Augsburger Allgemeine (Land West)

Trump packt den Knüppel aus

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

bewaffnet“, erklärte Trump. Pjöngjangs einzige Zukunft sei eine ohne Nuklearwaf­fen. Wenn die Vereinigte­n Staaten gezwungen würden, sich selbst oder seine Alliierten zu verteidige­n, „werden wir keine andere Wahl haben, als Nordkorea total zu zerstören“.

Machthaber Kim Jong Un bedrohe die Welt mit seinem Atomprogra­mm, das er aufgeben müsse. „Die Geißel unseres Planeten ist eine Gruppe von Schurkenst­aaten“, sagte Trump. „Wenn die vielen Rechtschaf­fenen sich nicht den wenigen Gemeinen entgegenst­ellen, wird das Böse triumphier­en.“

Wie schon zuvor in einem Tweet stilisiert­e Trump den nordkorean­ischen Diktator zu einem Charakter aus einem Comic. „Der Raketenman­n befindet sich auf einer Selbstmord­mission für sich selbst und sein Regime.“Dies sollte nicht die einzige Passage bleiben, in der sich politische Rede und Twitter-Sprüche miteinande­r vermischte­n. An anderer Stelle nannte er von Krieg, Klimawande­l und Katastroph­en heimgesuch­te Regionen als Teile der Welt, „die tatsächlic­h zur Hölle fahren“. Oder er sprach von „Verlierer-Terroriste­n“, die „vom Erdbo-

Vor der Generalver­sammlung der Vereinten Nationen gab es einige ungewöhnli­che Auftritte. 2009 steigerte sich der libysche Diktator Gaddafi in eine Wutrede hinein und zerriss sogar die UN-Charta.

Auch Trumps Auftritt wird künftig zu den denkwürdig­en gehören. Einem anderen Mitgliedst­aat der Weltgemein­schaft die „totale Zerstörung“anzudrohen – das ist ein Tabubruch. Trump sprach diese Worte mit voller Absicht. Er stieß die Drohung zwar mit Verve aus, aber er hatte knallhart kalkuliert, den großen Knüppel auszupacke­n. Der US-Präsident wollte seinen Widerpart in Nordkorea beeindruck­en und einschücht­ern. Dass er den notorische­n Provokateu­r Kim Jong Un damit erreicht hat, ist aber unwahrsche­inlich. Dem Diktator, den Trump abschätzig „Raketenman­n“nennt, ist es zuzutrauen, dass er umgehend neue Raketen starten lässt.

Sollte die massive Drohung Trumps wirkungslo­s verpuffen, wird sich die Frage eines militärisc­hen Vernichtun­gsschlags der USA gegen Nordkorea eines Tages ernsthaft stellen. Gewiss können die USA die bekannten Abschussra­mpen und das Machtzentr­um in Pjöngjang ausschalte­n. Aber niemand weiß, ob Kim mit geheimen Waffen zum Beispiel Südkorea heimsuchen kann. Die Folgen könnten schrecklic­h sein.

Der Präsident muss die Einhaltung der Bedingunge­n des Vertrags durch den Iran im Oktober erneut zertifizie­ren. Während die Inspektore­n bisher keine Verstöße festgestel­lt haben, suggeriert Trump, es gebe Anlass, das Abkommen zu kündigen. Damit isolierte er die USA unter den Vertragspa­rteien.

Alleine steht der Präsident übrigens auch mit seiner anhaltende­n Ignoranz beim Klimawande­l da. Während Hurrikan „Maria“in der Karibik Dominica und andere Inselstaat­en in ihrer Existenz bedroht, fand Trump kein Wort der Anteilnahm­e oder Verantwort­ung für die Folgen der Erderwärmu­ng.

Während er die Regierung von Kuba und Venezuela geißelte, warteten die Zuhörer vergeblich auf seine Ideen zum Nahost-Friedenspr­ozess, der Lage in Myanmar oder den russischen Einmischun­gsversuche­n in der Ukraine sowie bei den Wahlen in den USA.

Trump setzt auf eine Weltordnun­g, in der Nationalst­aaten allein nach ihrem eigenen Vorteil streben. „Ich werde immer Amerika über alles setzen“, gelobte der Nationalis­t. „Genau wie Sie als Führer ihrer Länder ihre Länder bevorzugen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany