Augsburger Allgemeine (Land West)
Im Prinzip dafür…
Fußball … aber dann müsste der Videobeweis auch einwandfrei funktionieren. Was Trainer, Funktionäre und Schiedsrichter zur technischen Neuerung sagen und warum einer dagegen ist
Landkreis
Zwei Spieltage ist die Bundesliga nun alt, die erste Länderspielpause steht an, und an den Stammtischen wird eifrig über der Deutschen liebstes Kind debattiert. Doch es geht weniger um Fragen wie Elfmeter oder nicht, war’s nun Abseits oder nicht – sondern um die technische Neuerung im Fußball, den Videobeweis. Und auch hier lässt sich trefflich streiten, zumal ja bei der Einführung dieser Hilfe für die Unparteiischen bei Weitem nicht alles nach Plan lief. Zum Auftakt fiel die elektronische Überwachung nahezu komplett aus, und auch am zweiten Spieltag gab es genügend Diskussionsstoff über das Geschehen in den Stadien.
Auch Trainer und Funktionäre hierzulande machen sich natürlich ihre Gedanken über die neue Technik. „Für den Profifußball ist der Videobeweis generell eine gute Sache. Da geht es um viel zu viel. Aber so, wie es bis jetzt gelaufen ist, ist es eine Farce“, sieht Aystettens Trainer die bisherigen Erfahrung kritisch. „Diese Fehl- oder gar keine Entscheidungen – das ist schlecht.“Was der Ex-Profi überhaupt nicht versteht: „Da stehen 34 Kameras im Stadion, die verschiedenen Sender produzieren jede Menge Wiederholungen und Zeitlupen – warum werden diese Möglichkeiten nicht vor Ort eingesetzt?“Er könnte sich einen fünften Schiedsrichter vorstellen, der direkt am Spielfeldrand sitzen, anstatt irgendwo in einem Studio.
Eine noch gespaltene Meinung hat Stätzlings Trainer der zuvor bei der SpVgg Deuringen tä-
Marco Löring Alex Bartl,
tig war. Er gibt unumwunden zu, dass er noch „kein großer Fan“dieser Technik sei. „Jetzt wird halt über den Videobeweis diskutiert und weniger über das Spiel“, meinte er. Er hält das System für noch nicht ausgereift, da die Technik noch nicht hundertprozentig funktioniere. „Mir ist es noch zu schwammig, wann denn der Videobeweis zum Einsatz kommt – das müsste noch klarer geregelt sein“, sagte Bartl.
„Im Zeitalter der Technik würde ich den Videobeweis schon annehmen“, sagt „Jeder schimpft über den Schiedsrichter. So kann man seine Entscheidungen nachvollziehen“, findet der Trainer des SSV Anhausen den Einsatz technischer Hilfsmittel sinnvoll.
Josef Guggenberger.
Entscheidend sei dann, wie die Umsetzung gehandhabt wird.
hält überhaupt
Thomas Holzapfel
nichts vom Videobeweis. „Das ist alles viel zu viel. Man sollte es lassen, wie es ist. Einfach. Schlicht.“, sagt der langjährige Trainer, der nach Stationen unter anderem in Gersthofen, DJK Lechhausen, TSV Zusmarshausen, FC Lauingen jetzt beim Kreisklassisten VfR Foret tätig ist. „Wahrscheinlich verdienen sich einige eine goldene Nase. Für mich mischen da zu viele Leute mit und letztendlich ist es dann doch wieder eine subjektive Meinung. Außerdem ist man nicht einmal in der Lage, eine Linie zu ziehen“, empfindet er die bisherige Umsetzung lächerlich. Seiner Meinung nach sollte man die Entscheidungen dem Schiedsrichter überlassen. Holzapfel: „Fußballer machen Fehler, Schiedsrichter auch. Das gleicht sich im Lauf einer Saison immer aus.“
Hin- und hergerissen ist Sportrichter seines Zeichens auch Abteilungsleiter des TSV Friedberg. „Ich weiß nicht genau, wie ich das einschätzen soll. Einerseits geht es um viel Geld, andererseits scheint die Technik noch nicht ganz ausgereift – aber in anderen Sportarten wie Eishockey hat es sich ja auch bewährt.“
Und was sagt eigentlich ein Schiedsrichter zum Thema Videobeweis? der lange Jahre in der Bezirksoberliga gepfiffen hat und seit 2002 als Lehrwart für die Ausbildung der Augsburger Unparteiischen zuständig ist, hat eine eindeutige Meinung: „Der Videobeweis ist klar zu begrüßen. Er ist eine Hilfe für die Schiedsrichter und ich denke, er wird zu einer hundertprozentigen Trefferquote führen – wenn die Technik funktioniert und die Kameras die Szene auch auflösen können.“Er kann auch die Kritiker verstehen, denn es sei beschämend, dass man die Technik nicht auf die Reihe bekomme. „Der erste Spieltag war eine Katastrophe“, sagte er. Auch die Vorwürfe, es würde zu lange dauern, bis eine Entscheidung gefällt wird, lässt Schäfer nicht gelten. „Wir brauchen Geduld, das wird sich alles einspielen, dann werden auch die Entscheidungen schneller getroffen.“
Marcus Mendel, Horst Schäfer,