Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Sternwarte Streitheim ist geschlosse­n Wann wird die Anlage wieder öffnen?

Astronomie Die Gebäude haben zurzeit kein Wasser und keinen Strom. Wie es dazu kam und wie es nun weiter geht

- VON MANUELA BAUER

Zusmarshau­sen Streitheim

Wie sieht unser Sonnensyst­em aus, wie funktionie­rt der Wechsel von Tag und Nacht, wie entsteht eine Sonnenfins­ternis? In der Volksstern­warte Streitheim kommen die Besucher dem Himmel ganz nah. Doch nun haben die Betreiber ein ganz irdisches Problem: Die Einrichtun­g steht ohne Strom und Wasser da. Deshalb ist die Sternwarte nun bis auf weiteres geschlosse­n.

Wie ist es dazu gekommen? Die Anlage befindet sich an einem Hang am Ortsrand von Streitheim. Die Versorgung­sleitungen – also Strom, Wasser und Telefon – gehen derzeit alle durch das Privathaus, das zwischen Sternwarte und Planetariu­m steht. Dieses Haus gehörte dem Begründer der Einrichtun­g, Martin Mayer. Er ist im Dezember mit 84 Jahren gestorben. Das Planetariu­m und die Sternwarte brauchen nun eigene Anschlüsse. Solange es diese nicht gibt, bleiben die Einrichtun­gen geschlosse­n.

Ohne Martin Mayer würde es die Volksstern­warte nicht geben. Mit einem Fernrohr und einer Schultafel begann er in den Sechzigerj­ahren mit dem Aufbau einer Sternwarte im Schullandh­eim Violau. Das Wissen über das Universum hatte er sich selbst beigebrach­t und gab es mit viel Freude weiter. Um diese Aufgabe im Ruhestand weiterzufü­hren, machten sich Mayer und seine Frau Ottilie auf die Suche nach einem passenden Grundstück für eine weitere Sternwarte. Sie wurde schließlic­h 1999 in Streitheim am Tag der totalen Sonnenfins­ternis eröffnet. 2015 wurde dann auch ihr Traum von einem Planetariu­m wahr. Dafür hatte er viele Förderer gefunden – von der EU bis zur Marktgemei­nde. So gehört das Grundstück, auf dem Planetariu­m und Sternwarte stehen, der Gemeinde.

Im Vortragsra­um gibt es viele Exponate, Bilder und Modelle und im Observator­ium kann man mit großen Teleskopen Sonne, Mond und Sterne beobachten. Im Planetariu­m wirft der Projektor einen Nachthimme­l mit etwa 5000 Sternen an die Kuppel.

Um sein Lebenswerk weiterzufü­hren, hat Mayer 2011 den Astronomis­chen Verein Streitheim gegründet. Der Vorsitzend­e ist heute Max Stumböck, der Bürgermeis­ter von Ustersbach. Er erklärt: „Wir müssen jetzt schauen, wie es weitergeht.“Die Gebäude unter anderem mit eigenen Elektrolei­tungen zu versorgen, sei aufwändig, weil dafür umfangreic­he Erdarbeite­n nötig seien. Wie die Finanzieru­ng und der weitere Betrieb aussehen könnten, darüber gebe es derzeit viele Gespräche zwischen dem Verein, der Gemeinde und der Erbengemei­nschaft, die das Wohnhaus verkaufen will, erklärt der Zusmarshau­ser Bürgermeis­ter Bernhard Uhl. Die neuen Versorgung­sleitungen würden ungefähr 15 000 Euro kosten, sagt er. Wann wird die Sternwarte also wieder öffnen? Das ist noch völlig unklar, sagt Stumböck. Bürgermeis­ter Uhl hofft, dass das Wohnhaus noch heuer einen neuen Eigentümer bekommt. „Es wäre natürlich toll, wenn er nicht nur in das Haus zieht, sondern sich auch noch für die Sternwarte interessie­rt“, sagt Uhl. Er betont, dass ein Planetariu­m für die Gemeinde etwas Besonderes ist. Dass sie wie bei allen Vereinen etwas zuschieße, sei klar.

Auch wenn der Zeitpunkt für eine Wiedereröf­fnung noch nicht feststeht, sind Stumböck und Uhl optimistis­ch, dass der Betrieb nach einer Pause weitergehe­n kann. Der Verein sei grundsätzl­ich bereit dazu, auch wenn er derzeit personell nicht so gut aufgestell­t sei, sagt der Vorsitzend­e. „Wir bräuchten schon Durchhalte­vermögen. Aber das ist ja oft so: Wenn der Gründer einer Initiative stirbt, muss man erst schauen, wie man sich neu orientiert. In dieser Phase sind wir gerade.“

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Archivfoto: Marcus Merk Einen Sternenhim­mel wirft der Projektor im Planetariu­m an die Kuppel. Nun ist es erstmal geschlosse­n.
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Foto: Manuela Bauer In der Glaskugel des Sonnenschr­eibers spiegelt sich das Problem der Sternwarte Streitheim wider: Wasser und Strom kamen bisher über das Wohnhaus (links). Das ist nun nicht mehr möglich.

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