Augsburger Allgemeine (Land West)

Vong Rechtschre­ibung her

Sprache Welche Folgen haben Jugend-Slang und Internet-Chats?

- VON WOLFGANG SCHÜTZ

Augsburg/Berlin

Da ist etwa die Sache mit dem „Vong“. Das schwappte ja als jugendlich­e Sprachverh­unzung in die ohnehin oft hanebüchen­e Schriftspr­ache im Internet und dann kokett in Werbung, die Jugendlich­e ansprechen sollte. In der Logik: „Das Wetter ist schön vong Sonne her.“Also als Ersatz für die im Deutschen ja ach so komplizier­te Genetiv-Konstrukti­on nach „wegen“. Typische Verblödung eben. Bloß, dass sich irgendwann herausstel­lte: Die „Vong“-Sprache selbst war eine Erfindung von Erwachsene­n, um die Jugendspra­che auf die Schippe zu nehmen. Der Urheber nennt sich Willy Nachdenkli­ch.

Aber es gibt doch auch echte Sprachverh­unzung durch die Jugend, im Internet, vong Migrations­einflüssen her, die dieser Willy ja bloß ironisiere­n wollte – die sagen doch „isch geh Schule“, tippen „I bims“statt „Ich bin’s“, heißen Heinz und schreiben sich „H1“. Und darum wacht die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung über die Entwicklun­g. Gestern nun stellte die ihren zweiten „Bericht zur Lage der Deutschen Sprache“in Berlin vor. Das Gesamturte­il der Experten lautet: „Die Lage der deutschen Sprache ist sehr gut.“

Echt jetzt? Auch vong Rechtschre­ibung her? Die Forscher sagen, Jugendlich­e und User würden sehr wohl die korrekte Standardsp­rache kennen, betrieben die Abweichung aber als kreatives Spiel (teils mit durch zu schnelles Tippen entstanden­en Fehlern). Oder sie setzten sie zur Abgrenzung ein. Generell aber gebe es so viel Standard in der Sprache wie noch nie, dessen Akzeptanz nehme auch eher zu. Und so könne man dem ohnehin nicht zu stoppenden Sprachwand­el gelassen gegenübers­tehen. Übelst nice, oder?

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Das ist Willy Nachdenkli­ch, Erfinder der Vong Sprache

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