Augsburger Allgemeine (Land West)
„Ich werde an diesem Abend zum ,Noagerlzuzler‘“.
sie großzügiger. Und Männer geben mehr als Frauen, Ältere mehr als Jüngere.“Die Gersthoferin bedient seit 17 Jahren auf dem Plärrer – Block und Stift sind routiniert in die Dirndlschürze gesteckt. „Manche lassen sich aber sogar die 20 Cent noch rausgeben“, erzählt die 60-Jährige. Sie habe es sich aber mit der Zeit abgewöhnt, solche Kunden mit einem schiefen Blick abzustrafen. Man wisse ja nie, wie viel die Kunden überhaupt geben können – Studenten hätten es ja auch nicht gerade dicke. Dennoch: Trinkgeld sei wichtig für die Volksfest-Bedienungen, es mache einen großen Teil ihres Verdienstes aus. Und so nehme ich mir vor – trotz Budget – einen glatten Betrag für die Maß zu bezahlen: neun Euro, immerhin.
Zuvor teste ich jedoch Idee 2: Preise vergleichen. Klingt in der Theorie vielversprechend, scheitert aber in der Praxis. Sowohl im Binswangerals auch im Schallerzelt kostet die Maß 8,80 Euro. Im Bierkarussell müssen die Augsburger sogar noch mehr bezahlen: 4,50 pro 0,5-Liter. Nur an manchen Essenständen gibt es das Bier billiger – zulasten der Atmosphäre: Statt zwischen Party-Band und Buchsgirlande hebt man sein Glas dort am Plastik-Stehtisch. So zeichnet sich ab: Ich werde an diesem Abend zum „Noagerlzuzler“. Dieser oberbayrische Begriff beschreibt jemanden, der stundenlang an seiner Maß nippt, auch wenn das mit jedem Schluck weniger Genuss und Spritzigkeit verspricht. Übrig bleibt das Noagerl, ein trauriger Rest BierzeltFreude.
aber: Etwas essen, Grundlage schaffen. Ich denke an knuspriges Hendl mit Kartoffelsalat. Oder nur an Kartoffelsalat, blicke ich auf die Preise in der Menükarte. Die billigste Variante im Zelt: Fischoder Lachssemmel, Pommes, Spätzle mit Soße oder Riesenbreze. Ich frage Bedienung Konzok, ob viele Besucher im Zelt essen. „Die Jüngeren essen eher bei Mama daheim als im Zelt“, sagt sie und lacht. Außerdem erfahre ich, dass es in Ausnahmen sogar erlaubt ist, sich eine Brotzeit mitzubringen – wie es auch in bayerischen Biergärten erlaubt ist. „Aber nur, wenn es das bei uns nicht gibt“, betont sie, „Manche essen zum Beispiel im Biergarten einen Steckerlfisch vom Stand gegenüber. Das ist dann schon mal okay.“Dass jemand eine Tupperbox mit Broten auspackt, komme nicht vor. Da ich so eine ohnehin nicht dabei habe, entscheide ich mich für eine Bockwurstsemmel an der Würstel-Bude. Trotzig drücke ich einen extragroßen Klecks Senf auf das Brötchen. Das nächste Mal vermeide ich Fehsehr ler 2: Abends zum Plärrer gehen. Beim Mittagstisch kommen Fans von Schweinshax’n, Dampfnudel und Co. nämlich günstiger weg.
Weiter zu den Fahrgeschäften und Spiel-Buden. Ich schaue zu, wie das „Breakdance“Frauen und Männer herumwirbelt. Schräg gegenüber befindet sich die „Autoschleife“, in der die Fahrt einen Euro weniger kostet. Ob ich in dem kleinen, roten Feuerwehrauto, das mit schlaffen Fahnen seine Runden dreht, auffallen würde? Da werde ich auf Idee 3 aufmerksam: Mengenrabatt. In vielen Fahrgeschäften kosten drei Fahr-Chips umgerechnet weniger als ein einzelner Chip. Also: Warten, Leute ansprechen, sich zusammentun. Außerdem entscheide ich mich dafür, den Aufgaben-Punkt „etwas spielen“mit einem Los abzudecken: 50 Cent. Erhöht ja auch irgendwie die Spannung, wenn alles an einer Chance hängt, versuche ich mir einzureden. Zwischendurch meldet sich das Bier zurück. 50 Cent gehen für den Toilettenbesuch drauf. Fehlt noch etZuerst