Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Hoch auf die Sonne im Regen
Bundestagswahl Prominenter Besuch bei einem Energie-Pionier der Region: Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter zu Gast bei der Firma Hörmann an der Zusam. Warum sich der Bundespolitiker über ein natürliches Geschenk sehr freute
Zusmarshausen
Alles schien bestens organisiert und nahezu perfekt vorbereitet, einzig die Sonnenstrahlen fehlten: Ausgerechnet der Hausherr, einer der größten Anbieter von Solarsystemen in der Region, konnte dem prominenten Gast aus Berlin – einem echten Bayern – alles in Sachen regenerativer Energien bieten, nur eines nicht: unseren Heimatstern. Doch Anton „Toni“Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Deutschen Bundestag und in politisch rauen Witterungsumgebungen höchst erfahren, zeigte sich beim Empfang im Energiepark durch Gastgeber Rita und Markus Hörmann von herunterprasselnden Regentropfen im Zusamtal wenig beeindruckt.
Dafür ließ es der bekannte Bundespolitiker von der Spree nach einem kurzen Rundgang im sehenswerten Solarpark drinnen rhetorisch heftig krachen. „Standesgemäß“war der Parlamentarier zuvor in Begleitung vom Grünen-Bundestagskandidaten Franz Bossek (Kutzenhausen) in einem blauen, bunt verzierten VW-Bus vorgefahren, dessen Ladung neben den Politikern und Mitarbeitern vor allem aus leuchtenden Sonnenblumen bestand - ein deutliches Signal in Richtung grauem Himmel über der Marktgemeinde. Nach mehr als zwei Stunden mit einer nüchternen wie eindrucksvoll beschriebenen Bilanz zum Thema Energiewende hatte der Abgeordnete gezeigt, dass er die Klaviatur des politischen Diskurses beherrscht und sein Publikum rund vier Dutzend waren gekommen - über lange Zeit mit ruhigen wie scharfen Tönen bei der Stange hielt. „Die Ideen und Techniken zu Veränderungen unserer Umwelt sind da, wir müssen nur das träge Denken überwinden und vorausschauend handeln - so wie das in diesem Haus hier geschieht“, meinte Hofreiter.
Was den Mandatsträger wohl sehr gefreut haben muss, dass der Familienbetrieb seit Jahrzehnten vor allem auf Photovoltaik und später andere regenerative Nutzung setzt und dies optisch vor allem durch die originelle Gestaltung des Gebäudes und Vorplatzes zum Ausdruck bringt. Dort bekam der Bundesgrüne nicht nur mehrere E-Tankstellen für Autos wie Fahrräder zu sehen, darunter die vor sechs Jahren installierte, bayernweit erste Zapfstelle mit Solarantrieb, weshalb „wir uns damals ein wenig wie Exoten vorkamen“, wie Markus Hörmann mit einem Lachen betonte. Daneben entfalten sich große PV-Flächen, drehen sich kleine Windräder um die Wette und bieten künstlerisch gestaltete Wasserpumpen eine wahre Augenweide. Sitzgelegenheiten aus Naturholz und eine alte Telefonzelle mit Bücherschrank sollen die Menschen zum Verweilen einladen. „Alles ist so klasse hier, mit Ihnen haben wir wichtige Verbündete auf dem Weg zum Wandel in der Energienutzung“, betonte der Fraktionschef.
Die angesprochene Rita Hörmann, die wie ihr Ehemann für das regenerative Thema brennt, versprach: „Wir als Betrieb, werden draußen im Lande dafür Überzeugungsarbeit leisten.“Dass der Grünen-Mann dies seit vielen Jahren mit großer Leidenschaft – auch als Gemeinderat – ausübt, werden die mit anwesenden Kollegen vom Zusser Gremium wohl mit Interesse vernommen haben. Auch die Ankündigung von Energie-Pionier Markus Hörmann, ab dem kommenden Jahr ein Gebäude zu entwickeln, das nur von alternativen Energien betrieben wird und unabhängig vom öffentlichen Netz sein werde: „In der Schweiz gibt es so etwas schon, und in Zukunft könnten ganze energieautarke Siedlungen entstehen“, warf der Geschäftsmann in den Raum, in dem sich etliche sehr fachkundige Diskutanten eingefunden hatten.
Sobald diese den 47-jährigen Wahl-Berliner wortreich in die Zange nehmen wollten, lief Hofreiter zur Höchstform auf. Er geißelte die USA genauso wie die Bundesregierung und stellte in anhebendem Tonfall fest: „Die Klimaveränderung ist menschengemacht, wir haben da ein verdammt gesichertes Wissen.“
Bei solchen düsteren Feststellungen kam da ein süßes Abschiedsgeschenk von Rita Hörmann im feschen Dirndl gerade recht: Der promovierte Biologe bekam ein Glas Honig, natürlich von den fleißigen Bienen aus dem Energiepark vor der Haustür.
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