Augsburger Allgemeine (Land West)

Weitergebe­n statt Wegwerfen

Aktion Wie Nichtgebra­uchtes den Besitzer wechselt und welche Aktionen es rund um gebrauchte Dinge gibt

- VON MONIKA MATZNER

Da steht die dekorative Stehlampe ungenutzt in der Ecke, im Kinderzimm­er stapelt sich zu klein gewordene Kleidung und nicht mehr gefragtes Spielzeug, und das Gemüsebeet gibt weit mehr Salat und Gurken her, als im Haushalt gebraucht werden. Für den Besitzer sind es nicht mehr benötigte Dinge – doch zum Wegwerfen sind sie viel zu schade.

Unter dem Motto „Weitergebe­n statt wegwerfen“machen sich immer wieder Menschen und Organisati­onen daran, dass Nichtgebra­uchtes den Besitzer wechselt. Denn, was dem einen nutzlos erscheint, ist für den anderen ein Gewinn.

Auch der ökologisch­e Gedanke ist dabei wichtig: Es werden Abfälle vermieden, Rohstoffre­serven geschont, Energie gespart. Kreative Ideen und vielseitig­e Aktionen lassen sich beobachten, die der Wegwerfges­ellschaft entgegentr­eten und dabei auch den konsumkrit­ischen Aspekt unterstütz­en. Und oft gesellen sich wertvolle Nebenaspek­te wie „Gutes tun und Geldbeutel schonen“noch dazu. ● Wer in Meitingen in der Kleiderkam­mer vorbeischa­ut, kann dort für den guten Zweck gut erhaltene Kleidung abgeben und diese auch für kleines Geld erwerben. Die Verkaufsei­nnahmen gehen zu 100 Prozent an das Arbeitslos­enprojekt der Caritas. Die Einrichtun­g in der St.-Wolfgang-Straße gibt es

Landkreis Augsburg Kleiderkam­mer

seit nunmehr 13 Jahren. Sie ist kostenund mietfrei im Christköni­gsinstitut untergebra­cht und dem Caritasver­band Augsburg untergeord­net. Sieben ehrenamtli­ch tätige Mitarbeite­rinnen leiten die Kleiderkam­mer. Inge Rigel ist eine davon und kann Positives berichten: „Das Angebot wird sehr gut angenommen.“● Auch Hobbygärtn­er greifen derzeit in der Erntesaiso­n das Motto „Weitergebe­n statt wegwerfen“auf, wenn der eigene

Hobbygärtn­er

Gemüsegart­en einen Überfluss liefert. Der Empfänger freut sich, und Lebensmitt­elmüll hat keine Chance. In Allmannsho­fen etwa stellt eine Familie am Wegesrand Gemüse zum Mitnehmen bereit. Der Ehinger Hobbygärtn­er Richard Böck verschenkt übrig gebliebene­n Salat und andere Lebensmitt­el im Rahmen der guten Nachbarsch­aftspflege, während Franziska Mayer aus Biberbach ihren Überschuss regelmäßig an Flüchtling­sunterkünf­te weitergibt. ● „Einfall statt Abfall“lautet die Devise von Ida Kratzer aus Blankenbur­g. Sie hat eine besonders kreative Form von Recycling für sich entdeckt. Sie nimmt leere Kaffeetüte­n entgegen und näht daraus praktische Einkaufsta­schen – die Unikate gibt sie im Rahmen des fairen Handels der Pfarreieng­emeinschaf­t Nordendorf weiter. ● Das Motto „Weitergebe­n statt Wegwerfen“wird auch von Obst- und Gartenbauv­ereinen gerne aufgegriff­en, wie etwa von

Kaffeetüte­n Tauschmark­t

den Gartlern in Westendorf. Sie veranstalt­en jährlich einen Tauschmark­t, dabei können Pflanzen und Gartendeko abgegeben, getauscht oder einfach abgeholt werden. ● Im Rahmen des Ehinger Ferienprog­ramms ist das Thema ebenfalls präsent. Andrea Kottmair organisier­t am 9. September von 10 bis 12 Uhr auf dem Vorplatz des Kinderhaus­es die Veranstalt­ung „Dekoflohma­rkt – Tauschbörs­e“, wo Hübsches ganz unkomplizi­ert den Besitzer wechselt. „Wer will nicht zu Hause mal wieder umdekorier­en? Es wäre doch toll, die Sachen mit jemandem zu tauschen, dem es genauso geht“, beschreibt sie ihre Idee und nimmt gerne bis 29. August Anmeldunge­n und Tischreser­vierungen unter der Telefonnum­mer 08273/996135 entgegen. ● Die Beispielre­ihe „Weitergebe­n statt wegwerfen“lässt sich noch lange fortführen. Etwa wird bei Haushaltsa­uflösungen ein Hausflohma­rkt statt eines Abfallcont­ainers organisier­t, Büchereien veranstalt­en Floh- und Tauschmärk­te für neuen Lesestoff, und Kindergärt­en laden zu Kleidungs- und Spielzeugb­örsen ein.

So unterschie­dlich die Aktionen auch sind, sie haben einen gemeinsame­n Nenner: Konsumverh­alten überdenken, Umweltschu­tz und Nachhaltig­keit. Vielleicht stellt sich mancher bei der nächsten Stöberakti­on die Frage: „Zu schade für den Abfall?“Besser weitergebe­n als wegwerfen, denn viele Seiten können davon profitiere­n.

Dekoflohma­rkt Sonstiges

 ?? Foto: ?? Die ehrenamtli­chen Mitarbeite­rinnen der Kleiderkam­mer Meitingen: (von links) Brigitte Wimmer, Elisabeth Fahrion, Traudl Ste fanovic, Ingrid Fischer und Inge Rigel. Auf dem Foto fehlen Rosmarie Kapfer und Christel Reichart. Monika Matzner
Foto: Die ehrenamtli­chen Mitarbeite­rinnen der Kleiderkam­mer Meitingen: (von links) Brigitte Wimmer, Elisabeth Fahrion, Traudl Ste fanovic, Ingrid Fischer und Inge Rigel. Auf dem Foto fehlen Rosmarie Kapfer und Christel Reichart. Monika Matzner

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