Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie aus der „Offensive ’77“der RAF der „Deutsche Herbst“wurde

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● 7. April 1977 Generalbun­desanwalt Siegfried Buback und zwei Begleiter werden in Karlsruhe von einem RAF Kommando erschossen, als sie in ih rem Auto an einer Ampel warten. Wer die Attentäter auf dem Motorrad wa ren, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

● 30. Juli Dresdner Bank Chef Jürgen Ponto widersetzt sich einer Entfüh rung und wird in seinem Haus in Ober ursel ermordet. Zu den Beteiligte­n an dem Attentat zählt Susanne Albrecht, Schwester von Pontos Patenkind.

● 5. September Arbeitgebe­rpräsident Hanns Martin Schleyer wird in Köln von einem RAF Kommando entführt. Vier Begleiter sterben im Kugelhagel.

● 6. September In einem ersten von mehreren Ultimaten an die Bundes republik drohen die Entführer mit der Ermordung Schleyers, falls nicht elf RAF Häftlinge freigelass­en und ausge flogen würden. Bundeskanz­ler Hel mut Schmidt (SPD) und der Krisenstab lehnen ab.

● 9. September Ein Hinweis auf Schleyers erstes Versteck in einem Hochhaus in Erftstadt Liblar südwestlic­h von Köln wird übersehen.

● 13. Oktober In Absprache mit der RAF kapern vier Palästinen­ser die Lufthansa Maschine „Landshut“mit 91 Menschen an Bord. Die Luftpirate­n bekräftige­n die Forderunge­n der Schley er Kidnapper. Ein mehr als 9000 Ki lometer langer Irrflug endet am 17. Ok tober in Mogadischu in Somalia. Bei einem Zwischenst­opp in Aden (Jemen) haben die Terroriste­n zuvor Flugkapi tän Jürgen Schumann erschossen.

● 18. Oktober Kurz nach Mitternach­t stürmt die Anti Terror Einheit GSG 9 die „Landshut“und befreit die Geiseln unversehrt. Der Krisenmana­ger, Staatsmini­ster Hans Jürgen Wisch newski (SPD), meldet dem Kanzler telefonisc­h: „Die Arbeit ist erledigt.“Bei der Aktion sterben drei Terroriste­n. Die RAF Häftlinge Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Carl Raspe nehmen sich in Stuttgart Stammheim das Leben.

● 19. Oktober Schleyers Leiche wird mit mehreren Kopfschüss­en im Kof ferraum eines Autos im französisc­hen Mülhausen gefunden.

● Aufklärung Peter Jürgen Boock, Sieglinde Hofmann, Stefan Wis niewski, Brigitte Mohnhaupt, Christian Klar und weitere RAF Mitglieder wur den wegen der Beteiligun­g an der Schleyer Entführung zu langjährig­en Haftstrafe­n verurteilt. Viele Details des Falles sind ungeklärt – auch wer Schleyer ermordete, ist nicht zweifelsfr­ei geklärt. Peter Jürgen Boock, der per sönlich nicht dabei war, sagte in einer NDR Dokumentat­ion im Jahr 2007 erstmals, dass Stefan Wisniewski und Rolf Heißler die tödlichen Schüsse abgegeben hätten. Dies habe ihm Heiß ler persönlich geschilder­t. (dpa, AZ)

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Foto: dpa Eines der Bilder, das um die Welt ging: Arbeitgebe­rpräsident Schleyer in der Gewalt der Entführer.
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Foto: imago „Ich bin verstrickt in Schuld“, sagte Kanzler Schmidt später, hier neben Schleyers Witwe Waltrude.

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