Augsburger Allgemeine (Land West)
Eine Liebeserklärung ans Fischacher Freibad
Lesestoff Mit einem Büchlein gelingt Poet Stephan Kremer und Fotograf Franz Bauer eine abwechslungsreiche Hommage an das Naturfreibad
Fischach
Liebeserklärungen gibt es viele – an den Partner, ans Enkelkind, an das Leben, selbst an Fußballvereine und Städte. Eine Offenbarung aber an ein Freibad? Stephan Kremer und Franz Bauer halten nur kurz inne. „Wir sind mit dem Fischacher Naturfreibad schon etwas verwurzelt“, meinen sie dann unisono.
Kein Wunder: Die beiden Ortsansässigen haben heuer etwa 100 Tage im Freibad am Schmutterweg verbracht. „Wir drehen dort bereits morgens unsere Runden“, erzählt Stephan Kremer. Neben der sportlichen Aktivität ist die Schwimmstätte für Franz Bauer vor allem auch „Urlaubsort, Erholung, Heimat und Kommunikationstreff“.
Bei Stephan Kremer, einem Religionslehrer in Ruhestand, fördert das Bad zudem die Inspiration. Der 65-Jährige präsentiert den Badegästen immer gegen 9 Uhr in der Früh einen selbstverfassten Spruch des Tages (wir berichteten). Dieses Ri- tual war schließlich der Anlass, ein Büchlein herauszugeben. „Immer wieder sprachen mich Badegäste an, ob man meine Verse nachlesen könne“, erzählt Kremer. Spontan sei so bei ihm die Idee eines Fotobuchs gereift.
Als ein Glücksfall erwies sich hier Franz Bauer. Er sei nicht nur stets unter der morgendlichen Schwimmerschar und ein jahrzehntelanger Freund, sondern auch ein renommierter Fotograf, sagt Kremer. Nun galt es nur noch, aus der großen Menge der Verse und des Bildmaterials eine Auswahl zu treffen. Der Titel lag auf der Hand: „Guten Morgen, liebe Schwimmerinnen und Schwimmer.“Damit begrüßt Stephan Kremer kontinuierlich vom Holzdeck aus die Badegäste. In alter Lehrermanier, wie Kremer lächelnd ergänzt.
Auf 26 Seiten entstand ein kleine, aber komplexe und abwechslungsreiche Bilderreise durch das Fischacher Freibad. Die Aufnahmen vom Schwimmteich, von Menschen und dem Umfeld spiegeln eine atmosphärische Palette schöner und vor allem bleibender Eindrücke und Erinnerungen wider.
Begleitet werden die Fotos von Wortspielen und klanglichen Assoziationen, die Alltägliches, Zwischenmenschliches und Gedanken beinhalten, nicht selten im liebenswerten Sprachwitz etwa von Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz, Karl Valentin oder Heinz Erhardt. Stephan Kremer ist ein Schreiber, der seine Worte in Versform abwägt, sich von ihnen zuweilen aber auch überraschen und mitreißen lässt.
Und welche Textfavoriten haben die beiden Macher des Büchleins selbst? Stephan Kremer fängt gleich zu zitieren an: „Zwei Tage ohne Morgenschwumm, / da wird mir ja im Kopf ganz dumm, / weil meiner Ordnung etwas fehlt, / wenn niemand meine Runden zählt.“
Franz Bauer hat es vor allem der Vers „Vom Dichten“angetan: „Der Sonntag ist nunmehr vorbei, / vorbei die dichterlosen Zeiten. /Heut’ bin ich wieder mal so frei, / das Schwimmen dichtend zu begleiten. / Nun badet euch in Poesie / noch manchen Tag, doch sonntags nie.“
Stephan Kremer und Franz Bauer wollen die Leser inspirieren. Und vielleicht ein bisschen schmunzeln lassen. Am Sonntag, 17. September, endet in Fischach die Badesaison. Dann sind bei Kremer und Bauer als Hobbys Radfahren und Wandern angesagt, beim Verseschmied kommt noch die Musik hinzu. Aber auch im Winter erfülle das Büchlein beim Lesen und Schauen seinen Zweck, meinen Text- und Bildautor. Es sei eine kleine Erfrischung auf dem langen Weg zur neuen Badesaison. O
„Guten Morgen, liebe Schwimmerinnen und Schwimmer“ist bei Elektro Schreibwaren Lotto Hörten steiner in Fischach, Poststraße 10, für acht Euro erhältlich.
Das Buch