Augsburger Allgemeine (Land West)

Schlecht getroffen

Kunst Maler Michael Triegel sollte Porträt von Papst Benedikt umarbeiten

- VON ANDREA KÜMPFBECK

Augsburg

Man kennt das ja selber: Da braucht man Passfotos für den neuen Personalau­sweis – und dann das! Irgendwie sieht man darauf ganz anders aus als im Original, unvorteilh­after, breiter, blasser. Findet man zumindest selber.

Warum sollte es einem Papst anders gehen? Bei ihm waren es zwar keine Passfotos, sondern eine Abbildung eine Nummer größer: ein Porträt, vom Bistum Regensburg beim Leipziger Maler Michael Triegel in Auftrag gegeben. Georg Gänswein jedenfalls, engster Vertrauter von Benedikt XVI., war ziemlich unzufriede­n mit dem Ergebnis, wie er in einem Brief an den Maler formuliert­e. Vor allem sei es ihm nicht gelungen, „die jugendlich­e Frische Seiner Heiligkeit“zu treffen. 82 Jahre war der bayerische Papst übrigens da schon alt. Außerdem missfiel dem Privatsekr­etär, dass der Mund des früheren Papstes offen und leicht schief stehe. Und dass Teile der liturgisch­en Kleidung unangemess­en verrutscht seien. Gänswein wollte Triegel dazu bringen, das Porträt umzuarbeit­en. Diese Ansinnen „habe ich natürlich abgelehnt“, sagt der Maler. Und so kam es, dass dieses Bild (siehe Foto) bis heute existiert. Aber es gibt inzwischen ein besseres. Für die deutsche VatikanBot­schaft malte Triegel 2013 ein neues Benedikt-Porträt, das dem ersten zwar stark ähnelt, aber in einigen Punkten abgemilder­t wirkt. Der Mund ist zu. Und gerade. „Ich höre sehr gern darauf, was sich ein Auftraggeb­er wünscht“, sagt Triegel, der eigentlich zufrieden ist mit den kirchliche­n Kunden. Die seien besonders defensiv im Umgang mit namhaften Künstlern. Um sie nicht zu verprellen. Weil sie sich dann „mit Werken minderer Qualität“zufriedeng­eben müssten, sagt Triegel.

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Foto: dpa

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