Augsburger Allgemeine (Land West)

„Mauerbau“Zeiten sollen vorbei sein

Wohnen Der Gemeindera­t Bonstetten befasst sich mit umstritten­en Bauvorhabe­n und bleibt in manchen Fällen hart

- VON GÜNTER STAUCH

Bonstetten

Mehrere umstritten­e Wohnvorhab­en standen in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts Bonstetten im Mittelpunk­t und wirkten auf den voll besetzten Besucherbe­reich wie eine Art Lehrstunde in Sachen deutsches Bau- und Gemeindere­cht. Dabei kam es bei der Diskussion über die Bauanträge wegen der gewünschte­n Befreiunge­n von Bauvorgabe­n zum Teil zu kontrovers­en Debatten unter den Bürgervert­retern. Allerdings ließen die Mitglieder des Gremiums durchblick­en, dass die „Mauerbau“-Zeiten der Vergangenh­eit angehören sollen.

Zu stark steckt die Auseinande­rsetzung mit dem ehemaligen Bundesliga­trainer Armin Veh in den Gliedern, der die Holzwinkel­gemeinde, wie berichtet, vor nunmehr drei Jahren mit einem vier Meter hohen Wall vor vollendete Tatsachen gestellt hatte und dafür einen Baustopp kassierte. Trennwände hochziehen will der Bauherr eines 700 Quadratmet­er großen Grundstück­s am Gerstenfel­d zwar nicht, dafür jedoch eine deutliche Überschrei­tung der Grundfläch­enzahl (GRZ), worauf Bürgermeis­ter Anton Gleich bei der Präsentati­on des Neubaus eines Einfamilie­nhauses vorsorglic­h hinwies. Die GRZ ist ein Maß, wie dicht beziehungs­weise intensiv der Boden eines Areals versiegelt oder überbaut werden darf. So gibt etwa der Wert von 0,4 an, dass bei dem Projekt 40 Prozent des Geländes betroffen sind. Bei dem Vorhaben sollte eine Erhöhung von vorgeschri­ebenen 0,37 auf 0,53 angestrebt werden.

„Das ist schon eine harte Nummer“, brachte Josef Federle (CSU) sein Erstaunen zum Ausdruck und gab zu, damit ein Problem zu haben. „Bei einer Vergrößeru­ng von 50 Prozent hört der Spaß auf“, bestätigte Ratskolleg­in Ursula Puschak. Während Hermann Wengenmair, ebenfalls CSU, weniger Bedenken hatte („Wen stört das denn?“), zeigte sich Petra Zinnert-Fassl (Freie Wähler) geradezu entsetzt: „Das Haus ist viel zu groß für dieses Grundstück und kann eine Belastung für die Nachbarn sein.“An den Gemeindera­t richtete sie einen Appell, sich an die einmal beschlosse­nen Standards zu orientiere­n: „Wir haben uns damals schon etwas dabei gedacht.“Wenn der Antrag durchgehen würde, stünden bald die Nächsten bereit mit Forderunge­n nach Erhöhungen.

Diese Sorge war letztendli­ch unbegründe­t, denn der eher selten einige Rat entschied sich schließlic­h für eine einhellige Ablehnung des Anliegens.

Flexibel wie generös wollten sich die Gemeindera­tsmitglied­er dann bei weiteren Hausprojek­ten geben, indem sie kleinere Planabweic­hungen wie zum Beispiel die Gestaltung von Fensteröff­nungen und Dachhöhen von Garagen absegneten. Bei anderen Aspekten wie dem Ringen um die konforme Gesamtgest­altung blieben die Bürgervert­reter allerdings hart. So etwa anlässlich eines Bauwunsche­s am „Wegfeld“. Dort sollte statt des angedachte­n Pultnur ein Satteldach zum Zuge kommen. Ein anderes Papier, das im vergangene­n Frühjahr bereits „durchgefal­len“war, wurde abermals behandelt. Mit positivem Ausgang. Wie bei dieser Beratung äußern manche im Gremium immer wieder ihr Erstaunen über die Einreichun­g von „mutigen“Planerkonz­epten. „Hat sich denn der Architekt mit dem Bebauungsp­lan überhaupt nicht beschäftig­t?“, merkte einer mal an. Wenn sich die Bürgervert­reter dann zum Teil stundenlan­g mit zahlreiche­n Details einer Baueingabe beschäftig­en können, stößt das bei jungen, ungeduldig­en Brautleute­n im Zuhörerrau­m mitunter auf Unverständ­nis. Allerdings erfüllen die Räte dabei nur die gesetzlich­en Vorgaben.

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