Augsburger Allgemeine (Land West)
Trump packt den Knüppel aus
bewaffnet“, erklärte Trump. Pjöngjangs einzige Zukunft sei eine ohne Nuklearwaffen. Wenn die Vereinigten Staaten gezwungen würden, sich selbst oder seine Alliierten zu verteidigen, „werden wir keine andere Wahl haben, als Nordkorea total zu zerstören“.
Machthaber Kim Jong Un bedrohe die Welt mit seinem Atomprogramm, das er aufgeben müsse. „Die Geißel unseres Planeten ist eine Gruppe von Schurkenstaaten“, sagte Trump. „Wenn die vielen Rechtschaffenen sich nicht den wenigen Gemeinen entgegenstellen, wird das Böse triumphieren.“
Wie schon zuvor in einem Tweet stilisierte Trump den nordkoreanischen Diktator zu einem Charakter aus einem Comic. „Der Raketenmann befindet sich auf einer Selbstmordmission für sich selbst und sein Regime.“Dies sollte nicht die einzige Passage bleiben, in der sich politische Rede und Twitter-Sprüche miteinander vermischten. An anderer Stelle nannte er von Krieg, Klimawandel und Katastrophen heimgesuchte Regionen als Teile der Welt, „die tatsächlich zur Hölle fahren“. Oder er sprach von „Verlierer-Terroristen“, die „vom Erdbo-
Vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen gab es einige ungewöhnliche Auftritte. 2009 steigerte sich der libysche Diktator Gaddafi in eine Wutrede hinein und zerriss sogar die UN-Charta.
Auch Trumps Auftritt wird künftig zu den denkwürdigen gehören. Einem anderen Mitgliedstaat der Weltgemeinschaft die „totale Zerstörung“anzudrohen – das ist ein Tabubruch. Trump sprach diese Worte mit voller Absicht. Er stieß die Drohung zwar mit Verve aus, aber er hatte knallhart kalkuliert, den großen Knüppel auszupacken. Der US-Präsident wollte seinen Widerpart in Nordkorea beeindrucken und einschüchtern. Dass er den notorischen Provokateur Kim Jong Un damit erreicht hat, ist aber unwahrscheinlich. Dem Diktator, den Trump abschätzig „Raketenmann“nennt, ist es zuzutrauen, dass er umgehend neue Raketen starten lässt.
Sollte die massive Drohung Trumps wirkungslos verpuffen, wird sich die Frage eines militärischen Vernichtungsschlags der USA gegen Nordkorea eines Tages ernsthaft stellen. Gewiss können die USA die bekannten Abschussrampen und das Machtzentrum in Pjöngjang ausschalten. Aber niemand weiß, ob Kim mit geheimen Waffen zum Beispiel Südkorea heimsuchen kann. Die Folgen könnten schrecklich sein.
Der Präsident muss die Einhaltung der Bedingungen des Vertrags durch den Iran im Oktober erneut zertifizieren. Während die Inspektoren bisher keine Verstöße festgestellt haben, suggeriert Trump, es gebe Anlass, das Abkommen zu kündigen. Damit isolierte er die USA unter den Vertragsparteien.
Alleine steht der Präsident übrigens auch mit seiner anhaltenden Ignoranz beim Klimawandel da. Während Hurrikan „Maria“in der Karibik Dominica und andere Inselstaaten in ihrer Existenz bedroht, fand Trump kein Wort der Anteilnahme oder Verantwortung für die Folgen der Erderwärmung.
Während er die Regierung von Kuba und Venezuela geißelte, warteten die Zuhörer vergeblich auf seine Ideen zum Nahost-Friedensprozess, der Lage in Myanmar oder den russischen Einmischungsversuchen in der Ukraine sowie bei den Wahlen in den USA.
Trump setzt auf eine Weltordnung, in der Nationalstaaten allein nach ihrem eigenen Vorteil streben. „Ich werde immer Amerika über alles setzen“, gelobte der Nationalist. „Genau wie Sie als Führer ihrer Länder ihre Länder bevorzugen.“