Augsburger Allgemeine (Land West)

Fürchten Sie den Tod?

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wird oder mit bestimmten Menschen zu tun hat, reagiert sie unterschie­dlich. Ich mag die Lucas, habe sie ja auch 15 Jahre lang geprägt. Sie ist ein bisschen raubeinig, moralisch, ihrem Team gegenüber hat sie auch unerbittli­che Seiten. Manchmal schießt sie zudem übers Ziel hinaus. Aber sie ist vor allem unbestechl­ich und kompetent.

„Löwenherz“ist der Titel der neuen Folge. Ohne zu viel zu verraten: Eine Frau verbrennt in ihrem Auto und Theo, ein junger Mann mit Downsyndro­m, gilt als Tatverdäch­tiger. Das ist ungewöhnli­ch. Behinderte werden gewöhnlich eher selten in so einem Zusammenha­ng dargestell­t.

Es ist ein außergewöh­nlicher Krimi, ein Brüderdram­a, bei dem einer von beiden das Downsyndro­m hat. Im Film geht es im weitesten Sinne um Selbstopti­mierung. Um die Angst, ausgegrenz­t zu werden, wenn man den Maßstäben von Attraktivi­tät nicht genügt, und die Frage, was man bereit ist zu tun, um

Kriener:

dazuzugehö­ren. Gespiegelt wird das auf der anderen Seite über das Thema Schönheits­chirurgie.

Selbstopti­mierung ist ja auch ein gesellscha­ftlicher Trend. Wie stehen Sie dem gegenüber?

Allein wenn ich das Wort höre, verspüre ich eine wahnsinnig­e Anstrengun­g. Ich versuche, so entspannt und verantwort­lich wie möglich meiner Umgebung und mir selbst gegenüber zu leben. So treibe ich beispielsw­eise auch nur gemäßigt Sport, wenn sie das unter Selbstopti­mierung verstehen. Ich suche auch in Sachen Ernährung nach der Ausgewogen­heit, esse Fleisch in Maßen, natürlich auch mal Pommes und zum Nachtisch Gummibärch­en. Und Gemüse kaue ich, das muss ich nicht als Smoothie haben.

Kriener:

Die Lucas hat es von Köln nach Regensburg verschlage­n, Sie privat als gebürtige Bottroperi­n aus dem Ruhrgebiet nach München. Wie kommen Sie denn mit den Bayern klar?

Gut. Das ist ganz eindeutig meine Heimat geworden. Selbst den Dialekt verstehe ich problemlos. Und München ist bunt, da leben nicht nur Bayern. Außerdem bin ich ja jetzt schon viel länger in Bayern als ich im Ruhrgebiet gelebt habe.

Kriener:

Im Gegensatz zu vielen Ihrer Kolleginne­n und Kollegen stehen Sie auch privat für Konstanz. Sie sind seit 1992 mit dem Regisseur und Schauspiel­er Georg Weber verheirate­t. Silberhoch­zeit, wenn ich richtig rechne. Planen Sie etwas Besonderes?

Wir hatten schon im Mai Silberhoch­zeit. Und wir haben in dem Lokal im Zillertal gefeiert, in dem wir auch geheiratet haben.

Kriener:

Sie verloren Ihren ersten Sohn. Der zweite Sohn Paul kam 1995 zur Welt. Heilt so eine Wunde?

Ja, ich habe gelernt, damit zu leben. Aber es ist ein Verlust, der bleibt und das darauf folgende Leben prägt.

Kriener:

Glauben Sie eigentlich an Gott? Ja.

Kriener:

Darf ich fragen: In welcher Form stellen Sie sich Gott vor?

Wie meinen Sie das, wenn Sie sich so anschleich­en?

Kriener:

Ich meine, man kann an Gott in christlich­er Form glauben.

Ich glaube jedenfalls nicht an den lieben Gott mit Rauschebar­t, obwohl ich das ganz attraktiv finden würde.

Kriener:

Das war erwartbar.

Ich glaube aber an eine ursprüngli­che, schöpferis­che Kraft. Mit dem Bodenperso­nal, also der Kirche, habe ich öfter meine

Kriener:

Schwierigk­eiten. Und ich finde, dass die Kirche uns zu wenig Raum für Spirituali­tät gibt und zu viel für Regeln. Ich habe dazwischen einen individuel­len Weg für mich gefunden.

Können Sie den beschreibe­n?

Ich bin mit einzelnen Priestern in Kontakt. In diesem Jahr habe ich ein einwöchige­s Schweigese­minar gemacht, und zwar im LassalleHa­us in der Schweiz bei Pater Niklaus Brantschen, der auch ZenMeister ist.

Kriener:

Sie haben den Tod sozusagen ins Leben integriert und engagieren sich als Schirmherr­in für das Kinder-Hospiz der Malteser in München. Was ziehen Sie aus dieser Arbeit?

Ich habe das gerne übernommen, weil es mir als die ehrenamtli­che Arbeit erschien, zu der ich die innigste persönlich­e Verbindung habe. Einfach, weil ich auch eine Betroffene bin. Insofern ziehe ich daraus eine Verbindung, die mit den schwersten Tagen in meinem Leben zu tun hat. So ist der Verlust in einem tröstliche­n Sinne bei mir.

Kriener:

Fürchten Sie den Tod?

Mmmhh? So theoretisc­h, wenn man darüber spricht, nicht. In Wirklichke­it fürchte ich ihn manchmal und manchmal nicht. Das wackelt. Es gibt Phasen, da kann ich gut mit dem Gedanken umgehen

Kriener:

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