Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Sportstadt wird umgebaut
Trends Referent Dirk Wurm hat mit Bürgern über die Zukunft des Sports in Augsburg diskutiert. Vereine und Stadt müssen sich darauf einstellen, dass sich Interessen und Bedürfnisse ändern
Augsburg
Sport in Augsburg ist mehr als Schule und Verein. „Sport ist Bürgerschaft“, sagt Augsburgs Sportreferent Dirk Wurm. Aus diesem Grund hat er in den vergangenen Wochen die Stadtteile besucht und unter dem Motto „Augsburg macht Sport Platz“mit Vertretern von Vereinen, Schulen und Bürgern die Ergebnisse des Sport- und Bäder-Entwicklungsplans.
Seit 2015 wurde für den Sportund Bäder-Entwicklungsplan das Augsburger Sportangebot intensiv untersucht – alle städtischen Sportanlagen, Schwimmbäder, Turnhallen und Schulhöfe wurden genau unter die Lupe genommen.
Dabei griff die Stadt auch auf die fachliche Hilfe der Professoren Robin S. Kähler und Hans Peter Brandl-Bredenbeck sowie Landschaftsarchitekt Franz-Josef Eger zurück. Rund 1800 Bürger, 74 Vereine und 40 Schulen beteiligten sich an einer Befragung und gaben ihre Bewertung des Sportangebotes ab. „Wir haben eine ganze Reihe von Anregungen, Vorschlägen und Wünschen bekommen“, so Wurm. Mit den Sportgesprächen sollten auch Ideen abgefragt werden, die noch nicht im Entwicklungsplan enthalten sind.
Die Anregungen aus den Veranstaltungen würden jetzt zusammengetragen und auf sportfachliche Umsetzbarkeit geprüft. Es müsse jetzt entschieden werden, was die höchste Priorität genießt und noch in dieser Ratsperiode umgesetzt werden soll und was auf später vertagt wird.
Einige Projekte sind bereits kurz vor der Realisierung oder zumindest weit in der Planung fortgeschritten: ● In Oberhausen soll die DJK West von der Bezirkssportanlage Nord an der Donauwörter Straße auf einen Kunstrasenplatz neben der Turnhalle des TSVG 1871 am Meierweg umziehen. Der Sporttreff soll dann auch für die offene Jugendarbeit geöffnet werden, so Wurm. „Hier decken wir die drei Säulen Schule, Verein und Jugend ab“, erklärt er. So fände in der überdachten multifunktionellen Sportfläche die DJK West mit 13 Jugendmannschaften eine Heimat. Auch Schulen könnten die Sportflächen nutzten; in Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendring könnten nachmittags Jugendliche dort Sport treiben. Der Bebauungsplan für die Anlage soll laut Wurm noch 2018 aufgestellt werden, sodass im Frühjahr 2019 mit dem Bau begonnen werden könnte. ● Ein beheiztes Nichtschwimmerbecken auf der Freifläche zwischen Kanal und Planschbecken ist für das Fribbe-Bad im Spickel in Planung. Die Arbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen und bis zum Beginn der Saison im Mai 2018 fertig sein. Weil das Becken zulasten der Liegewiese geht, soll das Wat-Becken verfüllt und angesät werden. ●
Sporttreff Oberhausen Fribbe Bad Sportvereine in Hochzoll
Die Ver-
eine TSG Hochzoll, DJK Hochzoll und FC Hochzoll denken laut Wurm über Kooperationsmöglichkeiten nach. Denn während im Fußballbereich alles doppelt und dreifach vorhanden sei, fehle es an anderen Stellen an Innovationen. „Die Vereine haben von sich aus begriffen, dass es nicht um Konkurrenz, sondern um Ergänzung des Programms gehen muss“, so der Referent. Die Stadt stehe beratend bereit, die Möglichkeiten von Kooperationen zu beleuchten. „Momentan ist das Angebot der drei Vereine noch sehr ähnlich“, sagt Wurm. ● Ein großes Projekt wird der zweistöckige Neubau des Umkleidegebäudes an der Sportanlage Süd. Nach den Planungen des Sport- und Bäder-Entwicklungsplanes soll an der Sportanlage ein Fußballzentrum für den Süden entstehen. Dazu seien Kunstrasenplätze und eine Flutlichtanlage notwendig. Durch die Konzentration würde an anderer Stelle Kapazitäten
Sportanlage Süd
frei.“Dort wird der Fußball zurückgefahren und Platz für andere Sportarten gemacht“, so Wurm. So könnten neue Anlagen für Rollsport wie Skater entstehen, die stark im Trend lägen. ● In Göggingen steht die Sanierung der Karl-MögeleAnlage an, in der die DJK Göggingen und der TSV Göggingen ihre Heimat haben. Dort werden die Fassade, die Tribünenbereiche, Nasszellen und Fenster neu gemacht. Nach Abschluss der Arbeiten werde man auch über ein neues inhaltliches Konzept sprechen, so Wurm. Ihm schwebt eine Familien-Sportmeile vor, wie sie bereits als Sportmeile von den Sportvereinen zwischen Pfersee und Göggingen angedacht ist. Auch hier müssten die Vereine miteinander sprechen, um ein Gesamtkonzept auf die Beine zu stellen. „Im Grunde geht es darum, wie man sich für die nächsten Jahrzehnte aufstellen möchte“, ist der Referent überzeugt. ● Schon lange ist
Karl Mögele Anlage Wasenmeisterweg
im Gespräch, das Gelände am Wasenmeisterweg sportlich zu nutzen. Nach Ansicht von Wurm geht das nur in enger Kombination mit dem Naturschutz. Ideal wäre es nach seinen Worten, wenn man bei der Gestaltung den Naturschutz aufgreifen könnte. So könne er sich einen Bewegungspfad vorstellen, der in der Natur zum Klettern und Bewegen einlädt.
Das Sportangebot in der Stadt werde immer stärker individuellen Bedürfnissen Rechnung tragen müssen, glaubt Wurm. Organisierte Vereinstätigkeit mit festen Zeitplänen würden allerdings immer weniger nachgefragt. Chancen sieht er in Familienaktivitäten, aber auch in Angeboten für Senioren und Behinderte, die bislang zu wenig vorhanden seien.
Die Stadt sei in der Pflicht, kostenlose Sportmöglichkeiten bereit zu stellen, damit auch die weniger betuchten Bürger am sportlichen Leben teilnehmen können.
Welche Bedeutung hat Sport für eine Stadt? Mit dem Sportund Bäder-Entwicklungsplan macht Augsburg deutlich: Eine große. So hat die Verwaltung Experten beauftragt, jeden Aspekt des sportlichen Lebens im Stadtgebiet unter die Lupe zu nehme, um die Weichen für die nächsten Jahrzehnte stellen zu können.
Bemerkenswert ist auch das Engagement, mit dem sich die Stadtgesellschaft an diesem Projekt beteiligt. 1800 Bürger, 74 Vereine und 40 Schulen brachten ihre Ideen und Anregungen bei den initiierten Sportgesprächen vor. Sicherlich lässt sich nicht alles, was gewünscht wird, auch umsetzen. Aus der Vielzahl der Ideen muss die Verwaltung jetzt konkret auswählen, was sinnvoll und was lässlich ist. Dass es der Stadt ernst ist mit der Sportstadt, sieht man an den vielen Projekten, die bereits kurz vor der Realisierung stehen. Bei den weiteren Ideen gilt es, Weitsicht zu beweisen. Das Wort „Trendsport“kommt in den Berichten immer wieder vor. Aber Trends kommen und gehen. Es wäre schade, wenn bewährte Angebote einem Trend geopfert werden würden, den es in ein paar Jahren nicht mehr gibt. Was sicher immer gefragt bleibt, sind kostenlose Angebote, die auch nicht so gut Betuchten erlauben, am sportlichen Leben teilzunehmen. Auch hier gibt es spannende Ideen im Entwicklungsplan.