Augsburger Allgemeine (Land West)
Endlich: Signal für den Bahnausbau
Verkehr Bundesminister Dobrindt setzt sich in den Regionalexpress nach Augsburg und hört sich Sorgen und Wünsche von Bürgermeistern an. Und er gibt ein lang erwartetes Versprechen für das dritte Gleis bis Dinkelscherben
Landkreis Augsburg
Die Fahrgäste im Regionalexpress von Dinkelscherben nach Augsburg staunten nicht schlecht, als plötzlich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt am Bahnhof in Dinkelscherben zustieg: Er machte sich am Freitagmittag ein Bild von der Strecke, die in naher Zukunft ein drittes Gleis erhalten soll. Pendler und Anwohner hoffen mit dem Ausbau auf pünktlichere Züge im Nahverkehr, einen besseren Lärmschutz entlang der Strecke und moderne Bahnhaltestellen. Während der 27-minütigen Fahrt hörte sich der Minister die Sorgen und Wünsche von betroffenen Gemeindevertretern an. Und er gab ein Versprechen: Noch in diesem Jahr sollen die Planungen für das dritte Gleis beginnen. Gleichzeitig sicherte er zu, dass der Bund die Planungskosten übernimmt. Das signalisiere der Bahn, wie ernsthaft an dem Projekt gearbeitet wird.
Eine Vereinbarung zwischen Ministerium und Bahn soll noch 2017 geschlossen werden. Konkreter wurde Dobrindt allerdings nicht. Dafür nannte CSU-Bundestagsabgeordneter Hansjörg Durz eine Jahreszahl: 2023. Sie bezog sich allerdings nicht auf das dritte Gleis, sondern auf die geplante B-300-Umfahrung von Diedorf. „Wenn alles reibungslos läuft, dann könnte 2023 Baubeginn sein.“Die Umfahrung muss wegen der Trassenführung mit dem Bahnausbau abgestimmt sein. Diedorfs Zweiter Bürgermeister Helmut Ritsch bat während der Zugfahrt, dass die Umfahrung schnell geplant werden soll. Außerdem sprach er eine tiefer gelegte Trasse mit Deckel oder einen Tunnel an – eine ohne Zweifel teurere Lösung. Aber: Darüber könne durchaus noch gesprochen werden, sagte der Bundesverkehrsminister.
Er sicherte zu, dass auch für die noch nicht barrierefreien Bahnhöfe entlang der Strecke eine Lösung gefunden werde. Dobrindt hatte selbst gesehen, wie steil die Treppen der Dinkelscherber Bahnhofsunterführung sind – „für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Behinderung stellen sie ein fast unüberwindbares Hindernis dar“, sagte der Bürgermeister der Marktgemeinde, Edgar Kalb. Am Neusässer Bahnhof machten Vertreter des Sozialverbands VdK auf die dringend notwendige Barrierefreiheit aufmerksam. Der CSU-Ortsverband übergab mit Bürgermeister Richard Greiner einen Brief: Darin geht es unter anderem um die Bitte, dass von der Bahn schnellstmöglich Pläne für den Stre- ckenausbau erarbeitet werden sollen. Nur damit ließen sich dann auch die städtebaulichen Probleme an den Haltepunkten Neusäß und Westheim lösen. In Westheim soll das Bahnhofsumfeld im Rahmen der Städtebauförderung neu gestaltet und damit auch das Stadtteilzentrum aufgewertet werden. Ein Park-and-Ride-Platz soll in unmittelbarer Bahnhofsnähe genauso entstehen wie geeignete Abstellmöglichkeiten für Autos und Fahrräder im Bahnhofsbereich. Weitere Themen sind dort die Beleuchtung und die „Eintaktung“der Staudenbahn.
In Neusäß gibt es laut CSU-Ortsverband ähnliche Probleme. Der Lärmschutz sei unter Verweis auf das dritte Gleis genauso wie in Diedorf zurückgestellt worden, obwohl Neusäß genauso wie der Augsburger Stadtteil Bärenkeller in der höchsten Kategorie eingestuft ist.
Warten müsse Neusäß außerdem mit der Weiterentwicklung seiner Stadtmitte, solange nicht klar ist, wie die künftige Bahninfrastruktur aussieht. Dabei habe die Stadt in den vergangenen Jahren erfolgreich im Bahnhofsumfeld Grunderwerb betrieben, erklärte Greiner. Neusäß habe bereits die Voraussetzungen für die Gestaltung eines künftig funktional barrierefreien und städtebaulich attraktiven Bahnhofsvorplatzes mit Buswendeschleife geschaffen.
Trotz der vielen Wünsche und der zu schüttelnden Hände kam der Regionalexpress gestern Mittag übrigens pünktlich am Augsburger Hauptbahnhof an – anders hatte es Minister Alexander Dobrindt in dieser Woche beim Test der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Bamberg und Erfurt erlebt. Auf der Rückfahrt hatte der ICESonderzug, der zunächst für 120 Kilometer Wegstrecke 45 Minuten benötigte, eine halbe Stunde Verspätung. Der Grund: Die Bremsen waren heiß gelaufen, der Zug stoppte automatisch. Die Bahn nahm’s positiv: Jede Störung heute helfe, für einen stabilen Fahrplan morgen zu sorgen.
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