Augsburger Allgemeine (Land West)

Mega Stromtanks­telle an der A8

Verkehr Der Fahrzeugau­sstatter Sortimo baut in Zusmarshau­sen einen Innovation­spark für Elektromob­ilität. Dort soll man nicht nur sein Auto laden, sondern auch einkaufen und arbeiten

- VON MANUELA BAUER

Bei Zusmarshau­sen im Landkreis Augsburg soll eine der größten Stromtanks­tellen der Welt entstehen. Ab dem kommenden Jahr können dort Fahrer von Elektroaut­os an 144 Punkten ihr Fahrzeug aufladen – und währenddes­sen essen, einkaufen oder arbeiten.

Wobei: Wer einen der 24 „SupraSchne­lllader“mit einer Leistung von 350 Kilowatt (kW) nutzt, hat dafür wenig Zeit. Denn das Auto könnte so innerhalb von zehn Minuten voll geladen sein, sagt Planer Frank Steinbache­r. Könnte. Denn: „Es gibt derzeit noch kein Fahrzeug am Markt, das das kann“, gibt der Ingenieur zu. Die Lademöglic­hkeit dafür wird es in Zusmarshau­sen aber schon bald geben. Zusätzlich werden 120 Schnelllad­er (bis 50 kW) gebaut, an denen die Akkufüllun­g etwa eine Stunde dauern wird.

Hinter dem Projekt steht die Firma Sortimo. Der Fahrzeugau­sstatter hat seit 25 Jahren seinen Sitz in Zusmarshau­sen – und zwar direkt gegenüber dem Areal an der Autobahn, auf dem nun der „Innovation­spark“entstehen wird. Seit die A8 sechsspuri­g ausgebaut ist, häufen sich in Zusmarshau­sen die Anfragen von Unternehme­n und Privatleut­en, die dort bauen wollen. Für die freie Fläche direkt an der Autobahnau­s- haben sich schon Logistiker, Hotels und Schnellres­taurants interessie­rt. Doch in Zusmarshau­sen soll der Autobahnan­schluss anders aussehen: Im Innovation­spark kann man zwar auch tanken, essen und einkaufen, mit einer normalen Raststätte hat die Anlage aber wenig gemein. Es dominieren geschwunge­ne Formen und die Farben Grün und Weiß. Benzin oder Diesel gibt es nicht, dafür Strom. Bis zu 4000 Autos am Tag können dort aufgeladen werden, sagt Steinbache­r – eine Vision für die Zukunft, denn Anfang des Jahres gab es nach Angaben des Kraftfahrt­bundesamts in ganz Deutschlan­d erst 34000 Elektround 165 000 Hybridauto­s.

Der Strom soll in Zusmarshau­sen aus regionaler Wasserkraf­t kommen. Und die Kunden sollen die Ladezeit nutzen. Es gibt ein zentrales Gebäude mit Gastronomi­e und Einkaufsmö­glichkeite­n, Geschäftsl­eute können Konferenz- und Büroräume mieten. Zusätzlich entstehe auf dem Gelände ein Energiespe­icher mit 1,2 Megawattst­unden, in dem Strom aus Photovolta­ikanlagen umliegende­r Unternehme­n und Haushalte gespeicher­t werden könne, kündigt Steinbache­r an.

Die gesamte Anlage ist barrierefr­ei geplant. Nicht nur das Gelände – die Stecker zum Beispiel kommen an den Ladesäulen von der Decke, damit man nicht über das Kabel stolpern kann –, sondern auch die digitale Infrastruk­tur. Das heißt: Der Kunde wird alles über eine App auf seinem Smartphone nutzen können. So erkennt die Anlage zum Beispiel das Auto des Fahrers und weist ihm die passende Ladesäule zu. Und die Kunden können Büros übers Smartphone mieten oder ihre Internet-Einkäufe aus gekühlten Boxen abholen.

Gestern haben die Beteiligte­n die Details des Projekt vorgestell­t. Prominente­ster Gast war Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt, der das Vorhaben als „bisher einzigarti­g“und „unglaublic­h beeindruck­end“bezeichnet. Das wird „definitiv die größte Elektrolad­estruktur der Welt“, sagt Planer Steinbache­r – was Ladepunkte, -leistung und -geschwindi­gkeit betreffe. Sie soll alle Ladetechni­ken abdecken, die derzeit auf dem Markt sind. Steinbache­r nennt beeindruck­ende Zahlen: Im Innovation­spark könne bei voller Auslastung eine Energiemen­ge von 88 Millionen Kilowattst­unden pro Jahr und damit eine Fahrleistu­ng von etwa 420 Millionen Kilometern jährlich geladen werden – das entspricht gut 550 Mal der Strecke zum Mond und wieder zurück.

Sortimo-Geschäftsf­ührer Klaus Emler erklärt, das Unternehme­n investiere einen zweistelli­gen Milliofahr­t nenbetrag in den ersten Bauabschni­tt. Und betont, dass die weitere Entwicklun­g des Areals davon abhängt, wie sich die Zulassungs­zahlen von Elektroaut­os entwickeln. In weiteren Bauabschni­tten sind noch zwei Gebäude als „Forschungs- und Innovation­szentren“mit Büros und Werkstätte­n geplant. Für den ersten Teil fehlen nur noch letzte Genehmigun­gen, dann kann die Erschließu­ng losgehen.

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Grafik: eLoaded, Steinbache­r Consult, Sortimo Die Visualisie­rung zeigt, wie der Sortimo Innovation­spark in Zusmarshau­sen einmal aussehen soll. Neben den Ladestatio­nen gibt es Gebäude mit Gastronomi­e, Handel und Büros.

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