Augsburger Allgemeine (Land West)

Der neue Mann am Mikrofon

Ab heute ist Ingo Weighardt als Stadionspr­echer der Panther im Einsatz. Er hat eine lange Fan-Vergangenh­eit

- VON ANDREAS KORNES

Als sich Ingo Weighardt verliebte, war er noch nicht einmal in der Schule. Während des Familienur­laubs im Allgäu besuchte er mit seinem Vater ein Vorbereitu­ngsspiel des EV Füssen. Als ein Puck über die Bande flog, reagierte der Vater am schnellste­n, hob ihn auf und schenkte ihn seinem Sohn. „Das war die Initialzün­dung, seitdem ist Eishockey meine große Liebe“, sagt Weighardt heute. Zurück aus dem Urlaub zog es ihn als Augsburger fast zwangsläuf­ig zum AEV. Heute, rund 40 Jahre später, sind aus dem AEV längst die Augsburger Panther geworden, aus der Oberliga die Deutsche Eishockey Liga. Hunderte Spieler kamen und gingen. Nur Weighardts Liebe zum schnellen Sport auf Kufen ist immer noch die gleiche. Und das soll man auch merken, wenn er heute seinen ersten Einsatz als neuer Stadionspr­echer der Panther hat.

Vorgänger Sascha Strunck hat sich aus berufliche­n Gründen zurückgezo­gen. Weighardt, in der vergangene­n Saison schon Ersatzmann, übernimmt den Job am Mikrofon. Heute Abend, im Testspiel gegen Linz (19.30 Uhr), hat er seinen ersten Einsatz. Erstmals seit den frühen 1990ern wird er in der kommenden Saison keine Dauerkarte mehr kaufen. Der Platz des 48-Jährigen ist dann unten direkt am Eis bei der Zeitnahme.

Von dort, das hat er in der vergangene­n Saison schon festgestel­lt, als er seinen Vorgänger in vier Spielen vertreten musste, ist der Blick auf das Geschehen ein komplett anderer als von den höher gelegenen Zuschauerr­ängen. An der Faszinatio­n Eishockey ändert das aber nichts. „Es ist die schnellste Mannschaft­ssportart. Im Vergleich zum Fußball fallen einfach mehr Tore. Und wenn ein Spieler gefoult wird, macht er keinen auf Diva, wie ein Ronaldo. Ein Eishockeys­pieler schüttelt sich und fährt den nächsten Check. Das ist eine ehrliche Sache.“

Drei Spieler sind Weighardt im Laufe der vergangene­n Jahre besonders in Erinnerung geblieben. Pierre Rioux, der in den 1990ern vier Saisons für Augsburg auf Torejagd ging. „Das war ein Gentleman-Spieler. Er hat es geschafft, kaum Strafzeite­n

zu kassieren.“Der zweite ist der heutige Sport-Manager Duanne Moeser. „Bei ihm hat der Einsatz immer gestimmt, egal wie der Spielstand war.“Der dritte ist ein aktueller Spieler: Abwehrhüne Brady Lamb. „Das ist ein grundehrli­cher Kerl, zeigt tollen Einsatz und hat einen Hammer-Schlagschu­ss.“

Sein über die Jahrzehnte angehäufte­s Eishockey-Wissen kommt Weighardt nun zu Gute. Die Panther-Mannschaft kennt er aus dem Effeff. Die Handzeiche­n der Schiedsric­hter, wenn sie dem Schiedsger­icht Strafen durchgeben, entschlüss­elt er mühelos. Vor allem aber kennt er die Rituale der Augsburger Fans. Nur hier werden beispielsw­eise die Kölner Haie regelmäßig mit einem Schmähgesa­ng gewürdigt, auch wenn der Gegner ein ganz anderer ist. „Ich hoffe einfach, dass ich die in mich gesetzten Erwartunge­n erfüllen und meinen Teil zu einem gelungenen Heimspiele­rlebnis beisteuern kann.“

Sportlich setzt Weighardt auf eine erneut erfolgreic­he Saison, „ich will natürlich möglichst viele PantherTor­e ansagen. Das Team ist eingespiel­t und ich hoffe auf eine ähnliche Platzierun­g wie in der vergangene­n Saison.“Nur in einem Bereich gibt es noch großen Nachholbed­arf: Weighardts schlittsch­uhläuferis­che Fähigkeite­n. „Das muss ich unbedingt ändern. Bis zum Ende der Saison will ich das gelernt haben.“

Die Sonntagvor­mittage kann er aber nicht zum Training nutzen. Der Englisch- und Religionsl­ehrer am Augsburger Gymnasium bei St. Stephan ist Lektor in seiner Pfarrgemei­nde. „Es kann also passieren, dass ich am Vormittag in der Kirche aus der Bibel lese und am Abend als Stadionspr­echer im Curt-FrenzelSta­dion im Einsatz bin.“

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Seit seiner Kindheit geht Ingo Weighardt zu den Spielen der Augsburger Panther. Die haben ihn jetzt als Stadionspr­echer engagiert.
Foto: Siegfried Kerpf Seit seiner Kindheit geht Ingo Weighardt zu den Spielen der Augsburger Panther. Die haben ihn jetzt als Stadionspr­echer engagiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany