massiven Einnahmeausfällen. Am Samstag ging es mit dem Dampflokdinner wieder los. 140 Gäste kamen. Die Veranstaltung war ausverkauft – wie auch fünf weitere Termine in diesem Jahr. Für den Zusatztermin am 14. Oktober gebe es noch Karten, sagt Drexler. Sein Konzept gehe auf, wie sich auch in den Vorjahren gezeigt habe. Die Abende in der Dampflokhalle, in denen Teile des Menüs mit der Modelleisenbahn zu den Plätzen gebracht wird, komme an. Dennoch ist gegenwärtig offen, ob diese Form der Veranstaltungen dauerhaft bleibt. Grund: Im Rettungskonzept, das die Stadt für die wirtschaftlich angeschlagene Bahnpark-GmbH präsentiert, ist für die Dampflokhalle eine anderweitige Nutzung vorgesehen. Die Halle soll als Betriebsstätte dienen. Mit dem Gastrobereich wäre es somit vorbei. Wie es dazu aus dem Rathaus heißt, werde das Konzept des Erlebnisgastronoms keineswegs infrage gestellt. Doch die Stadt könne nicht einen Gastrobetrieb subventionieren. Über die Nutzung der Dampflokhalle als Betriebsstätte könnte das nötige Geld bereitgestellt werden, um das Eisenbahnmuseum auf dem Gelände zu sichern.
Drexler hält sich mit öffentlichen Aussagen bewusst zurück, wenn es jetzt um die Zukunft des Bahnparks geht. Die Nähe zu Bahnpark-Geschäftsführer Markus Hehl ist gegeben, die Unterstützer und Förderer des Bahnparks stehen ihrerseits hinter dem gastronomischen Angebot mit der besonderen Note. „Wir müssen jetzt die Situation sondieren“, sagt Drexler.