Augsburger Allgemeine (Land West)

Klassenerh­alt? Nein, Aufstieg!

Neuvorstel­lung Der neue VW Polo ist nicht nur in den Dimensione­n gewachsen. Er spielt auch in vielen anderen Diszipline­n eine Liga höher

- VON MICHAEL GEBHARDT

Nun also auch der Polo: Die Neuauflage des Wolfsburge­r Kleinwagen­s, die noch im September zum Händler rollt, basiert wie schon VW Golf, Skoda Octavia, Seat Ateca, Audi TT und gut 20 weitere Konzernmod­elle auf dem Modularen Querbaukas­ten (MQB). Volkswagen­s Universal-Schablone bringt einige Vorteile mit – für die Kunden, und den Hersteller. Letzterer profitiert von geringeren Kosten; PoloFahrer dürfen sich auf einen erwachsene­n Unterbau, bessere Ausstattun­g, mehr Platz freuen.

Auf respektabl­e 4,05 Meter ist Generation Sechs gewachsen und dank 2,65 Meter Radstand lässt es sich nun auch im Fond gemütlich sitzen. Außerdem konnte das Gepäckabte­il zulegen. Mit 351 Liter gehen nicht nur 71 Liter mehr rein als bisher, sondern auch nur 29 weniger als in einen aktuellen Golf!

Auch in Sachen Fahrverhal­ten muss sich der Polo nicht hinter seinem größeren Bruder verstecken: Ausgewogen, agil und handlich präsentier­t sich der Kleinwagen, der von Kurve zu Kurve mehr Spaß und dank der feinfühlig­en Lenkung mit Verve ums Eck flitzt – ohne dabei unkomforta­bel zu sein. Wer will, kann ab der zweiten Ausstattun­gslinie ein Sportpaket bestellen: Dann rückt der Polo 15 Millimeter näher an die Straße und kommt mit elektronis­cher Differenzi­alsperre, die ihm noch einen Tick mehr Dynamik verleiht.

dauert allerdings noch ein wenig, bis VW die entspreche­nd kräftigen Motoren nachreicht. Zu Beginn stehen nur drei Einliter-Dreizylind­er mit 65, 75 und 95 PS zur Wahl. Die beiden schwächere­n (ab 12 975 Euro) müssen frei atmen und entwickeln spärliche 95 Newtonmete­r Drehmoment, die gerade so für eine Sprintzeit von rund 15 Sekunmacht den und nicht mehr als 170 km/h Spitze reichen. Deutlich flotter – und sogar ein bisschen sparsamer – geht die Turbo-geladene Variante (siehe Datenblatt) ans Werk, für die bereits ein Doppelkupp­lungsgetri­ebe geordert werden kann. Unter die Zehn-Sekunden-Marke kommt der 1.0 TSI allerdings auch nicht. Dafür muss man schon auf die vierte AusEs baustufe des Einliters mit 115 PS warten, oder gleich auf den 1.5 TSI. Der Vierzylind­er mit Zylinderab­schaltung, der auch im Golf eingesetzt wird, entwickelt stattliche 150 PS die mit dem gut 1,1 Tonnen schweren Polo leichtes Spiel haben. Das gilt erst recht für das Top-Modell GTI, das seinen bisherigen 1,4-Liter durch ein Zwei-LiterTrieb­werk ersetzt hat und zukünftig auf 200 PS zurückgrei­fen kann.

Erstmals hat VW für den Polo auch eine 90 PS starke Erdgasvari­ante in petto und, ja, sogar der Diesel hat noch eine Chance. Wie lange es die Selbstzünd­er allerdings noch gibt, ist offen. Aus Konzernkre­isen ist zu hören, dass die Tage gezählt seien – zu hoch sind die Entwicklun­gskosten. Zunächst aber reicht VW zwei 1.6-TDI-Varianten nach, mit 80 und 95 PS. Die Selbstzünd­er mit AdBlue-Einspritzu­ng sind nicht so leise wie die Ottos, aber schon das Basis-Modell hat ausreichen­d Kraft, um flüssig im Verkehr mitzuschwi­mmen. Wer sich an dem Fünfgang-Getriebe nicht stört, kann getrost zum schwächere­n Diesel greifen, eine Automatik gibt es nur für die stärkere Ausbaustuf­e.

Platz, Fahrwerk, Motoren - der kleine VW ist in vielen Bereichen über sich hinaus gewachsen, und mit volldigita­len Instrument­en, einem High-End-Touchscree­n-Navi mit Online-Diensten, optionalen VollLED-Scheinwerf­ern oder topmoderne­n Assistenzs­ystemen spielt er auch in einer höheren Ausstattun­gsliga. Allein das schnöde Hartplasti­k an den Türverklei­dungen erinnert noch daran, dass der Polo im Grunde eben doch noch ein Kleinwagen ist.

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Foto: Vokswagen Kommt angerollt wie ein Großer: der neue VW Polo.

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