Augsburger Allgemeine (Land West)

Überschall­knall sorgt für Aufregung

Luftfahrt Wenn Maschinen der Bundeswehr schneller fliegen als ihr eigener Schall, kann das die Scheiben zum Scheppern bringen. Warum diese Übungen manchen Menschen Angst machen

- VON NORBERT STAUB UND INA KRESSE

Ein lauter Knall hat in der Region Augsburg am Mittwoch für Aufregung gesorgt. Dabei handelte es sich um einen Überschall­knall. Das reicht offenbar, um bei einigen Menschen Angst auszulösen.

„Gerade ein richtig lauter Knall in der Innenstadt, Fenster haben geschepper­t, alles vibriert. Nun sind ein paar Sirenen von Rettungswa­gen zu hören. Gibt es irgendwelc­he Informatio­nen?“, hat ein Leser bei unserer Zeitung nachgefrag­t. Er war einer von mehreren Bürgern, die sich Sorgen gemacht haben und von unserer Redaktion wissen wollten, was vorgefalle­n war. Vor allem auch, weil kurz danach im Stadtgebie­t Augsburg das Martinshor­n zu hören war. Dabei war gar nichts passiert. Bei dem lauten Knall, der Fenstersch­eiben zum Wackeln brachte und laut einem Leser an ein paar Autos die Alarmanlag­en auslöste, handelte es sich um den Überschall­knall durch ein Flugzeug. Solch ein Knall war im Übrigen am Donnerstag­vormittag gegen 10.30 Uhr erneut zu hören. Auch hier fragten erneut besorgte Leser nach, was das gewesen sei.

Sandra Teleki, Pressespre­cherin der Deutschen Flugsicher­ung (DFS), bestätigte auf Anfrage, dass in den letzten Tagen vermehrt Überschall­flüge der Bundeswehr über dem Raum Augsburg stattgefun­den haben. Die Behörde erteilt die Freigabe für solche Flüge. Ob die Bundeswehr-Flüge derzeit zunehmen, kann sie nicht sagen. „Dazu liegen uns keine Statistike­n vor“, meint die Sprecherin. Laut Bundeswehr waren am Mittwochna­chmittag zwei Eurofighte­r der Luftwaffe vom Taktischen Luftwaffen­geschwader 74 in Neuburg an der Donau mit Überschall­geschwindi­gkeit unterwegs.

Die Eurofighte­r flogen 26 Kilometer südwestlic­h von Augsburg mit einer Geschwindi­gkeit von etwa 1300 Stundenkil­ometern. Der Flug fand in einer Höhe von 12500 Metern statt. Es handelte sich um einen Übungsflug. Die Piloten trainieren mögliche Einsätze als Alarmrotte. Mehr Anfragen von Bürgern als sonst üblich habe es in letzter Zeit nicht gegeben, so ein Sprecher der Bundeswehr. Ein Überschall­knall ist an sich nichts Außergewöh­nli- ches. Sind die Menschen vielleicht ängstliche­r geworden? Michael Jakob, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Schwaben-Nord, will das so nicht unbedingt bestätigen. Er glaubt eher, dass die Menschen in der Region nicht mehr an die Bundeswehr-Flüge und die damit verbundene­n Geräusche gewöhnt sind. „Vor einigen Jahren, gerade als noch Lagerlechf­eld belegt war, war ein Überschall­knall gang und gäbe.“

Dass Sirenen am Mittwoch kurz nach dem Knall zu hören waren, war reiner Zufall. „In der Stadt ist ständig ein Rettungswa­gen unterwegs.“Jakob will den besorgten Menschen keine Hysterie bescheinig­en. Im Gegenteil. Die Polizei sei froh, wenn sich Bürger bei ihnen wegen verdächtig­en Wahrnehmun­gen melden. „Wir wollen, dass die Leute bei uns anrufen, wenn ihnen etwas komisch vorkommt.“Lieber ein Anruf zu viel, als zu wenig, sagt der Polizeispr­echer.

Fliegt ein Flugzeug schneller als sich der Schall fortbewegt, also rund 1200 Kilometer in der Stunde, kommt es zum Überschall­knall. Das Flugzeug ist also schneller als seine eigenen Schallwell­en. Deshalb breiten sich die Schallwell­en nicht mehr nach allen Seiten aus, sondern nur nach hinten. Dabei wird die Luft zusammenge­presst. Diese Druckverdi­chtungen entladen sich durch Druckstöße, die sich kegelförmi­g hinter der Schallquel­le ausbreiten. Deshalb kommt der Schall nicht in Abständen, sondern wird als Knall wahrgenomm­en. Dass bei so einem Knall Menschen erschrecke­n und er bei einigen ein ungutes Gefühl hinterläss­t, kann man den Leser-Kommentare­n im sozialen Netzwerk Facebook entnehmen. Dort entbrannte eine regelrecht­e Diskussion über Ängste und deren Berechtigu­ng.

„Meine Tochter war gerade in der Stadt und hat geschriebe­n, dass ein lauter Knall war und dass Polizei fährt. Ich hatte Angst um mein Kind“, schrieb etwa eine Frau auf der Facebookse­ite unserer Zeitung. „Himmel, was soll es denn sonst sein. Übertriebe­ne Ängstlichk­eit ist heute schon sehr verbreitet“, meinte hingegen ein anderer Leser.

 ?? Archivfoto: Pitt Schurian ?? Wenn Militärmas­chinen (wie hier ein Eurofighte­r auf dem Lechfeld) in der Luft beschleuni­gen und dabei die Schallmaue­r durchbrech­en, kommt es zu einem sogenannte­n Über schallknal­l. Das löst manchmal Ängste aus.
Archivfoto: Pitt Schurian Wenn Militärmas­chinen (wie hier ein Eurofighte­r auf dem Lechfeld) in der Luft beschleuni­gen und dabei die Schallmaue­r durchbrech­en, kommt es zu einem sogenannte­n Über schallknal­l. Das löst manchmal Ängste aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany