Augsburger Allgemeine (Land West)
So macht Warten am Telefon sogar Spaß „Das Endziel kann ein Video von Schülern sein, die nun wissen, wie audiovisuelle Medien hergestellt werden.“Karl Pösl
Musik Warum Karl Pösl ein Lied für die Warteschleife seiner Heimatstadt Stadtbergen komponiert hat
Stadtbergen Anrufer im Stadtberger Rathaus, die in die Warteschleife geraten, staunen nicht schlecht: Es ertönt das im Dialekt gesungene Lied „I war überall in Stadtbergen“. Das sorgt für gute Laune am Telefon. Die „Liebeserklärung“an seine Heimatstadt Stadtbergen richtet der im Stadtteil Deuringen beheimatete Lehrer und Musiker Karl Pösl.
In einem fröhlichen Lied verarbeitete er die Straßennamen aller vier Stadtteile. „Damit hat Stadtbergen ein weiteres Alleinstellungsmerkmal“, freut sich Bürgermeister Paulus Metz über die unterhaltsame musikalische Untermalung, die von Daniel Vazquez auf der Gitarre begleitet wird.
Warum stellt man sich mit seinem Namen vor? Um Nähe und Vertrautheit zu schaffen. Genauso verhält es sich mit Pösls Vorhaben: „Kenne ich die Straßennamen und Bilder meiner Umgebung, komme ich ihr näher und bin mit ihr ,vertraut‘. Vertrautes ist viel wertvoller als Anonymes.
Im Original heißt das Warteschleifenlied „I’ve been everywhere“ein Song aus dem Jahre 1954, komponiert von Geoff Mack. „Es ist eingängig und nicht schwer zu singen. Der Text besteht lediglich aus Ortsnamen und einem kleinen Textgag am Ende der letzten Zeile. Man war halt überall in seiner Heimat oder sonst wo“, sagt Karl Pösl. Diesen Gedanken hat er für Augsburg und Stadtbergen aufgegriffen. Als langjähriger Deuringer Bürger, der die Privilegien des Lebens in der Stadt Stadtbergen schätzt, war es nur ein kleiner Schritt, musikalisch seine Heimatliebe und damit seine Sympathie zu den Menschen auszudrücken, denen er begegnet. „So weit meine ganz private Intention“, lacht Karl Pösl, der 20 Jahre Mitglied der bekannten Augsburger Country- und Westerband Nashville Train war und über 1000 Lieder – auswendig – in seinem Repertoire hat.
In der Bildungspolitik läuft eine heiße Debatte bezüglich der Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien. Und als leidenschaftlicher Lehrer, der jeden Tag neue Ideen ausbrütet, war es für Pösl nur ein kurzer Schritt, um eine didaktische Konzeption zu erstellen, die es Schülern ermöglicht, kreativ und mit Freude zu arbeiten. Die kleinste Anforderungsstufe ist das Karaokesingen (Originaltext) mit Playback-Videoaufnahme mit einem Handy. Um einen neuen Text zu kreieren, benötigt man nur eine Straßenliste. Die Straßennamen werden in Silbenzahlen unterteilt. Fortgeschrittene können anhand der mitgelieferten Tonspuren eigene Mischungen erstellen und dem Film unterlegen. Benötigt werden mehrere Programme, um den von Schülern gesungenen Ton zur Karaokemusik aufzunehmen, die Videos zusammenzuschneiden und den Ton hinzuzufügen. Dazu noch eine motivierte Lehrkraft, die technikaffin genug ist, um sich diesen Herausforderungen zu stellen. „Das Endziel kann ein Video von Schülern sein, die nun wissen, wie audiovisuelle Medien hergestellt werden. Wettbewerbe etc. könnten das Ganze würzen“, erläutert Pösl sein Projekt, das er der Parkschule Stadtbergen vorstellen wird.