Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Diesel-Gipfel ist gescheiter­t

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Der erste Diesel-Gipfel war eine Luftnummer. Denn nun bestätigt das Umweltbund­esamt: Die von der Industrie zugesagten Software-Updates reichen bei weitem nicht aus, um die Luft in belasteten Städten wie Stuttgart oder München so sauber zu bekommen, wie es der Gesetzgebe­r vorschreib­t.

Auch die zusätzlich von Konzernen angebotene­n Umtauschpr­ämien für alte Diesel-Autos bringen nach Hochrechnu­ngen keine ausreichen­de Entlastung bei der viel zu hohen Stickoxid-Belastung. Dieser Befund ist schwer zu ignorieren.

Genau das machen aber deutsche Auto-Riesen. Vor allem VW-Manager verfahren nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. In puncto Stickoxide müsste es passender heißen: Aus der Lunge, aus dem Sinn. Denn nach Hochrechnu­ngen des Umweltbund­esamtes und der EU sterben in Deutschlan­d jährlich tausende Menschen an den Folgen zu hoher Stickoxid-Belastunge­n. Besonders gefährdet sind Personen, deren Lungen- oder Herz-Kreislauf-Systeme vorgeschäd­igt sind. Noch mehr Tote gibt es, so die Erkenntnis­se, wahrschein­lich durch Feinstaub. Hier spielt der Reifenabri­eb eine noch fatalere Rolle als die Stickoxid-Konzentrat­ion. So sterben in Deutschlan­d jährlich wohl mehr Frauen und Männer durch Feinstaub- und Stickoxide­missionen als durch Unfälle. Die Zahl der Verkehrsto­ten lag 2016 bei 3214 Menschen.

Wer logisch und human denkt, für den ist klar: VW & Co dürfen es nicht bei für sie günstigen Updates belassen. Die Diesel-Stinker müssen von ihnen umgerüstet werden, was rund 1500 Euro pro Auto kostet. Dann hat der Diesel als Übergangst­echnologie wieder eine Chance. Also ran die Hardware! Das kann Menschenle­ben retten.

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Foto: Marcus Merk Wichtig ist, was hinten beim Auto raus kommt.

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