Augsburger Allgemeine (Land West)
Weitergeben statt Wegwerfen
Aktion Wie Nichtgebrauchtes den Besitzer wechselt und welche Aktionen es rund um gebrauchte Dinge gibt
Da steht die dekorative Stehlampe ungenutzt in der Ecke, im Kinderzimmer stapelt sich zu klein gewordene Kleidung und nicht mehr gefragtes Spielzeug, und das Gemüsebeet gibt weit mehr Salat und Gurken her, als im Haushalt gebraucht werden. Für den Besitzer sind es nicht mehr benötigte Dinge – doch zum Wegwerfen sind sie viel zu schade.
Unter dem Motto „Weitergeben statt wegwerfen“machen sich immer wieder Menschen und Organisationen daran, dass Nichtgebrauchtes den Besitzer wechselt. Denn, was dem einen nutzlos erscheint, ist für den anderen ein Gewinn.
Auch der ökologische Gedanke ist dabei wichtig: Es werden Abfälle vermieden, Rohstoffreserven geschont, Energie gespart. Kreative Ideen und vielseitige Aktionen lassen sich beobachten, die der Wegwerfgesellschaft entgegentreten und dabei auch den konsumkritischen Aspekt unterstützen. Und oft gesellen sich wertvolle Nebenaspekte wie „Gutes tun und Geldbeutel schonen“noch dazu. ● Wer in Meitingen in der Kleiderkammer vorbeischaut, kann dort für den guten Zweck gut erhaltene Kleidung abgeben und diese auch für kleines Geld erwerben. Die Verkaufseinnahmen gehen zu 100 Prozent an das Arbeitslosenprojekt der Caritas. Die Einrichtung in der St.-Wolfgang-Straße gibt es
Landkreis Augsburg Kleiderkammer
seit nunmehr 13 Jahren. Sie ist kostenund mietfrei im Christkönigsinstitut untergebracht und dem Caritasverband Augsburg untergeordnet. Sieben ehrenamtlich tätige Mitarbeiterinnen leiten die Kleiderkammer. Inge Rigel ist eine davon und kann Positives berichten: „Das Angebot wird sehr gut angenommen.“● Auch Hobbygärtner greifen derzeit in der Erntesaison das Motto „Weitergeben statt wegwerfen“auf, wenn der eigene
Hobbygärtner
Gemüsegarten einen Überfluss liefert. Der Empfänger freut sich, und Lebensmittelmüll hat keine Chance. In Allmannshofen etwa stellt eine Familie am Wegesrand Gemüse zum Mitnehmen bereit. Der Ehinger Hobbygärtner Richard Böck verschenkt übrig gebliebenen Salat und andere Lebensmittel im Rahmen der guten Nachbarschaftspflege, während Franziska Mayer aus Biberbach ihren Überschuss regelmäßig an Flüchtlingsunterkünfte weitergibt. ● „Einfall statt Abfall“lautet die Devise von Ida Kratzer aus Blankenburg. Sie hat eine besonders kreative Form von Recycling für sich entdeckt. Sie nimmt leere Kaffeetüten entgegen und näht daraus praktische Einkaufstaschen – die Unikate gibt sie im Rahmen des fairen Handels der Pfarreiengemeinschaft Nordendorf weiter. ● Das Motto „Weitergeben statt Wegwerfen“wird auch von Obst- und Gartenbauvereinen gerne aufgegriffen, wie etwa von
Kaffeetüten Tauschmarkt
den Gartlern in Westendorf. Sie veranstalten jährlich einen Tauschmarkt, dabei können Pflanzen und Gartendeko abgegeben, getauscht oder einfach abgeholt werden. ● Im Rahmen des Ehinger Ferienprogramms ist das Thema ebenfalls präsent. Andrea Kottmair organisiert am 9. September von 10 bis 12 Uhr auf dem Vorplatz des Kinderhauses die Veranstaltung „Dekoflohmarkt – Tauschbörse“, wo Hübsches ganz unkompliziert den Besitzer wechselt. „Wer will nicht zu Hause mal wieder umdekorieren? Es wäre doch toll, die Sachen mit jemandem zu tauschen, dem es genauso geht“, beschreibt sie ihre Idee und nimmt gerne bis 29. August Anmeldungen und Tischreservierungen unter der Telefonnummer 08273/996135 entgegen. ● Die Beispielreihe „Weitergeben statt wegwerfen“lässt sich noch lange fortführen. Etwa wird bei Haushaltsauflösungen ein Hausflohmarkt statt eines Abfallcontainers organisiert, Büchereien veranstalten Floh- und Tauschmärkte für neuen Lesestoff, und Kindergärten laden zu Kleidungs- und Spielzeugbörsen ein.
So unterschiedlich die Aktionen auch sind, sie haben einen gemeinsamen Nenner: Konsumverhalten überdenken, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Vielleicht stellt sich mancher bei der nächsten Stöberaktion die Frage: „Zu schade für den Abfall?“Besser weitergeben als wegwerfen, denn viele Seiten können davon profitieren.
Dekoflohmarkt Sonstiges