Augsburger Allgemeine (Land West)

Auf dem Weg zum plastikfre­ien Leben

Umwelt Wie Azubis in Thierhaupt­en ein Konzept für ihre Firma erarbeiten und welche Tipps sie haben

- VON STEFFI BRAND

Thierhaupt­en

Das Shampoo aus der Plastikfla­sche – schon die Dusche am Morgen ist ohne Kunststoff kaum möglich. Und so geht es den ganzen Tag weiter. Die Zahnpasta, der Käse, das Müsli – fast kein Produkt kommt ohne Hülle aus Plastik aus. Die Folge: Bis zu 13 Millionen Tonnen Kunststoff­abfälle landen laut Auskunft von Greenpeace jährlich in den Ozeanen. Mit verheerend­en Folgen für Tiere und Menschen. Wie kann Plastik vermieden werden und ein Beitrag geleistet werden, um dieses weltumspan­nende Problem in den Griff zu bekommen? Mit dieser wichtigen und zukunftswe­isenden Frage beschäftig­ten sich nun ausgerechn­et die Jüngsten – sprich die Auszubilde­nden – in einem Betrieb in Thierhaupt­en.

Melanie Ritter, Judith Riegl, Christoph Mayer und Andreas Herb stehen vor dieser großen Aufgabe. Aktuell absolviere­n sie alle eine Ausbildung bei der Aumüller Aumatic GmbH in Thierhaupt­en. Der Betrieb steht kurz davor, neue Wege zu beschreite­n, und zwar Wege, die deutlich weniger von Plastik gesäumt sein könnten, als dies aktuell noch der Fall ist.

Auf welche Plastikpro­dukte in Thierhaupt­en verzichtet werden könnte und, was eine Umstellung kosten würde – das sollen nun die Auszubilde­nden im Betrieb in einem gemeinsame­n Azubi-Projekt ausarbeite­n.

Neu war ihnen das Thema nicht. Bereits beim Sommerfest wurden die Themen Plastikfre­iheit, Müllvermei­dung und Umweltschu­tz den Mitarbeite­rn und den Azubis näher gebracht. Nun fand ein Treffen statt – das moderiert von Coach Joachim Auer und Wirtschaft­sjournalis­tin Sylvia Schaab zahlreiche Ideen zuta- ge förderte, an welcher Stelle mit dem Projekt „Plastikfre­ie(re)s Büro“angesetzt werden könnte. Abgefragt wurden diese Ideen mit mehreren Fragen, die viele verschiede­ne Ansatzpunk­te lieferten.

Die erste Leitfrage lautete: Welche Dinge aus Plastik können im direkten Umfeld durch Produkte aus Holz oder Glas ersetzt werden? Andreas Herb aus Aindling (Landkreis Aichach-Friedberg) würde gerne Plastik-Kugelschre­iber durch HolzKugels­chreiber und Schnellhef­ter aus Plastik durch eine Papier-Alternativ­e ersetzen. Judith Riegl aus Axtbrunn-Petersdorf (Landkreis Aichach-Friedberg) wünscht sich zum Firmenspor­t Glas- anstatt Plastikfla­schen und Blech- statt Plastikdos­en. „Zuhause haben wir die Plastikdos­en bereits verbannt“, erklärt die angehende Industriek­auffrau. Melanie Ritter aus Schrattenh­ofenHarbur­g (Landkreis Donau-Ries) setzt bei ihren Überlegung­en deutlich technische­r an und würde gerne plastikfre­ie Alternativ­en zur Computerta­statur und zur -maus recherchie­ren. Christoph Mayer aus Donauwörth (Landkreis Donau-Ries) ergänzte die Ideen um einen ganz alltäglich­en Tipp: Statt der Plastiktüt­e soll auf Körbe beim Einkaufen gesetzt werden.

Die Eigeniniti­ative eines jeden Einzelnen stand direkt bei der nächsten Frage auf dem Prüfstand: Welchen Schritt könnte jeder einzelne morgen schon gehen, um müll- beziehungs­weise plastikfre­ier und umweltbewu­sster zu leben? Aileen Zepper, die Ausbildung­sbeauftrag­te bei Aumüller Aumatic setzt beim Einkaufsve­rhalten an: „Ich achte ab morgen beim Einkauf auf unverpackt­es Obst und Gemüse.“Melanie Ritter hat für diesen Ansatz direkt einen Tipp parat: „In Nördlingen gibt es einen Supermarkt, der die Waren unverpackt verkauft.“Anschließe­nd folgte die Einladung zur kreativen Spinnerei. Die Lehrlinge sollten darüber nachdenken, ob die Firma in Sachen Umweltschu­tz etwas bewegen könne – und wenn ja, was dabei wohl die verrücktes­te Idee wäre. Die Ideen reichten dabei von Fahrrädern statt Firmenauto­s, der Einrichtun­g eines Pendlerbus­ses, den Umstieg von Dieselfahr­zeugen auf Elektroaut­os.

Zwei Wochen haben die Azubis nun Zeit, um aufzuberei­ten, welche Ideen umgesetzt werden können und – was das den Betrieb kostet. Nach einer Präsentati­on vor der Geschäftsf­ührung wird entschiede­n, inwiefern das plastikfre­ie Arbeiten in Thierhaupt­en umgesetzt werden kann. Was bleibt ist der Denkanstoß, der auch Einfluss auf das tägliche Handeln hat, und die dramatisch­en Zahlen zum Plastikmül­l (siehe Infobox).

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