Augsburger Allgemeine (Land West)

Unterschri­ften für das 50 Meter Becken

Schwimmen Die Stadt Bobingen möchte statt Frei- und Hallenbad künftig ein Ganzjahres­bad betreiben. Eine Gruppe wehrt sich nun gegen die Pläne. Sie führen mehrere Punkte an, die aus ihrer Sicht problemati­sch sind

- VON PETER STÖBICH

Bobingen

Die Pläne des Bobinger Stadtrats für ein Ganzjahres­bad, das auf dem Aquamarin-Gelände gebaut werden soll, stoßen bei der Bevölkerun­g auf ein geteiltes Echo. Denn viele Bürger wollen das große 50Meter-Freibecken behalten und äußern Kritik wegen der geschätzte­n Baukosten von 16,7 Millionen Euro. Nach einer Unterschri­ftensammlu­ng, die Wasserwach­tmitglied Hermann Paulin vor einem Jahr organisier­te (wir berichtete­n), gibt es jetzt bei einer weiteren Aktion Bedenken gegen das beschlosse­ne Raumprogra­mm.

Anja Rödig, Hubert Gebert und Monika Deininger aus Wehringen haben mit weiteren Freunden des Bobinger Freibads unter anderem auf Facebook mehr als 1000 Unterschri­ften gesammelt, um die Ratsmitgli­eder noch einmal zum Nachdenken zu bringen. Zudem werben sie am Eingang des Freibades um weitere Unterstütz­er: Am vergangene­n Mittwoch war das Bad gut gefüllt, und es kamen alleine dort mehrere Hundert Unterschri­ften hinzu. Die Unterzeich­ner kommen nicht nur aus Bobingen, Königsbrun­n oder Augsburg, sondern auch von der anderen Lech-Seite aus Mering oder Kissing. Für die Macher ist das eine Bestätigun­g des guten Angebots, dass viele Menschen auch von weit her ins Bobinger Bad kommen.

„Es sind eine ganze Reihe problemati­scher Punkte, die uns zu denken geben“, sagt Gebert. So sei das vorgesehen­e Cabriodach nicht nur sehr teuer, sondern Bobingen weiche damit von seinem Leitbild als Energiesta­dt ab: Eine Kombinatio­n aus Photovolta­ik- und Solaranlag­e zur Energieein­sparung sei nicht möglich. Außerdem halten die Kritiker kostspieli­ge Extras wie ein Solebecken im Außenberei­ch oder eine Textilsaun­a für überflüssi­g. „Mit verschwitz­ter Badebeklei­dung ins Becken zu gehen, ist nicht gerade hygienisch“, meint Gebert. „Es geht definitiv wesentlich günstiger mit einem energetisc­h sinnvollen Hallenbadb­au ohne jeglichen Schnicksch­nack!“Die drei Initiatore­n und ihre Unterstütz­er wollen noch bis zum Ende der Freibadsai­son weiter Unterschri­ften für den Erhalt des Sportbecke­ns sammeln und die Listen dann an Bürgermeis­ter und Stadtrat übergeben. „Außerdem arbeiten wir an einem Alternativ­vorschlag für das Energiekon­zept, den wir der Stadt übergeben wollen“, sagt Monika Deininger.

Beim Neubau soll laut StadtratsB­eschluss auf das 50-Meter-Freibecken verzichtet werden; im Ganzjahres­bad sind künftig sechs 25-Meter-Bahnen geplant. Das sei für die Austragung von Schwimmwet­tkämpfen nicht sinnvoll, sagen die Kritiker. Nicht zuletzt sind ihnen auch die hohen Bau- und Betriebsko­sten ein Dorn im Auge: Außer hohen Eintrittsp­reisen seien in den kommenden Jahren auch Steuererhö­hungen zu befürchten, um das neue Aquamarin zu finanziere­n.

Die Freibadsai­son in Bobingen endet am 10. September, „sollte das Wetter sehr schlecht sein, machen wir schon einige Tage vorher zu“, kündigt Bernhard Langert von der Stadtverwa­ltung an. Danach ist Zeit, um das Hallenbad für Herbst und Winter vorzuberei­ten. Offizielle­r Saisonstar­t soll am 7. Oktober sein, laut Langert könnte es bei technische­n Problemen eventuell aber etwas später werden. Die Hallenbadt­echnik ist so veraltet, dass das Personal häufig improvisie­ren muss, um den Betrieb am Laufen zu halten. Schon heute gibt es für die Mess- und Regeltechn­ik kaum noch Ersatzteil­e; so kann es passieren, dass selbst bei kleinen Störungen ganze Anlageteil­e ersetzt werden müssen. Letztlich sind aber massive Betonschäd­en der Grund, warum ein Neubau notwendig ist. Sowohl in den Beckenwänd­en als auch an der Unterseite der Umgangsdec­ke und den Unterzügen an den Ecken haben sich starke Chloridbel­astungen ergeben. Außerdem ist die Karbonatis­ierung auch dort bereits weit fortgeschr­itten.

Außer den Initiatore­n der neuen Unterschri­ftenaktion gibt es in Bobingen noch weitere Befürworte­r eines 50-Meter-Beckens: „Es ist eines der schönsten in ganz Schwaben“, stellte Martin Gschwilm fest. Im Landkreis gibt es nur in Schwabmünc­hen noch ein solch großes Sportbecke­n im Freien. Der Ortsgruppe­nleiter der Wasserwach­t würde das Freibad am liebsten in seiner bisherigen Form belassen. Sein Lösungsvor­schlag: „Das Hallenbad mit einem vernünftig­en Energiekon­zept attraktive­r machen.“

Auch Kerstin Gießer, die seit einem Vierteljah­r die Schwimmabt­eilung des TSV mit rund 120 Aktiven leitet, ist über die Pläne für ein Ganzjahres­bad nicht glücklich. „Zumindest sind wir froh, dass es überhaupt noch ein Bad in Bobingen geben wird“, sagt sie.

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Foto: Adrian Bauer Am Mittwoch füllten sich die Zettel rasend schnell: Anja Rödig, Hubert Gebert und Monika Deininger aus Wehringen sammeln Un terschrift­en für den Erhalt des 50 Meter Beckens.

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