Augsburger Allgemeine (Land West)
Überschallknall sorgt für Aufregung
Luftfahrt Wenn Maschinen der Bundeswehr schneller fliegen als ihr eigener Schall, kann das die Scheiben zum Scheppern bringen. Warum diese Übungen manchen Menschen Angst machen
Ein lauter Knall hat in der Region Augsburg am Mittwoch für Aufregung gesorgt. Dabei handelte es sich um einen Überschallknall. Das reicht offenbar, um bei einigen Menschen Angst auszulösen.
„Gerade ein richtig lauter Knall in der Innenstadt, Fenster haben gescheppert, alles vibriert. Nun sind ein paar Sirenen von Rettungswagen zu hören. Gibt es irgendwelche Informationen?“, hat ein Leser bei unserer Zeitung nachgefragt. Er war einer von mehreren Bürgern, die sich Sorgen gemacht haben und von unserer Redaktion wissen wollten, was vorgefallen war. Vor allem auch, weil kurz danach im Stadtgebiet Augsburg das Martinshorn zu hören war. Dabei war gar nichts passiert. Bei dem lauten Knall, der Fensterscheiben zum Wackeln brachte und laut einem Leser an ein paar Autos die Alarmanlagen auslöste, handelte es sich um den Überschallknall durch ein Flugzeug. Solch ein Knall war im Übrigen am Donnerstagvormittag gegen 10.30 Uhr erneut zu hören. Auch hier fragten erneut besorgte Leser nach, was das gewesen sei.
Sandra Teleki, Pressesprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS), bestätigte auf Anfrage, dass in den letzten Tagen vermehrt Überschallflüge der Bundeswehr über dem Raum Augsburg stattgefunden haben. Die Behörde erteilt die Freigabe für solche Flüge. Ob die Bundeswehr-Flüge derzeit zunehmen, kann sie nicht sagen. „Dazu liegen uns keine Statistiken vor“, meint die Sprecherin. Laut Bundeswehr waren am Mittwochnachmittag zwei Eurofighter der Luftwaffe vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an der Donau mit Überschallgeschwindigkeit unterwegs.
Die Eurofighter flogen 26 Kilometer südwestlich von Augsburg mit einer Geschwindigkeit von etwa 1300 Stundenkilometern. Der Flug fand in einer Höhe von 12500 Metern statt. Es handelte sich um einen Übungsflug. Die Piloten trainieren mögliche Einsätze als Alarmrotte. Mehr Anfragen von Bürgern als sonst üblich habe es in letzter Zeit nicht gegeben, so ein Sprecher der Bundeswehr. Ein Überschallknall ist an sich nichts Außergewöhnli- ches. Sind die Menschen vielleicht ängstlicher geworden? Michael Jakob, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben-Nord, will das so nicht unbedingt bestätigen. Er glaubt eher, dass die Menschen in der Region nicht mehr an die Bundeswehr-Flüge und die damit verbundenen Geräusche gewöhnt sind. „Vor einigen Jahren, gerade als noch Lagerlechfeld belegt war, war ein Überschallknall gang und gäbe.“
Dass Sirenen am Mittwoch kurz nach dem Knall zu hören waren, war reiner Zufall. „In der Stadt ist ständig ein Rettungswagen unterwegs.“Jakob will den besorgten Menschen keine Hysterie bescheinigen. Im Gegenteil. Die Polizei sei froh, wenn sich Bürger bei ihnen wegen verdächtigen Wahrnehmungen melden. „Wir wollen, dass die Leute bei uns anrufen, wenn ihnen etwas komisch vorkommt.“Lieber ein Anruf zu viel, als zu wenig, sagt der Polizeisprecher.
Fliegt ein Flugzeug schneller als sich der Schall fortbewegt, also rund 1200 Kilometer in der Stunde, kommt es zum Überschallknall. Das Flugzeug ist also schneller als seine eigenen Schallwellen. Deshalb breiten sich die Schallwellen nicht mehr nach allen Seiten aus, sondern nur nach hinten. Dabei wird die Luft zusammengepresst. Diese Druckverdichtungen entladen sich durch Druckstöße, die sich kegelförmig hinter der Schallquelle ausbreiten. Deshalb kommt der Schall nicht in Abständen, sondern wird als Knall wahrgenommen. Dass bei so einem Knall Menschen erschrecken und er bei einigen ein ungutes Gefühl hinterlässt, kann man den Leser-Kommentaren im sozialen Netzwerk Facebook entnehmen. Dort entbrannte eine regelrechte Diskussion über Ängste und deren Berechtigung.
„Meine Tochter war gerade in der Stadt und hat geschrieben, dass ein lauter Knall war und dass Polizei fährt. Ich hatte Angst um mein Kind“, schrieb etwa eine Frau auf der Facebookseite unserer Zeitung. „Himmel, was soll es denn sonst sein. Übertriebene Ängstlichkeit ist heute schon sehr verbreitet“, meinte hingegen ein anderer Leser.