Augsburger Allgemeine (Land West)
Unterschriften für das 50 Meter Becken
Schwimmen Die Stadt Bobingen möchte statt Frei- und Hallenbad künftig ein Ganzjahresbad betreiben. Eine Gruppe wehrt sich nun gegen die Pläne. Sie führen mehrere Punkte an, die aus ihrer Sicht problematisch sind
Bobingen
Die Pläne des Bobinger Stadtrats für ein Ganzjahresbad, das auf dem Aquamarin-Gelände gebaut werden soll, stoßen bei der Bevölkerung auf ein geteiltes Echo. Denn viele Bürger wollen das große 50Meter-Freibecken behalten und äußern Kritik wegen der geschätzten Baukosten von 16,7 Millionen Euro. Nach einer Unterschriftensammlung, die Wasserwachtmitglied Hermann Paulin vor einem Jahr organisierte (wir berichteten), gibt es jetzt bei einer weiteren Aktion Bedenken gegen das beschlossene Raumprogramm.
Anja Rödig, Hubert Gebert und Monika Deininger aus Wehringen haben mit weiteren Freunden des Bobinger Freibads unter anderem auf Facebook mehr als 1000 Unterschriften gesammelt, um die Ratsmitglieder noch einmal zum Nachdenken zu bringen. Zudem werben sie am Eingang des Freibades um weitere Unterstützer: Am vergangenen Mittwoch war das Bad gut gefüllt, und es kamen alleine dort mehrere Hundert Unterschriften hinzu. Die Unterzeichner kommen nicht nur aus Bobingen, Königsbrunn oder Augsburg, sondern auch von der anderen Lech-Seite aus Mering oder Kissing. Für die Macher ist das eine Bestätigung des guten Angebots, dass viele Menschen auch von weit her ins Bobinger Bad kommen.
„Es sind eine ganze Reihe problematischer Punkte, die uns zu denken geben“, sagt Gebert. So sei das vorgesehene Cabriodach nicht nur sehr teuer, sondern Bobingen weiche damit von seinem Leitbild als Energiestadt ab: Eine Kombination aus Photovoltaik- und Solaranlage zur Energieeinsparung sei nicht möglich. Außerdem halten die Kritiker kostspielige Extras wie ein Solebecken im Außenbereich oder eine Textilsauna für überflüssig. „Mit verschwitzter Badebekleidung ins Becken zu gehen, ist nicht gerade hygienisch“, meint Gebert. „Es geht definitiv wesentlich günstiger mit einem energetisch sinnvollen Hallenbadbau ohne jeglichen Schnickschnack!“Die drei Initiatoren und ihre Unterstützer wollen noch bis zum Ende der Freibadsaison weiter Unterschriften für den Erhalt des Sportbeckens sammeln und die Listen dann an Bürgermeister und Stadtrat übergeben. „Außerdem arbeiten wir an einem Alternativvorschlag für das Energiekonzept, den wir der Stadt übergeben wollen“, sagt Monika Deininger.
Beim Neubau soll laut StadtratsBeschluss auf das 50-Meter-Freibecken verzichtet werden; im Ganzjahresbad sind künftig sechs 25-Meter-Bahnen geplant. Das sei für die Austragung von Schwimmwettkämpfen nicht sinnvoll, sagen die Kritiker. Nicht zuletzt sind ihnen auch die hohen Bau- und Betriebskosten ein Dorn im Auge: Außer hohen Eintrittspreisen seien in den kommenden Jahren auch Steuererhöhungen zu befürchten, um das neue Aquamarin zu finanzieren.
Die Freibadsaison in Bobingen endet am 10. September, „sollte das Wetter sehr schlecht sein, machen wir schon einige Tage vorher zu“, kündigt Bernhard Langert von der Stadtverwaltung an. Danach ist Zeit, um das Hallenbad für Herbst und Winter vorzubereiten. Offizieller Saisonstart soll am 7. Oktober sein, laut Langert könnte es bei technischen Problemen eventuell aber etwas später werden. Die Hallenbadtechnik ist so veraltet, dass das Personal häufig improvisieren muss, um den Betrieb am Laufen zu halten. Schon heute gibt es für die Mess- und Regeltechnik kaum noch Ersatzteile; so kann es passieren, dass selbst bei kleinen Störungen ganze Anlageteile ersetzt werden müssen. Letztlich sind aber massive Betonschäden der Grund, warum ein Neubau notwendig ist. Sowohl in den Beckenwänden als auch an der Unterseite der Umgangsdecke und den Unterzügen an den Ecken haben sich starke Chloridbelastungen ergeben. Außerdem ist die Karbonatisierung auch dort bereits weit fortgeschritten.
Außer den Initiatoren der neuen Unterschriftenaktion gibt es in Bobingen noch weitere Befürworter eines 50-Meter-Beckens: „Es ist eines der schönsten in ganz Schwaben“, stellte Martin Gschwilm fest. Im Landkreis gibt es nur in Schwabmünchen noch ein solch großes Sportbecken im Freien. Der Ortsgruppenleiter der Wasserwacht würde das Freibad am liebsten in seiner bisherigen Form belassen. Sein Lösungsvorschlag: „Das Hallenbad mit einem vernünftigen Energiekonzept attraktiver machen.“
Auch Kerstin Gießer, die seit einem Vierteljahr die Schwimmabteilung des TSV mit rund 120 Aktiven leitet, ist über die Pläne für ein Ganzjahresbad nicht glücklich. „Zumindest sind wir froh, dass es überhaupt noch ein Bad in Bobingen geben wird“, sagt sie.