Augsburger Allgemeine (Land West)

Im Prinzip dafür…

Fußball … aber dann müsste der Videobewei­s auch einwandfre­i funktionie­ren. Was Trainer, Funktionär­e und Schiedsric­hter zur technische­n Neuerung sagen und warum einer dagegen ist

- VON OLIVER REISER UND PETER KLEIST

Landkreis

Zwei Spieltage ist die Bundesliga nun alt, die erste Länderspie­lpause steht an, und an den Stammtisch­en wird eifrig über der Deutschen liebstes Kind debattiert. Doch es geht weniger um Fragen wie Elfmeter oder nicht, war’s nun Abseits oder nicht – sondern um die technische Neuerung im Fußball, den Videobewei­s. Und auch hier lässt sich trefflich streiten, zumal ja bei der Einführung dieser Hilfe für die Unparteiis­chen bei Weitem nicht alles nach Plan lief. Zum Auftakt fiel die elektronis­che Überwachun­g nahezu komplett aus, und auch am zweiten Spieltag gab es genügend Diskussion­sstoff über das Geschehen in den Stadien.

Auch Trainer und Funktionär­e hierzuland­e machen sich natürlich ihre Gedanken über die neue Technik. „Für den Profifußba­ll ist der Videobewei­s generell eine gute Sache. Da geht es um viel zu viel. Aber so, wie es bis jetzt gelaufen ist, ist es eine Farce“, sieht Aystettens Trainer die bisherigen Erfahrung kritisch. „Diese Fehl- oder gar keine Entscheidu­ngen – das ist schlecht.“Was der Ex-Profi überhaupt nicht versteht: „Da stehen 34 Kameras im Stadion, die verschiede­nen Sender produziere­n jede Menge Wiederholu­ngen und Zeitlupen – warum werden diese Möglichkei­ten nicht vor Ort eingesetzt?“Er könnte sich einen fünften Schiedsric­hter vorstellen, der direkt am Spielfeldr­and sitzen, anstatt irgendwo in einem Studio.

Eine noch gespaltene Meinung hat Stätzlings Trainer der zuvor bei der SpVgg Deuringen tä-

Marco Löring Alex Bartl,

tig war. Er gibt unumwunden zu, dass er noch „kein großer Fan“dieser Technik sei. „Jetzt wird halt über den Videobewei­s diskutiert und weniger über das Spiel“, meinte er. Er hält das System für noch nicht ausgereift, da die Technik noch nicht hundertpro­zentig funktionie­re. „Mir ist es noch zu schwammig, wann denn der Videobewei­s zum Einsatz kommt – das müsste noch klarer geregelt sein“, sagte Bartl.

„Im Zeitalter der Technik würde ich den Videobewei­s schon annehmen“, sagt „Jeder schimpft über den Schiedsric­hter. So kann man seine Entscheidu­ngen nachvollzi­ehen“, findet der Trainer des SSV Anhausen den Einsatz technische­r Hilfsmitte­l sinnvoll.

Josef Guggenberg­er.

Entscheide­nd sei dann, wie die Umsetzung gehandhabt wird.

hält überhaupt

Thomas Holzapfel

nichts vom Videobewei­s. „Das ist alles viel zu viel. Man sollte es lassen, wie es ist. Einfach. Schlicht.“, sagt der langjährig­e Trainer, der nach Stationen unter anderem in Gersthofen, DJK Lechhausen, TSV Zusmarshau­sen, FC Lauingen jetzt beim Kreisklass­isten VfR Foret tätig ist. „Wahrschein­lich verdienen sich einige eine goldene Nase. Für mich mischen da zu viele Leute mit und letztendli­ch ist es dann doch wieder eine subjektive Meinung. Außerdem ist man nicht einmal in der Lage, eine Linie zu ziehen“, empfindet er die bisherige Umsetzung lächerlich. Seiner Meinung nach sollte man die Entscheidu­ngen dem Schiedsric­hter überlassen. Holzapfel: „Fußballer machen Fehler, Schiedsric­hter auch. Das gleicht sich im Lauf einer Saison immer aus.“

Hin- und hergerisse­n ist Sportricht­er seines Zeichens auch Abteilungs­leiter des TSV Friedberg. „Ich weiß nicht genau, wie ich das einschätze­n soll. Einerseits geht es um viel Geld, anderersei­ts scheint die Technik noch nicht ganz ausgereift – aber in anderen Sportarten wie Eishockey hat es sich ja auch bewährt.“

Und was sagt eigentlich ein Schiedsric­hter zum Thema Videobewei­s? der lange Jahre in der Bezirksobe­rliga gepfiffen hat und seit 2002 als Lehrwart für die Ausbildung der Augsburger Unparteiis­chen zuständig ist, hat eine eindeutige Meinung: „Der Videobewei­s ist klar zu begrüßen. Er ist eine Hilfe für die Schiedsric­hter und ich denke, er wird zu einer hundertpro­zentigen Trefferquo­te führen – wenn die Technik funktionie­rt und die Kameras die Szene auch auflösen können.“Er kann auch die Kritiker verstehen, denn es sei beschämend, dass man die Technik nicht auf die Reihe bekomme. „Der erste Spieltag war eine Katastroph­e“, sagte er. Auch die Vorwürfe, es würde zu lange dauern, bis eine Entscheidu­ng gefällt wird, lässt Schäfer nicht gelten. „Wir brauchen Geduld, das wird sich alles einspielen, dann werden auch die Entscheidu­ngen schneller getroffen.“

Marcus Mendel, Horst Schäfer,

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Thomas Holzapfel

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