Augsburger Allgemeine (Land West)
Einblick hinter die Fassade des Glas Spezialisten
Ausbildung Die Gersthofer Firma Seele stellt heuer 15 Auszubildende ein. Sie kommen in ganz verschiedenen Bereichen zum Einsatz. Luca Morreale wird zum Fachinformatiker ausgebildet. Welche Rolle sein Praktikum spielt
Gersthofen
Für Luca Morreale sind die weiten Hallen der Gersthofer Firma Seele nicht neu, und doch ist er gestern etwas aufgeregt. Zusammen mit anderen Kollegen streift er durch den Betrieb des weltweit führenden Fassadenbauunternehmens, das komplexe Gebäudehüllen aus Glas, Stahl, Aluminium, Membranen und anderen Hightech-Materialien herstellt. Für die 15 jungen Menschen ist es der erste Tag ihrer Ausbildung.
Drei Jahre lang wird der 19-Jährige aus Augsburg zum Fachinformatiker für Systemintegration ausgebildet. Für ihn ist es ein nahtloser Übergang nach dem Praktikum, das er seit März absolviert hatte. „Davor habe ich kurz Elektrotechnik studiert, aber mir wurde schnell klar, dass es mir zu viel Theorie ist“, erklärt er.
Durch Zufall wird er auf einen Fernsehbeitrag über die Firma aufmerksam. Schließlich ist das 1984 gegründete Unternehmen auf dem Weltmarkt nicht unbekannt: An zwölf Standorten arbeiten weltweit rund 1000 Mitarbeiter in der Unternehmensgruppe, die jährlich einen Umsatz von 200 Millionen Euro macht. „Das hat mir gleich zugesagt, deswegen habe ich auf der Homepage nach Stellen geschaut und mich direkt beworben“, sagt er.
Der 19-Jährige erhofft sich vor allem, viel aus der Praxis mitzunehmen. So ergeht es auch seinen anderen neuen Kollegen – egal ob technischer Systemplaner, Industriekaufmann, Fachinformatiker, Zerspa- nungsmechaniker, Fachkraft für Lagerlogistik oder dualer Student im Bereich Bauwesen Fassadentechnik und Projektmanagement.
Ausbildungskoordinatorin Andrea Stoll freut sich auf die Zusammenarbeit mit den jungen Men- schen. Sie erklärt, dass die Zahl derjenigen, die eine Ausbildung beginnen möchten, immer kleiner werde. „Im Laufe der Jahre hat es sich etwas verschlechtert“, sagt sie. Viele könnten sich unter den Berufsbezeichnungen nicht vorstellen, wie ihr Aufgabengebiet tatsächlich aussehe, vermutet sie. Den Weg, über ein Praktikum in die Firma zu kommen, sei durchaus üblich. Zudem bestehe die Möglichkeit eines Schnupperpraktikums, das im Fertigungsbereich bis zu drei, für die dualen Studenten bis zu zwei Tage dauert. „Ideal, um sich einen Überblick zu verschaffen“, sagt Stoll.
Auch Patricia Strixner wählte diesen Weg. Die 20-Jährige ist mittlerweile schon im zweiten Jahr der Ausbildung zur Industriekauffrau. An die Anfänge erinnert sie sich noch genau: „Es war vieles neu und aufregend. Ich war auch etwas unsicher, was auf mich zukommt.“Besonders der Einblick in die verschiedenen Abteilungen und die Aussicht, später in „jedem Bereich arbeiten zu können“, seien für sie ausschlaggebend gewesen, die Stelle anzutreten. „Ich bin froh über die Entscheidung, nach dem Abitur und dem Praktikum eine Ausbildung begonnen zu haben“, erklärt sie. Bisher verlaufe alles so, wie sie es erwartet habe.
Um den Auszubildenden den Start in das Arbeitsleben zu erleichtern, wird ihnen in den ersten Tagen und Wochen ein Pate als Ansprechpartner zur Seite stehen. Das habe sich etabliert und sei bewährt, besonders am Anfang kämen doch einige Nachfragen, sagt Ausbildungskoordinatorin Stoll.
Am kommenden Dienstag, 5. September, besteht für Kurzentschlossene oder für solche, die bisher noch keinen Ausbildungsplatz ergattern konnten, die Möglichkeit zum Bewerbungsgespräch für die freie Lehrstelle zum Metallbauer Konstruktionstechnik. Von 14 bis 17 Uhr können Interessierte vorbeischauen. Voraussetzung für die Ausbildung ist ein Hauptschulabschluss. Mitbringen sollte man Lebenslauf und Zeugnis.