Augsburger Allgemeine (Land West)
Auf dem Weg zum plastikfreien Leben
Umwelt Wie Azubis in Thierhaupten ein Konzept für ihre Firma erarbeiten und welche Tipps sie haben
Thierhaupten
Das Shampoo aus der Plastikflasche – schon die Dusche am Morgen ist ohne Kunststoff kaum möglich. Und so geht es den ganzen Tag weiter. Die Zahnpasta, der Käse, das Müsli – fast kein Produkt kommt ohne Hülle aus Plastik aus. Die Folge: Bis zu 13 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle landen laut Auskunft von Greenpeace jährlich in den Ozeanen. Mit verheerenden Folgen für Tiere und Menschen. Wie kann Plastik vermieden werden und ein Beitrag geleistet werden, um dieses weltumspannende Problem in den Griff zu bekommen? Mit dieser wichtigen und zukunftsweisenden Frage beschäftigten sich nun ausgerechnet die Jüngsten – sprich die Auszubildenden – in einem Betrieb in Thierhaupten.
Melanie Ritter, Judith Riegl, Christoph Mayer und Andreas Herb stehen vor dieser großen Aufgabe. Aktuell absolvieren sie alle eine Ausbildung bei der Aumüller Aumatic GmbH in Thierhaupten. Der Betrieb steht kurz davor, neue Wege zu beschreiten, und zwar Wege, die deutlich weniger von Plastik gesäumt sein könnten, als dies aktuell noch der Fall ist.
Auf welche Plastikprodukte in Thierhaupten verzichtet werden könnte und, was eine Umstellung kosten würde – das sollen nun die Auszubildenden im Betrieb in einem gemeinsamen Azubi-Projekt ausarbeiten.
Neu war ihnen das Thema nicht. Bereits beim Sommerfest wurden die Themen Plastikfreiheit, Müllvermeidung und Umweltschutz den Mitarbeitern und den Azubis näher gebracht. Nun fand ein Treffen statt – das moderiert von Coach Joachim Auer und Wirtschaftsjournalistin Sylvia Schaab zahlreiche Ideen zuta- ge förderte, an welcher Stelle mit dem Projekt „Plastikfreie(re)s Büro“angesetzt werden könnte. Abgefragt wurden diese Ideen mit mehreren Fragen, die viele verschiedene Ansatzpunkte lieferten.
Die erste Leitfrage lautete: Welche Dinge aus Plastik können im direkten Umfeld durch Produkte aus Holz oder Glas ersetzt werden? Andreas Herb aus Aindling (Landkreis Aichach-Friedberg) würde gerne Plastik-Kugelschreiber durch HolzKugelschreiber und Schnellhefter aus Plastik durch eine Papier-Alternative ersetzen. Judith Riegl aus Axtbrunn-Petersdorf (Landkreis Aichach-Friedberg) wünscht sich zum Firmensport Glas- anstatt Plastikflaschen und Blech- statt Plastikdosen. „Zuhause haben wir die Plastikdosen bereits verbannt“, erklärt die angehende Industriekauffrau. Melanie Ritter aus SchrattenhofenHarburg (Landkreis Donau-Ries) setzt bei ihren Überlegungen deutlich technischer an und würde gerne plastikfreie Alternativen zur Computertastatur und zur -maus recherchieren. Christoph Mayer aus Donauwörth (Landkreis Donau-Ries) ergänzte die Ideen um einen ganz alltäglichen Tipp: Statt der Plastiktüte soll auf Körbe beim Einkaufen gesetzt werden.
Die Eigeninitiative eines jeden Einzelnen stand direkt bei der nächsten Frage auf dem Prüfstand: Welchen Schritt könnte jeder einzelne morgen schon gehen, um müll- beziehungsweise plastikfreier und umweltbewusster zu leben? Aileen Zepper, die Ausbildungsbeauftragte bei Aumüller Aumatic setzt beim Einkaufsverhalten an: „Ich achte ab morgen beim Einkauf auf unverpacktes Obst und Gemüse.“Melanie Ritter hat für diesen Ansatz direkt einen Tipp parat: „In Nördlingen gibt es einen Supermarkt, der die Waren unverpackt verkauft.“Anschließend folgte die Einladung zur kreativen Spinnerei. Die Lehrlinge sollten darüber nachdenken, ob die Firma in Sachen Umweltschutz etwas bewegen könne – und wenn ja, was dabei wohl die verrückteste Idee wäre. Die Ideen reichten dabei von Fahrrädern statt Firmenautos, der Einrichtung eines Pendlerbusses, den Umstieg von Dieselfahrzeugen auf Elektroautos.
Zwei Wochen haben die Azubis nun Zeit, um aufzubereiten, welche Ideen umgesetzt werden können und – was das den Betrieb kostet. Nach einer Präsentation vor der Geschäftsführung wird entschieden, inwiefern das plastikfreie Arbeiten in Thierhaupten umgesetzt werden kann. Was bleibt ist der Denkanstoß, der auch Einfluss auf das tägliche Handeln hat, und die dramatischen Zahlen zum Plastikmüll (siehe Infobox).
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