Augsburger Allgemeine (Land West)
Genau hinschauen, gut zuhören
Wechsel Dr. Johannes Aicher tritt ab Oktober die Nachfolge von Dr. Elmar Dietmair als Kinderarzt in Bobingen an
Bobingen
Seit dem 1. Mai ist in der Praxis von Kinder- und Jugendarzt Dr. Elmar Dietmair in Bobingen ein neues Gesicht zu sehen. Dr. Johannes Aicher, der die Praxis zum 1. Oktober übernehmen wird, arbeitet schon seit einigen Monaten mit und kennt bereits viele der kleinen Patienten und ihre Familien.
Von der Praxisarbeit ist der Arzt ganz begeistert: „Es ist toll, hier die Menschen von der Geburt bis zum Jugendalter hin begleiten zu können und ihnen in allen Lebenslagen zur Seite zu stehen.“Die bisherige Erfahrung bestätigt ihn in seiner Entscheidung für die Praxisarbeit. „Ich bin vor allem dankbar für die gemeinsame Zeit mit dem Kollegen Dietmair“, sagt Aicher. „Von der langen Übergangszeit profitieren alle: Für die Patienten ist es kein harter Schnitt und ich kann mir viel abschauen.“
Soziales Engagement zeigte der 38-Jährige schon sehr früh. Schon in der Schule, dem Leonhard-WagnerGymnasium in Schwabmünchen, baute er den Schulsanitätsdienst mit auf. 1997 trat er in die Rotkreuzbereitschaft Bobingen ein, fuhr Rettungsdienst und entdeckte dabei seine Liebe zur Medizin. Seinen Zivildienst leistete er auf den Rettungswachen in Bobingen und Langenneufnach ab.
Schon immer arbeitete Aicher gerne mit Kindern und Jugendlichen, leitete in Großaitingen auch eine Jugendgruppe und begann deshalb 2000 erst einmal eine Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger. „Dabei habe ich ein breites Grundwissen bekommen und viele wertvolle Erfahrungen gesammelt“, blickt Aicher zurück. 2003 entschied er sich für ein Medizinstudium in München, kam 2010 an die Haunersche Kinderklinik und arbeitete dort in der Onkologie.
Anfang 2017, mit dem Abschluss der Facharztausbildung, stand nun die Entscheidung für seine weitere berufliche Laufbahn an. „Ich hörte, dass Dr. Dietmair aufhört“, erzählt Aicher. Das Angebot habe interessant geklungen. Es sei eine wunderbare Chance in einer so toll aufgebauten Praxis anfangen zu können, ein echter Glücksgriff. „Es ist schön, dass man in der Praxisarbeit nicht nur mit schwerstkranken Kindern zu tun hat, sondern zum Beispiel bei der Vorsorge gesunde Kinder aufwachsen sehen kann“, weiß Aicher seine neue Arbeit zu schätzen. Er fühlt schon jetzt: „Es war die richtige Entscheidung, die Praxis zu übernehmen. Ich freue mich sehr auf diese Tätigkeit und denke, ich kann hier sehr viel bewirken.“
Die Kinderheilkunde sei ein breit aufgestelltes, vielseitiges Fach, man könne in verschiedenen Bereichen tätig sein. Gleichzeitig mache die Arbeit mit Kindern die Tätigkeit um einiges anspruchsvoller und schwieriger. „Man denke nur mal an eine Blutabnahme“, sagt Aicher, der vor Kurzem wieder nach Großaitingen zog. Zudem sei bei einem Kinderarzt der detektivische Spürsinn gefragt. „Kinder machen oft keine genauen Angaben, wo etwas wehtut“, weiß Aicher. „Da muss man schon genau hinsehen.“
Gerne holt der erfahrene Kinderarzt die Eltern mit ins Boot. „Eltern sind der wichtigste Partner in der Heilung der Kinder“, sagt er bestimmt. „Sie müssen umsetzen, was der Arzt empfiehlt.“Deshalb müsse man sich Zeit nehmen, ihnen zuhören und klare Ratschläge geben.
Außerhalb seiner Arbeit mag es Johannes Aicher sportlich. „Ich gehe gerne in die Berge“, erzählt er und schwärmt von einer Tour auf den Kilimandscharo: „Es war wirklich beeindruckend, durch die verschiedenen Klimazonen auf dem Berg zu wandern.“Ein Traum wäre für ihn ein Ausflug nach Nepal und auch der Aconcagua in Argentinien, Südamerika lockt ihn. „Aber das ist eine Zeitfrage“, sagt Aicher und lacht. „Da müsste ich schon ein paar Wochen Urlaub am Stück nehmen.“Und das ist momentan nicht drin. Dazu sind ihm seine neue Praxis und die damit verbundenen Herausforderungen zu wichtig. Dann lieber mit dem Rennrad oder dem Mountainbike durch die Westlichen Wälder. Ruhe und Entspannung findet Aicher auch beim Angeln.
Gerne möchte er auch Ansprechpartner für seine jugendlichen Patienten sein. „Jugendliche haben oft sehr spezifische Probleme“, weiß er. „Deshalb habe ich daran gedacht, vielleicht eine eigene Jugendsprechstunde anzubieten.“Erst aber gilt für ihn: „Die Arbeit in der Praxis und im Team mit den Kollegen und den Arzthelferinnen macht mir sehr viel Spaß“, bekräftigt Aicher. „Und ich hoffe, dass das eine Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte bleibt.“