Augsburger Allgemeine (Land West)
Will man in Augsburg die Stolpersteine gar nicht?
Zum Artikel: An welches Opfer des NS Regimes wird erinnert?“vom 1. Sep tember: Während in Augsburg seit 2013 „gscheit dahergredt“wird, hat sich die Zahl der Steine nahezu verdoppelt: von 35 000 auf über 61 000. Mindestens 350 weitere Kommunen haben sich dem Projekt geöffnet, insgesamt sind es damit über 1100. Weitere europäische Länder haben sich angeschlossen, darunter Russland (2013), Rumänien (2014) und Griechenland (2015), 2016 stieg auch Augsburgs tschechische Partnerstadt Liberec ein. Insgesamt machen bereits 22 Länder mit.
Haaretz, die größte israelische Tageszeitung, ehrt Gunter Demnig und sein Projekt regelmäßig. Demnig hat eine Stiftung gegründet, um den Fortbestand des Projektes „nach seiner Zeit“zu sichern. Die Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln eröffnet in Kürze eine große Ausstellung. Man könnte diese Reihe noch lange fortsetzen.
Was ist nur los in Augsburg? Will man die Stolpersteine im Grunde gar nicht haben? Sollen etwa die Bürgerinnen und Bürger nicht mit zu viel Eigeninitiative jemandes „Kreise stören“?
Neusäß
Thomas Hacker,
ihnen aber ein Stolperstein verwehrt. Diese Praxis ist für die noch lebenden Opfer oder deren Angehörigen unverständlich. An ihre Geschwister, Eltern oder Großeltern, die infolge der Verfolgung gestorben sind, kann zurecht mit Stolpersteinen erinnert werden, ihre eigenen erduldeten Leiden sollen in Vergessenheit geraten, weil sie das Glück hatten, zu überleben. So verweigert der Fachbeirat einen Stolperstein für Anna Pröll, Ehrenbürgerin der Stadt Augsburg und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, die für ihren Widerstand gegen das NS-Regime ins KZ gesperrt wurde und deren Angehörige die Nazis ermordeten.
Der Beschluss des Stadtrats zum Augsburger Weg für das Gedenken an die Opfer des NS-Regimes lässt sehr wohl Stolpersteine auch für Opfer zu, die überlebt haben. Die Stolpersteine werden von Bürgerinnen und Bürgern finanziert. Somit kommen auf die Stadt keine Kosten zu. Was spricht also dagegen, auch in Augsburg an die überlebenden Opfer und Verfolgten des NS-Regimes mit Stolpersteinen zu gedenken? Nötig ist nur eine Genehmigung, weiter nichts.
Bonstetten
Klaus Stampfer,